Wenn alle Auftritte abgesagt sind

Dresden. Am vergangenen Wochenende wäre er bei der Windflüchter-Gala in Stralsund aufgetreten. Angela Merkel hatte sich angesagt. Und nächste Woche wäre "Charleys Tante" im Boulevardtheater dran gewesen, in dem Stück spielt er die Hauptrolle. Philipp Richter legt den Kopf in den Nacken und sagt: "Naja, eigentlich." An den Corona-Regeln Corona kommt auch er nicht vorbei.
Seit dem 20. März geht beruflich nichts mehr bei dem Schauspieler, der gern auch zum Tanzen auflegt, Sänger in der eigenen Band ist und bei Apollo Radio eine Talkshow moderiert. Wie so oft habe die Situation zwei Seiten, sagt Richter. "Endlich ist mal Zeit, mich um Liegengebliebenes zu kümmern. Oder diese leeren Plätze in der Stadt zu genießen", sagt er und zeigt auf den Theaterplatz. Außer zwei Bauarbeitern ist trotz schönster Frühlingssonne niemand zu sehen. "Wunderbar, eigentlich."
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Aber auch er hat sie, die Rechnungen, die weiter zu bezahlen sind. Miete, Autokredit. "Ich brauche ja nicht viel. Aber daran komme ich nicht vorbei." Weil er teilweise bei Theatern angestellt ist, bekommt Philipp Richter Arbeitslosengeld. Ohne diese Überbrückung wäre es bei ihm nicht weitergegangen. Beworben hat er sich auch beim Hilfsfonds "SOS for Culture", der vom Citymanangement und der Dresden Information ins Leben gerufen wurde. "Von denen habe ich über die Stiftung Lichtblick ganz unbürokratisch 500 Euro bekommen."
Hoffnung auf Neustart unter freiem Himmel
Keine große Summe. "Aber sie hilft, diese Zeit des Stillstandes zu überstehen", sagt der 39-Jährige. Er hofft, dass es zumindest im Sommer weitergeht. Dann stünde er beim Grusical "The Addams Family" im Garten von Schloss Übigau auf der Bühne. Am 10. Juli soll Premiere sein. Im Freien könnte es klappen, den nötigen Abstand unter den Zuschauern herzustellen. "Aber ich weiß noch nicht, ob das realistisch ist", sagt Richter. Denn noch würden alle Veranstalter auf Festlegungen der Landesregierung warten, unter welchen Bedingungen gespielt werden kann.
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Eines ist für den Mann mit den vielen Talenten aber sicher: Wenn es wieder losgeht, dann garantiert an allen Fronten. Zum Beispiel auch mit Jugendweihfeiern in seiner Geburtsstadt Chemnitz, die er seit vielen Jahren moderiert. "Ich bin sehr flexibel, kann aber nicht überall sein. Da werde ich wahrscheinlich Einiges absagen müssen, was mir auch leid tut."
Denn eigentlich liebt er genau diese Vielseitigkeit, die ihm die freiberufliche Arbeit bietet. So war es auch möglich, ein Hörbuch mit der Lyrik seiner Mutter einzusprechen, was er auf der diesjährigen Hope Gala präsentierte. "Darin geht es um Hoffnung. Dass Gefängnisse offenstehen oder alte Menschen nicht mehr in kalte Heime abgeschoben werden", sagt Richter. Es passe gerade gut in die Situation.
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