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Meißner Albrechtsburg wird Einbahnstraße

Deutschlands ältestes Schloss setzt die Hygiene-Maßnahmen um, und Burgchef Uwe Michel kündigt eine süffige Werbe-Aktion an.

Von Peter Anderson
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Albrechtsburgchef Uwe Michel und Entwickler Bruno de Sa Moreira mit einer Testversion des Histo-Pads, das trotz der Corona-Krise weiter entwickelt wird.
Albrechtsburgchef Uwe Michel und Entwickler Bruno de Sa Moreira mit einer Testversion des Histo-Pads, das trotz der Corona-Krise weiter entwickelt wird. © Claudia Hübschmann

Herr Michel, wie hat die Burgmannschaft die Schließzeit in den vergangenen Wochen überstanden?

Unsere wichtigste und schönste Aufgabe ist es ja, die Geschichte Sachsens und der Albrechtsburg Meissen unseren Gästen zu vermitteln. Wenn wir das an 50 Tagen hintereinander nicht tun können, dann ist das für Museumsmenschen natürlich schmerzhaft. Aber konkret: Etwa 80 Prozent der Beschäftigten waren in Kurzarbeit. Die wenigen, die im Homeoffice oder vor Ort waren, haben sich zum Beispiel mit dem Thema Absagen herumgeschlagen. 

Mit welchem Aufwand war dies verbunden?

Wir waren sowohl Absender als auch Empfänger von Stornierungen. Das heißt, wir mussten Brautpaaren, Künstlern und Ausstellern Termine absagen und haben gleichzeitig Stornierungen von Mietern, Eventagenturen und Reiseveranstaltern erhalten. In jedem Fall eine absolut undankbare Aufgabe. Daneben gab es im und am Schloss kleinere Baustellen zu koordinieren. Die Konservierung der Wandmalereien hat wieder begonnen. Ein Teil der Stadttreppe wird saniert und für Besucher nicht sichtbar, die vorhandene Regelungstechnik für Heizung und Lüftung überarbeitet. Und natürlich gilt es, den diesjährigen Haushalt soweit wie möglich anzupassen, um die fehlenden Einnahmen durch drastische Ausgabenreduzierungen zu kompensieren.

Prägt eine der schönsten Stadtansichten: die Albrechtsburg Meißen.
Prägt eine der schönsten Stadtansichten: die Albrechtsburg Meißen. © Claudia Hübschmann

Wie geht es jetzt weiter?

Seit dem 4. Mai kann die Albrechtsburg wieder besucht werden. Darüber sind wir sehr froh, denn wir sehen darin gleichermaßen einen Beitrag von uns und ein Angebot an unsere Gäste, den Weg in Richtung Normalität wieder einzuschlagen.

Was heißt das genau?

Wir hoffen, mit Beginn der nächsten Woche weitere konkrete Planungen anstellen zu können. Ganz wichtig für uns und unsere Gästeführer ist es, dass wir in Kürze wieder Besuchergruppen empfangen dürfen. Selbst wenn es sich erst mal ausschließlich um Touristen aus dem deutschsprachigen Raum handeln würde. Dieser wunderschöne Domplatz hat es ja nicht verdient, so verwaist zu liegen. Und jeder Tourist, der wegen der Albrechtsburg oder dem Dom kommt, ist auch ein Tourist für die Stadt. Und ebenso ganz wichtig: Die inhaltlichen Planungen zu unserem neuen Führungsangebot, dem Histo-Pad, mit dessen Hilfe sich der Besucher in verschiedene Zeitebenen der Albrechtsburg versetzen kann, laufen weiterhin auf Hochtouren. Nach wie vor ist es unser Ziel, im August mit diesem neuen Vermittlungskonzept an den Start zu gehen.

Lassen sich in den historischen Räumen der Burg die geltenden Corona-Auflagen realisieren?

Die geltenden Hygieneregelungen können in Deutschlands ältestem Schloss umgesetzt werden. Neben den allgemeinen Bestimmungen muss der Besucher bei uns zusätzlich Handschuhe tragen. Diese bekommt er kostenfrei beim Erwerb des Tickets dazu. Sie sind notwendig, um die 26 Medienstationen und die vielen Auszüge an unseren Vitrinen risikofrei bedienen zu können. Daneben gilt wegen der Abstandsregelung ein Einbahnstraßensystem. Das heißt, der Kleine Wendelstein führt ausschließlich hinauf und der Große ausschließlich hinab. Bisher haben alle Besucher die Regelungen akzeptiert und haben sich gefreut, dass das Schloss wieder geöffnet ist.

Hat es in den letzten Tagen mehr Besucher aus der Region gegeben, da der Reisekreis begrenzt ist?

Das Besucheraufkommen ist natürlich sehr verhalten. Es fehlen Touristen, Reisegruppen, Schulklassen und so sind die Besucher fast ausschließlich aus Sachsen und da überwiegend aus dem Landkreis.

Gibt es bereits wieder touristische Anfragen?

Es gibt eine geringe Zahl von Anfragen zu Führungen, auch zu Veranstaltungen und Hochzeiten. Meistens jedoch zu einem Zeitpunkt, der frühestens im September dieses Jahres liegt.

Welche Werbemaßnahmen laufen gerade beziehungsweise sind geplant?

Gemeinsam mit weiteren Schlössern gibt es eine schöne Aktion anlässlich des 350. Geburtstages von August dem Starken. Jeder zehnte Besucher erhält im Zeitraum vom 12. bis 19. Mai beim Ticketkauf eine Flasche Wackerbarth-Sekt dazu. Denn mit Sicherheit hat der Genussmensch und Kurfürst einen Tropfen vom Wackerbarthschen Weingut in der Albrechtsburg getrunken. Daneben laufen die Aktionen auf den Social-Media-Kanälen unter dem Titel: „Schlösserland für Zuhause“. Auch wenn die Schlösser wieder geöffnet sind, sind die darin enthaltenen Beiträge mindestens ein Appetizer, um einen nächsten Besuch in der Albrechtsburg oder den anderen Häusern zu planen. 

Zum Thema Coronavirus im Landkreis Meißen berichten wir laufend aktuell in unserem Newsblog!