Corona-Gefahr in Schule und Kita?

Dresden. Die Gefühle bei vielen Dresdner Eltern sind gemischt. Einerseits gibt es eine große Freude darüber, dass nun Schulen und Kitas weitestgehend wieder offen sind und die Kinder ihre Freunde wiedersehen und gemeinsam lernen können. Doch bei vielen mischt sich auch Sorge um eine Ansteckung mit dem Coronavirus in die Freude.
Doch wie groß ist die Gefahr, dass sich die Kinder in Schulen und Kitas mit dem Virus infizieren? Professor Reinhard Berner, Klinikdirektor der Klinik für Kinder-und Jugendmedizin an der Uniklinik Dresden, betont, es gebe keine Hinweise auf eine hohe Verbreitungsrate des Virus über Kinder. "Kinder erkranken seltener an Covid-19 und wenn, dann verläuft die Krankheit meist mild", so Berner.
Es habe nur einzelne schwere Verläufe gegeben. Es sei nach so vielen Wochen der Schließung nun wichtig gewesen, wieder zu öffnen. Gerade für Kinder in sozial schwachen Familien, betont der Mediziner. "Besser als aktuell mit so geringen Infektionszahlen in Dresden wird die Situation nicht, was eine Öffnung der Einrichtungen angeht", so Berner. Die Uniklinik habe aktuell ein Studienkonzept erarbeitet, um die Öffnung der Kitas und Schulen wissenschaftlich zu begleiten. Das Kabinett müsse nun entscheiden, ob es die Studie geben wird und wie sie finanziert werden kann.
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Auf die Frage, wie er das Hygienekonzept in Schulen und Kitas bewerte, betont Berner, es sei wichtig, dass diese auch über die nächste Zeit umsetzbar seien. "Das wird uns noch die nächsten Monate und nicht nur bis Juni begleiten", sagt er voraus. Er befürworte die Aufteilung in Gruppen. "Wenn es einen Corona-Fall gibt, ist es besser, nur eine Gruppe schließen zu müssen als eine ganze Kita oder Schule."
Jetzt sei es für alle wichtig, die Hygienetipps einzuhalten. "Viel lüften, Abstand halten und regelmäßig Händewaschen ist wichtig", sagt Berner. Man müsse sich nun auf die Eltern verlassen können, dass sie ihre Kinder wirklich nur in Schule und Kita schicken, wenn sie gesund sind. Er appelliert an die Dresdner und vor allem an die Familien, zum Wohle der Kinder und der Absicherung des Schul-und Kitabesuchs derzeit lieber auf Kino- oder Biergartenbesuche zu verzichten, um nicht ein unnötiges Risiko einzugehen.
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Laut einem Gerichtsurteil dürfen sächsische Eltern vorerst bis zum 5. Juni selbst entscheiden, ob sie ihre Grundschüler in den Unterricht schicken oder nicht. Laut Kultusministerium entschieden sich am Montag aber 90 Prozent der Dresdner Eltern dafür. Doch einige wenige unterrichten den Nachwuchs weiter zu Hause. Eine Dresdner Mutter beschwerte sich beispielsweise, dass sich in den Schulen viele Kinder dicht an dicht träfen, teilweise ohne Mundschutz.
Für die Grund- und Förderschüler gilt laut Allgemeinverfügung: Der Unterricht findet im Klassenverband innerhalb eines festgelegten Klassenraumes statt. Dies gilt auch, wenn ein Mindestabstand von eineinhalb Metern zwischen den Schülern innerhalb des Klassenraumes nicht eingehalten werden kann. Eine Pflicht, im Klassenraum während des Unterrichts einen Mundschutz zu tragen, besteht für Schüler nicht.
Die Dresdner Kitas betreuen die Kinder auch in festgelegten Gruppen ohne Kontakt zu anderen Gruppen. Dadurch müssen die Öffnungszeiten teilweise stark eingeschränkt werden. Kritik an den Regelungen in den Kitas kam unter anderem von den Dresdner Johannitern. "Die Regeln des Kultusministeriums sind im Alltag teilweise nicht umsetzbar. Unter anderem müssen Gruppengrößen, die Regeln für die Übergabe der Kinder und die Betreuungszeiten auf den Prüfstand", so Sprecher Danilo Schulz.
Ein Problem: Die Gruppen dürfen nicht gemischt werden. Erzieher sind fest an eine Gruppe gebunden. "Dennoch soll diese eine Erzieherin alle Kinder an der Gebäudetür in Empfang nehmen, weil die Eltern die Einrichtung nicht betreten dürfen. Aber was wird dann aus den Kindern, die bereits im Gruppenraum sind?", fragten die Johanniter, die in Dresden unter anderem Kitas und Altenheime betreiben.
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