Wie sich das Einkaufsverhalten wandelt

Samstagvormittag auf dem Parkplatz im Elbepark. Wo sich normalerweise hunderte Autos drängeln, stehen an diesem Samstag gerade einen sieben Stück. Dutzende Läden sind zu, nur Lebensmittel- und Drogerieläden dürfen öffnen. Auch im Kaufland im Elbepark geht es ruhig zu. Wo noch vor zwei Wochen lange Schlangen am Eingang auf Zutritt warteten, war es diesmal ruhig. Kunden wie Stine Kersten nutzten die Chance, um schon mal für Ostern einzukaufen. "Ich werde einen Braten machen, dafür habe ich eingekauft und Süßes zum Verstecken", erzählt sie. Das Angebot sei nach wie vor reichlich und die Abläufe klappen gut, beobachtet sie.
Wenn das keine Überraschung ist: Der Parkplatz vor dem Kaufland in Dresden-Weißig ist kaum gefüllt. Wo sonst am späten Samstagvormittag schon Dutzende vor den Flaschenabgabe-Automaten warten, steht niemand. Schon vor dem Eingang sorgt das Unternehmen mit Absperrbaken dafür, dass sich die Mengen trennen in die, die reingehen, und die, die rauskommen. Security-Mitarbeiter schreiten freundlich, aber bestimmt ein, wenn einer den falschen Weg wählt. Für die Einkaufswagen steht Desinfektionsmittel bereit, das eifrig genutzt wird.
"Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich hier am Samstag so entspannt einkaufen kann", sagt Gernot Waldner und greift zu den Rispentomaten. Er ist überzeugt, dass die Dresdner inzwischen mehr Einkaufserfahrung in Coronazeiten hätten und das Wochenende meiden. "Das kommt denen zugute, die arbeiten müssen", sagt Waldner. "Die Regale sind voll, die Auswahl an Obst und Gemüse vorbildlich", findet er. Nur Schnittblumen sind aus. Eine Verkäuferin geht für ihn ins Lager, kommt aber ohne Strauß zurück. "Davon haben wir nur noch ganz wenig geliefert bekommen, die sind längst verkauft", sagt sie. Waldner kann damit leben. Außer Toilettenpapier hat er alles auf seinem Zettel bekommen.
Osterartikel hat der Single nicht gekauft. "Danach steht mir im Moment nicht der Snn", sagt er. Wie ihm ging es bisher den meisten Kunden, die vorwiegend Grundnahrungsmittel und Dinge des täglichen Bedarfs bei Kaufland geordert haben, schreibt Anna Münzing von der Kaufland-Unternehmenskommunikation. Das hält sie angesicht des Gebotes, zuhause zu bleiben und soziale Kontakte zu vermeiden, auch für völlig normal. "Gleichwohl gehen wir davon aus, dass die Kunden zuhause das Osterfest in kleinem Kreis begehen und dafür auch entsprechende Einkäufe tätigen werden", so Münzing. Entsprechend gute Angebote mache das Unternehmen, zum Beispiel reduziert es einige Ostersüßwaren bereits vor dem Fest.
Damit die Lage zwischen den Einkaufsregalen weiterhin so entspannt wie an diesem Samstag bleibt, bittet Kaufland seine Kunden, die gesamte Länge der Öffnungszeiten von 7 bis 20 oder 22 Uhr zu nutzen und gerne auch am Montag, Dienstag und Mittwochen vor Ostern zu kommen. "Unsere Filialen werden laufend und zu unterschiedlichen Uhrzeiten beliefert, sodass auch zu späteren Tageszeiten die Warenversorgung gesichert ist", schreibt Münzing.
Abstandshalter vor Bedientheken
Vor den Bedientheken sind im Weißiger Kaufland Kisten aufgestellt, auf denen abgepackte Wurst liegt. Der Abstand zu den Verkäuferinnen, die frische Wurst, Käse oder auch Fisch anbieten, wird so größer. Eine Vorsichtsmaßnahme, die eine junge Frau richtig gut findet. Zum ersten Mal hat sie ihre kleine Tochter mit zum Einkaufen genommen. "Die wollte unbedingt mit. Sie erlebt ja kaum was zuhause oder beim Spazierengehen. Ihr fehlen die sozialen Kontakte zu anderen Kindern sehr", sagt die Mutter. Das Kaufland lobt sie sehr, die Regale sein voll, die Mitarbeiter freundlich. "Das ist keine Selbstverständlichkeit."
Wenn Großfamilien unter Hamsterverdacht geraten
Einen vollen Einkaufswagen schiebt Diana Resch vor sich her. Vor ihr liegt das Prospekt mit Angeboten. Einige Kunden schauen verwundert auf die drei großen Jagdwürste, die sie im Wagen hat und die vielen Camemberts. "Ich muss einen 14-Personen-Haushalt versorgen. Da braucht man sehr viel", sagt die elffache Mutter. Derzeit lebt neben elf ihrer Kinder auch noch die Schwiegertochter mit ihrem Kleinkind bei ihr. "Ich habe schon sehr böse Szenen erlebt, wenn mich andere Kunden als Hamsterer bezeichen und das so etwas verboten gehört", sagt Diana Resch traurig.
Auch an den Kassen muss sie mitunter Waren zurücklegen, weil diese in der Menge beschränkt sind. Dabei hat sie immer ihren Familienausweis dabei und kann nachweisen, dass sie so viele Personen versorgen muss. "Das lassen die Kassiererinnen oft nicht gelten." Dann muss sie noch öfter einkaufen, wozu eigentlich keine Zeit ist. Denn mit den meisten ihrer Kinder muss sie Hausaufgaben machen. "Die Zeit ist nicht einfach. Der Einkauf ist inzwischen auch teurer, weil viele Sonderangebote vergriffen sind," sagt Diana Resch.
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Kurz und schmerzlos hat Denise Geißler ihren Einkauf hinter sich gebracht. Ihr drei Monate altes Baby wartet zuhause auf sie. "Schön, dass heute hier so wenige Leute da waren und ich alles bekommen habe",sagt die 25-Jährige. Zuletzt hatte sie Probleme mit ihrer Babynahrung Milasan. "Ich wollte vier Packungen nehmen, weil ich zwei pro Woche benötige. Das durfte ich nicht", sagt sie. "Dabei soll man doch gerade vermeiden, so oft rauszugehen. Ich verstehe Manches nicht so richtig", sagt sie und geht zum Auto.

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