Warum Bernstadts Masken tierisch helfen

Gabriele Düwell führt eine Boutique am Bernstädter Markt gleich neben der alten Linde. In diesem Dezember macht sie das stilsicher seit 30 Jahren. Was modisch, praktisch und nachgefragt ist, dafür hat die Frau also offenbar ein Berufs-Gen - und das hat ihr jetzt erneut geholfen. In den Wochen, in denen sie ihren Laden nicht öffnen durfte, surrte ihre Nähmaschine unermüdlich. "Weiße Masken mag ich persönlich überhaupt nicht", erklärt sie. Und so hat sie kurzerhand selbst welche genäht. Bunt dürfen sie sein - oder wenn schon ohne Muster, dann wenigstens farbenfroh. Dann kann man sie auch zur Kleidung im Alltag gut kombinieren. Und im Alltag wird der Nase-Mund-Schutz wohl jeden noch eine Weile begleiten.
Eigentlich ist Frau Düwell beim Grübeln über ihren Ostergruß buchstäblich auf die Maske gekommen. "Das war noch vor der Entscheidung zur Pflicht - ich wollte Freunden einfach eine Freude machen und habe ihnen eine Maske genäht", erzählt sie. Einmal in Schwung nähte sie auch für ihre etwa 50 Kundinnen im Berthelsdorfer Diakonie-Wohnheim "Friedenshoffnung". "Als dann klar war, dass das Tragen in Geschäften zur Pflicht wird, habe ich mir vorgenommen, allen Stammkunden eine Maske gratis mitzugeben und weitere gegen eine kleine Spende zu verteilen", sagt sie. Schließlich habe die Regierung zwar beschlossen, dass alle eine Maske tragen sollen - aber zu haben waren keine. Die Nachfrage war also deutlich größer als das Angebot.
Nachschub an Stoff und Gummilitze
Da Gabriele Düwells Nähmaschine anschließend kaum aus dem Surren rauskam, ist sie wohl auf einige Hundert Masken gekommen: "Ich habe sie nicht gezählt - aber einige Nachtschichten eingelegt", sagt sie. Sie hat dabei alles verarbeitet, was sie in ihrem privaten Fundus an Baumwollstoff gefunden hat: kariert, gestreift, geblümt und unifarben. Zudem mussten die Stoffe immer auch vorgewaschen, gefaltet und gebügelt werden. "Als mir der Stoff und vor allem die Gummilitze ausging, habe ich einen Aufsteller im Schaufenster platziert, wer mir da weiterhelfen kann", erzählt sie. Material bekam sie dann rasch - auch den mittlerweile absolut raren "Schlüpfergummi", der als elastisches Halteband die Maske an den Ohren fixiert.
Ihre Kundinnen haben ihr die Mühe entlohnt - so wie jede konnte und wollte. "Die Masken waren sehr schnell weg, ich bin fast überrannt worden", freut sie sich. Einige ihrer Kundinnen haben gar anderswo beim Einkauf von ihrer Aktion geschwärmt. 530 Euro sind insgesamt zusammengekommen und die gehen jetzt als Spende ans Bischdorfer Tierheim. "Vor Jahren habe ich meine Katze aus dem Tierheim geholt und seitdem unterstütze ich es", sagt sie. Immer, wenn sie Aktionen für den guten Zweck mache, komme das dem Tierheim zugute.
Gabriele Düwell hofft natürlich auch, dass der starke Start dem Handel in Bernstadt und ihrer Boutique hilft, neu in die Gänge zu kommen. Die Frühlings- und Sommermode sei da, die Lager voll. Dass ihr 70 Quadratmeter kleiner Laden ziemlich verwinkelt ist, sei für sie und die Kunden kein Hindernis: "Drei, vier Käufer dürfen drin sein und wer warten muss, setzt sich derweile einfach auf die Bank unter die große Linde."