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"Die Folgen werden wir weit in die kommenden Jahre spüren"

Trotz schrumpfenden Marktes verkauft die Meißner Privatbrauerei immer mehr Bier. Doch die Corona-Krise trifft das Unternehmen ungewöhnlich stark.

Von Uta Büttner
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Zwei Mitarbeiter der Privatbrauerei Meißner Schwerter transportieren im Lager Bierkästen an Fässern vorbei. Letztere werden auf unbestimmte Zeit nicht gebraucht.
Zwei Mitarbeiter der Privatbrauerei Meißner Schwerter transportieren im Lager Bierkästen an Fässern vorbei. Letztere werden auf unbestimmte Zeit nicht gebraucht. © Claudia Hübschmann

Meißen. Bier aus dem Zapfhahn. Gemütlich im Biergarten sitzen. Die Corona-Krise macht das bis auf unbestimmte Zeit nicht möglich. Statt die höchsten Umsätze des Jahres zu machen, müssen Brauereien wie die Meißner Schwerter am Start der Frühjahrs- und Sommersaison mit extremen Einbußen rechnen. Also in diesem Jahr kein Grund für Brauereien, sich über den Tag des Bieres am Donnerstag zu freuen. „Der Monat Mai ist traditionell einer der stärksten Monate für uns. Die Folgen der aktuell ausbleibenden Absätze werden wir bis weit in die kommenden Jahre verspüren“, sagt Schwerter-Marketingleiter Norbert Rogge.

Seit dem Start der Corona-Pandemie ist in Deutschland der Absatz an Fassbier vollständig eingebrochen. „Fassbier macht für die Schwerter-Brauerei mit mehr als 30 Prozent einen im Branchenschnitt ungewöhnlich hohen Anteil am Bierabsatz aus, weswegen uns diese Entwicklung besonders stark trifft“, sagt Norbert Rogge. Zwar gebe es eine ungemindert hohe Nachfrage an Flaschenbier, die die Einbußen etwas abmildere, aber keinesfalls kompensiere. In diesem Zusammenhang bittet das Unternehmen seine Kunden, leere Flaschen möglichst schnell wieder zurückzugeben, „da die Leergutsituation aufgrund der Bevorratung von Händlern und Kunden angespannt ist“, sagt Rogge.

Die Schwerter-Brauerei bietet sechs Biersorten ganzjährig an. Drei saisonale Spezialitäten kommen hinzu, derzeit werden die Sorten Maibock und Elbsommer verkauft. „Am meisten nachgefragt ist logischerweise im Pilsland Sachsen auch bei uns das Privat-Pils, knapp gefolgt von unserem Meissner Schwerter Urhell“, sagt Rogge. Zudem legt die Schwerter-Brauerei limitierte Handwerks-Editionen in der 0,75-Flasche auf, „die erfahrungsgemäß schnell vergriffen sind. Aktuell arbeitet unser Braumeister an unseren Braukunst-Editionen Nummer 2 und Nummer 3, die dank spezieller Hopfengaben einen ganz besonderen Genuss versprechen und etwa ab Mitte des Jahres angeboten werden“, sagt Rogge.

Kurzarbeit für Gastronomie-Mitarbeiter

Bis zur Corona-Krise konnte die Schwerter-Brauerei nicht klagen. Obwohl die Deutschen immer weniger Bier trinken, „wächst die Nachfrage nach unseren Produkten seit Jahren kontinuierlich. Dieser Trend hat sich seit 2018 nochmals deutlich verstärkt - aufgrund der hohen Temperaturen und einem generell zunehmenden Interesse an regionalen Produkten. Dies gilt sowohl für Flaschenbier als auch für Fassbier“, sagt Rogge. Deshalb habe das Unternehmen kürzlich auch das Brau- und Sudhaus erweitert.

Doch nun ist der Absatz ungewiss. „Die Lage in der Gastronomie ist dramatisch. Ganz besonders, da wir uns am Beginn der Sommersaison befinden, in der die Brauwirtschaft einen großen Teil des Jahres-Umsatzes erwirtschaftet.“ Das gelte natürlich auch für die unternehmenseigenen Gastronomien, sagt Rogge. „Die Kolleginnen und Kollegen befinden sich seit Beginn der Corona-Maßnahmen in Kurzarbeit und hoffen natürlich auf eine baldige Lockerung durch den Gesetzgeber.“

Doch noch ist nicht abzusehen, wann und inwieweit es Lockerungen gibt. Veranstaltungen und Volksfeste fallen dem Coronavirus reihenweise zum Opfer. „Die Absage aller Großveranstaltungen bis Ende August trifft uns hart, zumal nicht klar ist, ob und wie es anschließend weitergeht“, sagt der Marketingleiter.

Einen höheren Absatz über den Online-Handel hat die Schwerter-Brauerei im Gegensatz zu anderen Branchen nicht zu verzeichnen. Zwar ist das Unternehmen seit dem Start des Web-Shops Mitte des vorigen Jahres zufrieden, „aber aufgrund der hohen Versandkosten ist das Angebot nur für überregionale Kundschaft von Interesse.“

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