Corona bremst Kanu Aktiv Tours aus

Einen schöneren Ausblick können sich Rafael und Heiko nicht wünschen. Das Vater-Sohn-Gespann aus Wernigerode steigt in Königstein in ein Kanu und paddelt die Elbe hinab - die Festung liegt direkt vor ihnen, die Bastei ein paar Kilometer flussabwärts wartet schon. Eine Woche verbringen die beiden in der Sächsischen Schweiz, um etwas zu erleben. Bei Kanu Aktiv Tours in Königstein sind sie dafür richtig. Bei dem Outdoor-Anbieter kann man nicht nur Boote ausleihen, sondern auch klettern und Fahrräder mieten.
Eigentlich. Denn die Corona-Krise hat Firmenchef René Hofmann gehörig den Saisonstart verhagelt. Normalerweise laufen bei Kanu Aktiv Tours Anfang April die ersten Boote vom Stapel. "Wenn die Eisbahn zu macht, machen wir traditionell den Bootsschuppen auf", erklärt Hofmann. Dieses Jahr musste die Tür wegen der Corona-Pandemie länger zu bleiben.
Nicht erwünscht, aber auch nicht verboten
Wie lange, konnte dem Unternehmer anfangs keiner so genau sagen. Für Geschäfte, Restaurants oder Kinos gab es klare Regeln. Aber für Freizeiteinrichtungen wie bei ihm? René Hofmann wandte sich an den Tourismusverband Sächsische Schweiz. Geschäftsführer Tino Richter fragte beim zuständigen Ministerium nach, ob Kanu Aktiv Tours mit Boots- und Fahrradverleih starten kann. Mit folgender Antwort: "Es ist nicht erwünscht, aber auch nicht verboten", sagt Hofmann.
Er bereitet daraufhin alles vor: druckte Plakate, schaltete Werbung. Bis er erneut ausgebremst wurde. Dieses Mal vom Landratsamt in Pirna. Dort hatte der Corona-Krisenstab mitbekommen, dass der Outdoor-Anbieter wieder loslegen will. Anders, als das Ministerium in Dresden, sah man den Neustart hier kritisch. Die Elbe sei eine Freizeiteinrichtung. Und Freizeiteinrichtungen dürften nicht öffnen. Mit dieser Erklärung sah sich René Hofmann plötzlich konfrontiert - und war entsprechend verwirrt. "Das Ministerium sagte das eine, das Landratsamt das andere", schildert er. Na, wie denn nun?
Der Unternehmer wollte sich keine Strafe einhandeln. Und auch nicht, dass seine Kunden womöglich von der Polizei aus der Elbe geholt werden. "In einer so schon finanziell sensiblen Situation wollte ich keine Fehler machen", sagte Hofmann. Landrat Michael Geisler (CDU) hätte sich daraufhin noch mit dem Ministerium in Dresden in Verbindung gesetzt, um die Frage endgültig zu klären. Dort gab man Kanu Aktiv Tours erneut grünes Licht. Denn eine gewerbliche Vermietung von Motor- und Paddelbooten sei zulässig - wenn denn die verhängten Hygiene- und Sicherheitsstandards eingehalten werden. "Ende April hatte ich es schriftlich", erklärt der Firmenchef. Am 1. Mai ging es deshalb los. Die Betriebserlaubnis gab er sogar seinen Kunden mit aufs Wasser. Damit es bei einer möglichen Kontrolle durch die Wasserschutzpolizei keine Missverständnisse gibt.
Ferien sind nicht Hauptgeschäft
Dass Kanu Aktiv Tours wieder am Start sind, hat sich inzwischen herum gesprochen. Vor allem unter Touristen. Erst vor wenigen Tagen durften die beiden Campingplätze in Königstein wieder öffnen. Sie erleben gerade einen wahren Boom. "Davon profitieren wir enorm", sagt Hofmann. Die Elbpromenade ist an diesem Dienstagvormittag gut gefüllt mit Radfahrern und Wanderern. Einige legen am Bootsverleih einen Zwischenstopp ein. "Das Geschäft kommt langsam in Schwung", meint René Hofmann. Das muss es auch. Denn Kanu Aktiv Tours ist durch Corona in schwieriges Fahrwasser geraten.
Denn durch die strikten Corona-Regeln dürfen derzeit nur Mitglieder von maximal zwei Haushalten in ein Boot einsteigen, kurz gesagt zwei Familien. Im Schnitt seien das sechs Personen. Am meisten gefragt sind im Moment jedoch die kleineren Boote für zwei oder vier Personen. Große Gruppen legen kaum mehr ab. "Unsere 10er-Boote bleiben fast komplett liegen", schildert René Hofmann. Firmen oder Schulklassen, die auf der Elbe schippern wollen, fallen wegen der Corona-Restriktionen ganz aus. Beides sind für Kanu Aktiv Tours große Einnahmequellen. "Viele denken, dass die Sommerferien unser Hauptgeschäft sind, aber das stimmt nicht", erklärt er. Die Zeit davor und danach sei wichtiger für den Umsatz. Das Gruppengeschäft bricht nun weg, und damit ein Teil der Finanzen. "Die Saison ist eigentlich zu zwei Dritteln gelaufen", sagt Hofmann. Wenn die Regeln und die Kontaktbeschränkungen nicht vor den Sommerferien weiter gelockert werden, dann rechnet er mit einem Minus von bis zu 50 Prozent.
René Hofmann will den Mut dennoch nicht verlieren. Seine Mitarbeiter legen sich ins Zeug, um das Beste aus der Situation zu machen. Bei der Übergabe der Boote oder Fahrräder wird auf die Hygiene- und Abstandsregeln geachtet. Der Indoor-Klettergarten ist ebenfalls geöffnet - für einzelne Kunden oder Familien. Das Powerboot wird vermietet. Auch der Imbiss am Elberadweg ist wieder auf. Die Tische stehen hier weit auseinander. Es gibt Markierungen auf dem Boden und Desinfektionsmittel für die Kunden und Mitarbeiter. "Die Kunden halten sich zum Glück sehr an die Vorschriften", sagt Hofmann.
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