Wie schnell Freizeiteinrichtungen starten

Eigentlich könnten ab heute die Freibäder in Sachsen öffnen. Die Landesregierung hat dafür in dieser Woche grünes Licht gegeben. Für die Betreiber kommt das aber völlig überraschend. Denn die Bäder dürfen nur unter strengen Hygiene-Vorschriften geöffnet werden. Und die sind bisher nicht einmal klar definiert.
"Wir müssen jetzt erst einmal mit der Mewa-Bad-Initiative besprechen, unter welchen Voraussetzungen wir das Bad öffnen können", sagt beispielsweise die Ostritzer Bürgermeisterin Marion Prange (parteilos). Die Stadt betreibt zusammen mit den Mitgliedern der Initiative das Mewa-Bad in Ostritz. Das Thema wird deshalb auch am Dienstag auf der Stadtratssitzung behandelt.
Wie viele ihrer Amtskollegen fragt sich Marion Prange, wie die Öffnung der Freibäder praktisch umgesetzt werden soll. Sie will sich an das Gesundheitsamt im Landratsamt und ans zuständige Ministerium in Dresden wenden, ob es außer den allgemeinen Hygiene-Vorschriften besondere Verordnungen gibt. "Müssen die Toiletten beispielsweise nach jeder Benutzung desinfiziert werden? Das wäre personell für Ostritz kaum zu stemmen", schildert sie.
Wegen der bisher unklaren Situation durch die Corona-Pandemie braucht die Stadt aber generell noch vier Wochen Vorlaufzeit, bevor das Mewa-Bad geöffnet werden kann. Noch ist hier das alte Wasser drin.
Theoretisch wäre das Volksbad Olbersdorf gerüstet für eine Eröffnung. Lediglich eine Woche Vorlaufzeit braucht die Gemeinde. Aber auch hier gibt es zu viele Fragezeichen wegen der eventuell notwendigen Hygiene-Maßnahmen. "Wie viele Personen dürfen wir pro Wasserfläche reinlassen", ist nur eine davon, berichtet Haupt- und Bauamtsleiter Ralph Bürger. An heißen Sommertagen tummelten sich bisher bis zu 2.000 bis 3.000 Besucher täglich im Volksbad. Am Mittwoch befassen sich deshalb die Olbersdorfer Gemeinderäte mit der Badöffnung. Bürger rechnet damit jedoch nicht vor Ende Juni oder sogar Anfang Juli.
Wie und wann die Saison im Silberteichbad in Seifhennersdorf gestartet werden kann, hängt auch vom Kindererholungszentrum Querxenland (Kiez) ab. Das darf jetzt zwar auch wieder öffnen, aber nur eingeschränkt für Familien. Gruppen-Aufenthalte, die immerhin das Hauptgeschäft des Querxenlandes ausmachen, sind weiterhin untersagt.
Planmäßig wäre der Saisonstart für Ende Mai vorgesehen. Die Stadt hat ein Notfall-Konzept vorbereitet, sagt Seifhennersdorfs Bürgermeisterin Karin Berndt (parteilos). Falls die fest eingeplanten Kindergruppen vom Querxenland und auch die tschechischen Gäste nicht kommen, werden nur der Naturteich, der Gondelteich sowie Liegewiesen, Spielplätze und dergleichen für die Öffentlichkeit zugänglich sein, nicht aber das Erlebnisbad mit der Rutschenanlage an sich. Denn ohne sie liegt die Besucherzahl bei nur ungefähr 35 Prozent. Schon zu Pfingsten wird der Campingplatz geöffnet.
Trixi-Park-Geschäftsführerin Annette Scheibe geht dagegen fest davon aus, dass das Waldstrandbad in Großschönau planmäßig am 30. Mai zu Pfingsten öffnet und bis dahin die besonderen Hygiene-Voraussetzungen geklärt sind. Die Besucherzahl im Freibad soll auf maximal 800 Gäste begrenzt werden. Und auf die Trixi-Rutsche darf immer nur eine Person.
Schon am 15. Mai werden bei Trixi Hotel, Ferienhäuser, Campingplatz und die Gaststätte geöffnet. "Gleich am ersten Tag, als bekannt wurde, dass wir wieder öffnen dürfen, stand unser Telefon nicht mehr still. Viele Gäste warteten darauf", sagt sie. Das Hallenbad von Trixi darf dagegen, wie alle derartigen Bäder, noch nicht geöffnet werden. Würde aber auch diese Beschränkung aufgehoben werden, sind nur eine Woche Vorbereitungszeit für die Wiederinbetriebnahme notwendig.
Wie die diesjährige Badesaison funktionieren soll, fragt sich auch die Hauptamtsleiterin der Gemeinde Kottmar, Kerstin Höhne. "Wir haben bisher ja noch keine richtigen Hygiene-Auflagen", sagt sie. Das Volksbad in Eibau könnte vielleicht im Juni öffnen und das Erlebnisbad in Obercunnersdorf eventuell ein paar Tage früher.
Abhängig von den Hygiene-Vorschriften, hofft die Oderwitzer Bürgermeisterin Adelheid Engel (parteilos) das Oderwitzer Bad planmäßig zu Pfingsten öffnen zu können.
Fitness-Studios öffnen schon am Montag
Uwe Wagenitz ist froh, am 18. Mai seine TopFit-Sportstudios in Löbau und Zittau wieder öffnen zu können. Sport getrieben kann hier jetzt von 9 bis 21 Uhr und damit eine Stunde früher, um den Besucherandrang etwas zu entzerren. Um die vorgegebenen Abstandsregeln einzuhalten, wurden einige Sportgeräte abgesperrt oder umgestellt.
Die Trainingszeit ist auf eine Stunde begrenzt. Duschen und Umkleidekabinen müssen aber geschlossen bleiben. Und Kurse dürfen noch nicht angeboten werden. Die besonderen Hygiene-Regeln sind überall ausgewiesen. "Soweit der Vorrat reicht, stellen wir auch Einweghandschuhe bereit", berichtet Uwe Wagenitz.
Und Simone Schwarzbach öffnet ihr Frauenfitness bei Self-Fit Zittau sogar noch früher. Ab 0 Uhr kann hier am Montag wieder täglich 24 Stunden lang Sport getrieben werden. Die Infra-Rot-Sauna und den Reha-Sport kann sie allerdings noch nicht anbieten.
Verlängerte Öffnungszeiten führt ab Montag der Geschäftsführer des Westpark-Centers Zittau, Heiko Wasser, ein. Von Montag bis Samstag ist von 7 bis 22 Uhr und am Sonntag von 9 bis 14 Uhr geöffnet. Maximal 30 Personen dürfen zeitgleich im Sportstudio sein.
Das gilt auch für den Kletterbereich, wo immer nur zwei Routen genommen werden dürfen. Kletterkurse sind noch nicht möglich, schildert er. Bowling ist auf den Bahnen 1 und 4 mit höchstens vier Personen pro Bahn oder bei Familien mit sechs Leuten möglich. Beim Tennis wird empfohlen keine „Doppel“ zu spielen und möglichst eigene Schläger und Bälle zu verwenden. Squash und Tischtennis sind auch möglich. Duschen, Umkleiden, Schwimmbad und Sauna sind geschlossen.
Filmpalast startet nächsten Donnerstag
Theoretisch dürfen auch Kinos ab Freitag wieder öffnen. Praktisch müssen Cineasten noch ein paar Tage warten, bis wieder Filme über die große Leinwand flimmern. Im Filmpalast Zittau wird der Betrieb erst nächsten Donnerstag wieder aufgenommen, so Kinoleiterin Ilona Schaller. Ursprünglich sei von einer Öffnung am 18. Mai gesprochen worden. Das hätte man, meint Frau Schaller, vielleicht noch schaffen können. Aber so schnell wie nun geplant, lasse sich das Kino nicht hochfahren. Schließlich müssen Hygienevorkehrungen getroffen werden. Die Kinobetreiber hätten sich deshalb entschieden, den Betrieb erst mit der nächsten Kinowoche wieder aufzunehmen.
Welches Programm dann gezeigt wird, soll am Wochenende entschieden werden. Frau Schaller geht aber davon aus, dass es eine Mischung von neuen Streifen und Filmen, die vor der Schließung der Kinos gut liefen, sein wird.
So viele Zuschauer wie vorher werden sich einen Film aber nicht anschauen können. In den Kinosälen soll nur jede zweite Sitzreihe belegt werden und auch zwischen den einzelnen Besuchern Sitze freibleiben. Die Sitze und Reihen, die nicht besetzt werden dürfen, werden entsprechenden gekennzeichnet. Platzanweiser sollen dafür sorgen, dass sich die Zuschauer an diese Vorgaben halten.
Wiedereröffnungs-Termin ist noch ungewiss
Auch die anderen Kinos der Region Löbau-Zittau wurden von der vorgezogenen Lockerung überrascht. "Dass mit der Wieder-Eröffnung der Kinos kam für uns schneller als vermutet, wurde doch für kulturelle Einrichtungen noch bis vor Kurzem keine baldige Öffnung prognostiziert", sagt Antje Schadow vom Kunstbauerkino Großhennersdorf.
In den nächsten Tagen wollen die Kinomacher einen Öffnungstermin festlegen. Der Betreiber eines anderen Programmkinos hatte von fünf bis sechs Wochen Vorlaufzeit gesprochen, um alles wieder hochzufahren. "Nun, ich denke, so lange werden wir hoffentlich nicht brauchen, aber ich kann noch nicht sagen, von welchem Zeitraum wir sprechen", erklärt Antje Schadow. Neben der Erstellung und Genehmigung eines Hygienekonzeptes müsse man zum Beispiel auch mit den Verleihern verhandeln.
Um Filmfans aber ein kleines "Bonbon" zu geben, bietet das Kunstbauerkino an diesem Freitag und Samstag ein Autokino in Zittau auf dem Festplatz an der Brückenstraße an.
Das Zittauer Kronenkino wird vorerst auch geschlossen bleiben. Der Hillersche Villa konzentriert sich jetzt auf die Durchführung der Filmnächte in der Weinau, die von Ende Juni bis Ende August stattfinden sollen, wie Karolin Lorenz erklärt. An der Dauer des Open-Air-Kinos und dem System, einen Film an zwei Abenden zu spielen, werde nichts geändert. Von den knapp 1.000 Sitzplätzen sollen maximal 400 besetzt werden. Karolin Lorenz hat drei Stunden mit dem Zollstock die erforderlichen Abstände abgemessen. Die Kinomacher appellieren auch an die Vernunft der Zuschauer, damit sich keine langen Schlangen an der Kasse oder der Gastronomie bilden.
Auch die Kulturfabrik Meda in Mittelherwigsdorf wird erst im September den regulären Kinobetrieb wieder aufnehmen, wie Veronika Kirchmaier mitteilt.
Kontinuierlicher Theaterbetrieb erst in der neuen Spielzeit
Das Gerhart-Hauptmann-Theater hatte schon vor einigen Wochen die aktuelle Spielzeit beendet. Man tue alles dafür, den Spielbetrieb unter den neuen Bedingungen möglichst schnell wieder aufzunehmen, erklärt Generalintendant Klaus Arauner. "Wir gehen aber weiterhin davon aus, dass ein kontinuierlicher Spiel- und Produktionsbetrieb zum Beginn der Spielzeit 2020/21 aufgenommen werden kann", so der Theaterchef.
Damit das möglich ist, erarbeitet das Theater Hygiene- und Abstandskonzepte für die einzelnen Betriebsbereiche. Gleichzeitig werden in allen Sparten Spielplanszenarien erstellt, die mit diesen Konzepten in Einklang gebracht werden müssen.