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Corona: Protestaktion in Zittau

Nur 15 Leute durften am Sonnabend demonstrieren. Gekommen waren aber weitaus mehr. Was sie zu sagen hatten. Dazu gibt es auch ein Video.

Von Holger Gutte
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Mitorganisator Steffen Golembiewski (vorn links) hatte am Sonnabend bei der Veranstaltung der Kritiker der Corona-Maßnahmen auf der Neustadt in Zittau viele Fragen zu beantworten.
Mitorganisator Steffen Golembiewski (vorn links) hatte am Sonnabend bei der Veranstaltung der Kritiker der Corona-Maßnahmen auf der Neustadt in Zittau viele Fragen zu beantworten. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Mit Klebestreifen waren am Sonnabend in Zittau 15 Kreuze rings um den Herkulesbrunnen auf der Neustadt aufgetragen worden. Genau dort durften die 15  genehmigten Protestler der angemeldeten Versammlung gegen die derzeitigen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie stehen. 

Und alle Kreuze waren auch besetzt. Jeder der Demonstrierenden hielt ein Transparent in der Hand oder hatte es sich umgehangen. Einige hatten sich Maulkorb auf ihren Mundschutz geschrieben. "Wir sind mündige Bürger", Stoppt die Einschränkung unserer Grundrechte" oder "Gegen Willkür und Schikane", stand auf einigen Transparenten. Ein kleiner Junge fährt mit seinem Buggy und hat ein kleines Transparent daran montiert. "Ich will wieder in den Tierpark", steht darauf. 

Bisher sind die Kritiker der derzeitigen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie nur in den sozialen Medien mit ihrem Protest aktiv gewesen. Jetzt wollten sie Gesicht zeigen. "Wir 15 Leute haben uns vorher zum Teil nicht mal gekannt", schildert  Steffen Golembiewski. Gemeinsam mit Claudia Loewenau hat er die Veranstaltung organisiert. 

Um den Herkulesbrunnen auf der Neustadt in Zittau zeigten die Kritiker der Corona-Maßnahmen ihren Protest.
Um den Herkulesbrunnen auf der Neustadt in Zittau zeigten die Kritiker der Corona-Maßnahmen ihren Protest. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Auch Kinder hielte kleine Plakate in der Hand.
Auch Kinder hielte kleine Plakate in der Hand. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
"Wir sind mündige Bürger", sagt diese Frau.
"Wir sind mündige Bürger", sagt diese Frau. © Rafael Sampedro
Immer wieder wird auf das Grundgesetz berufen.
Immer wieder wird auf das Grundgesetz berufen. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Auch viele Besucher trugen Transparente. 
Auch viele Besucher trugen Transparente.  © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Ein 30-minütiger stiller Protest.
Ein 30-minütiger stiller Protest. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Die Aussagen und Forderungen waren vielfältig.
Die Aussagen und Forderungen waren vielfältig. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Diese Frau gehörte zu den 15 genehmigten Protestlern. 
Diese Frau gehörte zu den 15 genehmigten Protestlern.  © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Ein selbst gemaltes Plakat eines kleinen Kindes.
Ein selbst gemaltes Plakat eines kleinen Kindes. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Immer mehr Leute kamen und blieben stehen. Offiziell gab es über 100 Schaulustige. 
Immer mehr Leute kamen und blieben stehen. Offiziell gab es über 100 Schaulustige.  © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Ursprünglich sollte die Aktion auf dem Marktplatz stattfinden, dort das Grundgesetz ausgebreitet und eine Runde um das Rathaus gelaufen werden. Aber das wurde wegen des Wochenmarktes nicht genehmigt. Das Landratsamt hat die Protestaktion zwar erlaubt - aber mit strengen Auflagen. 

Als Versammlungsort wurde der Herkulesbrunnen auf der Neustadt für maximal 15 Teilnehmer zugewiesen, die auch einen Mindestabstand von zwei Metern zueinander einzuhalten hatten. "Wir mussten alle 15 Teilnehmer namentlich erfassen und sollen die Daten 30 Tage aufheben", berichtet Steffen Golembiewski. 

30 Minuten lang harrten die Protestler mit ihren Plakaten auf ihren zugewiesenen Plätzen um den Brunnen aus. Es gab keine Ansprachen - weder über Megafon noch sonst irgendwie lautstark. Es war ein stiller Protest und ein Aufmerksam machen. 

Offiziell kamen über 100 Schaulustige

Trotz eingeschränkter Teilnehmerzahl sind die 15 Demonstranten nicht allein auf der Neustadt gewesen. Der erste Polizeihauptkommissar der Polizeidirektion, Dirk Pexa, schätzt die Zahl der Schaulustigen auf über 100. "In den Schilderungen der Einsatzleitung heißt es, dass ständig neue Schaulustige hinzu kamen und andere wieder gingen", schildert er. Manche schätzten die Zahl sogar auf über 200. Denn die Leute standen weit über der Neustadt verteilt. 

Viele von ihnen trugen ebenfalls Plakate, so wie Peter Pachl. Der Jonsdorfer solidarisiert sich mit der Aktion und tritt für die Einhaltung der Grundrechte ein.

"Europa offen + human" steht auf dem Transparent von Großschönaus Bürgermeister Frank Peuker (SPD). Auch er gehört zu den Sympathisanten oder Schaulustigen, wie es offiziell heißt. "Wir verspielen das ja gerade, was wir in den letzten 30 Jahren mit erreicht haben. Man muss schon seine Meinung äußern dürfen", sagt er. 

Niels Reszies steht mit dem Grundgesetz in der Hand einige Meter entfernt vom Brunnen.  Er trägt eine so genannte Querdenkerbommel. Diese Art Protest zu zeigen, findet er, ähnlich wie einst mit der Mainelke, gut. Wenn er sich auch mit den Ideen des Initiators nicht in jedem Fall identifizieren kann. 

Beifall und Widerstandrufe

30 Minuten lang stehen die Menschen in kleinen Grüppchen auf der Neustadt und tauschen ihre Gedanken aus. Manche suchen das Gespräch mit den Protestlern. Kurz vor 11.30 Uhr beginnt ein langanhaltender Beifall von fast allen Passanten im Umfeld. Viele rufen "Widerstand" oder "Wir sind das Volk". 

Um 11.30 Uhr beendet Steffen Golembiewski die Veranstaltung. "Wir bedanken uns für Ihre großartige Unterstützung", sagt er. Einige Leute bedanken sich für die Aktion bei ihm und würden beim nächsten Mal wiederkommen. Und einer sagt: "Habt Dank für euren Mut."

"Die Veranstaltung lief ruhig und ohne Vorkommnisse ab. Es gab keinen Grund für Beanstandungen und die Teilnehmerzahl wurde eingehalten", berichtet Dirk Pexa von der Polizeidirektion. 

Ob es eine zweite Veranstaltung gibt, kann Steffen Golembiewski noch nicht sagen. "Wir wollen erst einmal diese auswerten", sagt er. 

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