Wie es sich Corona-frei auf dem Dorf lebt

Markersdorfs Bürgermeister Thomas Knack hätte es bis diesen Dienstag wie die Cook-Inseln machen können.
Die Inselgruppe im Südpazifik erklärte sich corona-frei: Kein Einwohner dort hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Genau wie in Markersdorf. Die Gemeinde zählte bis Dienstagmorgen zu den 21 der 53 Gemeinden im Kreis Görlitz, aus denen bislang kein einziger Corona-Fall gemeldet wurde.
Trotzdem wäre Knack der Letzte, der für seine Gemeinde eine Sonderrolle einfordern würde. In seinen Beiträgen fürs Amtsblatt ruft er seine Einwohner vielmehr zu Geduld und Disziplin auf. Denn ihm ist klar: „Die Situation ist eine große Herausforderung.“ Die Einwohner würden die Einschränkungen unterschiedlich aufnehmen. Für die meisten sei das in Ordnung, zumal im Moment immer wieder Lockerungen durchgeführt werden.
Die Maskenpflicht sei beispielsweise kein großes Problem, schätzt etwa Rolf Domke vom Unternehmerverband Markersdorf ein. „Die Unternehmerschaft hält sich an die Regeln und akzeptiert diese auch“, sagt er. Jeder tue, was er kann. Domke ist Vorsitzender des Verbandes. „Das Ganze trifft ja alle, auch alle produzierenden Betriebe und die Gastronomie sowie Frisöre besonders“, sagt er.
Doch während produzierende Firmen unter besonderen Hygiene-Bedingungen wieder loslegen, Frisöre nächste Woche starten können, sind die Perspektiven für die Gastronomie düster. Und so hofft der Verbandsvorsitzende für alle, dass die Auflagen immer weiter zurückgenommen werden. Denn längerfristig sei das nur schwer durchzuhalten.

Jetzt kommen wieder mehr Kinder in die Kitas
Dass seit einigen Tagen zusätzliche Lockerungen in Kraft traten, ist auch in den Kitas der Gemeinde zu beobachten. In Markersdorf arbeiten nach Angaben von Bürgermeister Knack besonders viele Menschen in Pflegeberufen und im Handwerk. Gegenüber der Situation vor zwei Wochen kommen deshalb bedeutend mehr Kinder in die Einrichtungen.
In Zahlen: Bei der Kita Jauernick waren das anfangs fünf, jetzt 15. In Friedersdorf neun und nun 15 Kinder und im Markersdorfer Kindergarten sind es 36 Mädchen und Jungen – zuvor fünf Kinder. „Damit nähern wir uns einer Auslastung von 50 Prozent“, so der Bürgermeister. Im Mai soll auch wieder eine Gemeinderatssitzung stattfinden – mit Abstand. Deshalb treffen sich die Räte im Friedersdorfer Gemeindehaus.

Bei Cindy Hielscher, Inhaberin vom „Blums“ an der B 6 blieben die Türen auch während der Corona-Krise offen. „Uns hat die Zeit eher in die Karten gespielt“, sagt die Unternehmerin. Weil Baumärkte schlossen, kauften Kunden verstärkt bei ihr regionale Ware: Blumen zum Pflanzen, Saft und frisches Gemüse. Mund-Nasen-Schutz müssen sie und die Verkäuferinnen auch tragen. Eine Mitarbeiterin näht aus bunten Stoffen die Masken, die es im Laden und neuerdings über das Internet zu kaufen gibt. Durch die Corona-Krise sei die Einbindung der neuen Medien noch mal richtig angeschoben worden. „Produkte präsentiere ich verstärkt online“, sagt sie.
Bürgermeister lobt Schöpstaler für ihre Disziplin
Dagegen hofft Rita Barteldt, dass bald alles vorbei ist. Die Taxifahrerin aus dem Schöpstal sagt, dass die Verunsicherung groß sei. Und das hat Auswirkungen. Sie arbeitet für das Unternehmen Taxi-Hoffmann. Krankenhaus- und Privatfahrten werden durchgeführt. Doch weil bei den Krankenhäusern der Betrieb zurückgefahren wurde, brach auch ein Teil dieser Taxifahrten weg. Das Gleiche gelte für die Privatfahrten. Gerade die Senioren nutzten gern das Taxi zum Frisör. Weil die Frisöre aber aktuell noch zu haben und unter Auflagen erst ab 4. Mai wieder öffnen, fallen diese Fahrten vorerst ebenso flach. „Das ist schon alles schwierig im Moment“, sagt Rita Barteldt.
Schöpstals Bürgermeister Bernd Kalkbrenner lobt die Einwohner: „Unsere Bürger sind sehr diszipliniert“, sagt er, dem es wie seinem Markersdorfer Amtskollegen geht: Es gibt keinen einzigen Corona-Fall in Schöpstal und dennoch müssen die Einwohner sich genauso an die Auflagen halten wie Menschen in bayerischen Landkreisen, wo das Virus ungleich mehr Menschen heimgesucht hat.
Auch in Schöpstal gibt es unterschiedliche Hilfsangebote. So unternimmt der in Ebersbach ansässige Alkanti-Verein Einkaufshilfen und Botengänge, Apotheken in Kodersdorf und Görlitz stellen Desinfektionsmittel für die öffentlichen Einrichtungen – beispielsweise für die Notbetreuung in Kitas und die Gemeindeverwaltung – bereit.
Und es gebe viele Schöpstalerinnen, die Masken nähen und anderen zur Verfügung stellen. Der Verzicht auf Veranstaltungen sei für die Jugend im Dorf schwer, während die älteren Einwohner eher zur Vorsicht neigen würden. Doch auch Bernd Kalkbrenner sagt: „Selbstverständlich wünschen wir uns alle, bald wieder zur Normalität zurück zu kehren.“
Dass die Vorsicht von Markersdorf Bürgermeister Thomas Knack angebracht war, machte die aktuelle Meldung der Coronafälle des Landkreises deutlich. Ein Infizierter im Landkreis mehr gegenüber Montag - ausgerechnet in Markersdorf.