„Containerdorf“ fürs Gymnasium

Radeberg.Dass es im Humboldt-Gymnasium Radeberg eng zugeht, ist bekannt. Wie dringend die Situation ist, wurde in den vergangenen Tagen deutlich.Per Eilentscheidung musste Landrat Michael Harig Sonderausgaben über 1,6 Millionen Euro anordnen. Das Geld wird dafür verwendet, um Container für die Gymnasien Radeberg und Großröhrsdorf anzuschaffen. Vier Klassenzimmer braucht allein Radeberg, um alle Mädchen und Jungen im kommenden Schuljahr angemessen unterzubringen, Großröhrsdorf zwei Container. Anfang September, zu Beginn des neuen Schuljahres, müssen die Räume stehen, vollständig ausgestattet und mit den nötigen Sanitärräumen und Garderoben versehen. Der Zeitplan ist also sehr eng.
Weshalb die späte Entscheidung? Zunächst kam die Corona-Pandemie dazwischen. Ausschuss-Sitzungen mussten abgesagt werden. Als die Kreisräte wieder tagen konnten, sollte die Entscheidung auf einer Sondersitzung Ende April fallen. Doch die AfD-Fraktion hatte Einwände: „Wir haben die Vorlage über mehrere Seiten kurzfristig auf den Tisch bekommen. Unserer Ansicht nach hätte die Entscheidung über immerhin 1,6 Millionen Euro zuvor in den Ausschüssen beraten werden müssen. Deshalb wurde sie auf unseren Antrag hin vertagt“, sagt der Fraktionsvorsitzende Henry Nitzsche. Anfang Mai dann die erneute Vorlage im Bildungssausschuss. Im Anschluss kam dann die Eilentscheidung des Landrates. „Die Zeitschiene von der Planung über die Ausschreibung, den Zuschlag bis zur Fertigstellung des Baus lässt keinen weiteren Spielraum mehr zu. Eine erneute Ladung des Kreistages zur Beschlussfassung ist zeitlich nicht mehr umzusetzen“, heißt es in der Begründung. Andernfalls ist eine „ordnungsgemäße Durchführung des Schulunterrichts“ nicht gewährleistet. Erst jetzt können Angebote eingeholt werden, der Zuschlag erteilt und erst dann kann mit dem Bau begonnen werden.
Elke Richter, Leiterin des Humboldt-Gymnasiums, hofft, dass die Container rechtzeitig stehen. „Wir sind schon jetzt an der Kapazitätsgrenze. Die Schülerzahl ist von 850 auf knapp 1.000 gestiegen. Wir brauchen die Erweiterung dringend.“ Angemeldet wurden an beiden Schulen bis Ende Februar 271 Schüler, prognostiziert waren lediglich 201 Schüler. Grund für den Anstieg sind die hohen Geburtenzahlen in den vergangenen Jahren und der Zuzug nach Radeberg und in die umliegenden Gemeinden.Unklar ist noch, wo das kleine „Containerdorf“ entstehen soll. Ein Vorschlag ist, die Räume in der Nähe der Sporthalle aufzustellen. „Außerdem gibt es das Angebot eines Bürgers, die Container auf seinem Grundstück aufzustellen. Diese Varianten werden jetzt geprüft“, sagt die Schulleiterin.
Ihr ist vor allem wichtig, dass sie in der Nähe der Schule stehen. „Je näher, desto besser. Weite Wege machen eine Organisaton schwierig. Nicht vorstellen können wir uns einen Busshuttle. Das wäre kaum zu handhaben.“ Es könnte sein, dass der Standort in den nächsten Jahren über die vier Container-Klassenräume hinaus erweitert wird. „Die Anschaffung weiterer Container in den Folgejahren erfolgt in Abhängigkeit von den tatsächlichen Schüleranmeldezahlen“, heißt es in dem Beschluss.Schulleiterin Elke Richter und sicher auch die Schüler wünschen sich jedoch eine langfristige Lösung. „Wir hoffen auf ein zweites Haus“, sagt sie. Von der Kreisverwaltung wird das zugesichert. „Das Schulamt sucht mit dem Gebäude- und Liegenschaftsamt und mit Unterstützung der Stadtverwaltung Radeberg derzeit Varianten für eine dauerhafte Kapazitätserweiterung am Standort Radeberg“, teilt das Landratsamt mit.Das Humboldt-Gymnasium wurde im Jahr 2000 durch den Landkreis umfangreich und aufwändig saniert und mit durch modernen Anbau ergänzt. In der Zwischenzeit war das Radeberger Gymnasium in die alte Hans-Beimler-Oberschule an der Waldstraße in der Radeberger Südvorstadt ausgelagert gewesen.
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