„Corona-Umlage“ macht Haarschnitt teurer

Natürlich freue sie sich, dass es nächste Woche endlich wieder losgehe, sagt Claudia Mihály-Anastasio. Ende März musste die Freitalerin, die an der Dresdner Straße in Freital-Potschappel den Friseursalon Bienenhof betreibt, wegen der Corona-Pandemie zusperren. Fünf Wochen sind seitdem vergangen - ohne Arbeit, ohne Einkommen. "Das hat mich ganz schön runtergezogen, ich war fertig", sagt die Meisterin. Doch nun will sie wieder durchstarten. "Ich freue mich auf meine Kunden." Wenn da nicht die vielen Regeln wären, die Friseure nun beachten müssen.
Claudia Mihály-Anastasio steht in ihrem Laden, wie er bisher eingerichtet war und muss völlig umdenken. Sie redet über Absperrbänder, kontaktlose Desinfektionsmittelspender für die Kunden, über Mundschutz, kochfeste Arbeitskleidung und Einweghandschuhe fürs Personal. Der Wartebereich, eine gemütliche Sitzecke mit Sesseln, Tisch und Zeitschriften, muss gesperrt werden.
An den Eingang kommt ein Stehtisch, wo eine Liste ausgelegt wird. In die muss sich jeder Kunde mit Name und Telefonnummer eintragen - für den Fall, dass von den Gesundheitsbehörden Kontakte nachverfolgt werden müssen. Die Kunden dürfen nur noch alleine in den Laden kommen, also ohne Begleitperson. "Für Kinder bedeutet das, ohne Mama oder Papa Haare schneiden zu lassen", sagt Mihály-Anastasio und schüttelt den Kopf. "Ich bin mal gespannt, wie das funktionieren soll."
Haare schneiden nur noch nach dem Waschen
So wie der Freitalerin geht es allen Friseuren im Landkreis. Sie sind einerseits erleichtert, an ihren Arbeitsplatz zurückkehren zu dürfen. Andererseits macht sich Frust breit über die vielen Vorschriften. Die Handwerkskammer Dresden stellt auf ihrer Internetseite entsprechende Informationen bereit und verweist auf eine Liste der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege. Eine sehr lange Liste, die tief in das Handwerk eingreift.
So dürfen derzeit keine Trockenhaarschnitte angeboten werden, nicht mal für Kinder. Kunden parallel bedienen ist nur dann möglich, wenn dabei ausreichend und gründlich Hände desinfiziert und die Arbeitsgeräte gewechselt werden. Wimpern färben, Bärte schneiden, Augenbrauen zupfen - verboten. Die Friseure dürfen ihren Kunden noch nicht mal ein Glas Wasser anbieten.
Und wegen der Mindestabstands-Regelung können nicht mehr so viele Männer, Frauen und Kinder bedient werden, wie eigentlich normal. Für Salons wie den Freitaler Bienenhof heißt das: Mehr Aufwand, weniger Ertrag. "Ich habe normalerweise um die 40 Kunden an einem Tag, jetzt werde ich nur noch 16 bis 20 schaffen", sagt Claudia Mihály-Anastasio. Entsprechend wenige Termine kann sie vergeben und ist bis Mitte Mai so gut wie ausgebucht. Dafür hat sie sogar ihre Öffnungszeiten um einen Tag erweitert.
Manche Friseure werden aufgeben
Was die künftigen Preise beim Friseur betrifft, so muss jeder Salon für sich kalkulieren. Der Mehraufwand liegt auf der Hand. Die sogenannte Corona-Umlage könnte zwischen einem und fünf Euro pro Kunde liegen, sagt Anke Anton. Die Neustädter Friseurin ist Chefin der Innung im Landkreis.
Die 9.000 Euro Soforthilfe für Selbstständige haben Anke Anton zufolge im Landkreis viele Friseure in Anspruch genommen. Das habe gut funktioniert und manches abgefedert. Für wie viele Friseure im Landkreis die vergangenen Wochen zu viel waren, sodass sie am Ende aufgeben müssen, sei noch nicht absehbar. Die Handwerkskammer hat eine Blitzumfrage unter den Betrieben zu ihren Zukunftsaussichten gestartet, die allerdings noch läuft.
Doch schon jetzt ist absehbar, dass es vor allem im Dienstleistungsbereich Schließungen geben wird. Bei den Erhebungen jeweils zum Quartal wird zwar nicht explizit der Grund abgefragt, aber wenn die Zahl in den nächsten Monaten sehr steigt, liegt der Zusammenhang zu Corona nah. "Wir werden kämpfen", sagt Anke Anton. Aus ihrer Sicht ist der 4. Mai gerade noch der richtige Zeitpunkt, um alles wieder in die Reihe zu bringen.
Die Frage ist nur, wie die Kunden die Änderungen und Einschränkungen in den Salons akzeptieren. Mundschutzpflicht, Kontaktdaten aufschreiben, nur noch Nasshaarschnitte und dann auch noch Preiserhöhungen - die Freitalerin Mihály-Anastasio berichtet, sie habe bereits Beschwerden und böse Anrufe bekommen. "Ich bitte da wirklich um Verständnis, schließlich mache ich das ja nicht aus Spaß."
Was ist ab Montag beim Friseur zu beachten:
- Was auch sonst schon angebracht war: Pünktlich sein.
- Eigener Mundschutz wird empfohlen, auch wenn manche Salons ihn anbieten.
- Es gibt weder Kaffee noch Zeitungen für die Kunden.
- Termine werden nur telefonisch vereinbart. Dafür gibt es in der Regel Zeitfenster, denn das Telefonieren muss bei weniger Friseuren organisatorisch anders geplant werden. Viele Friseure informieren auf ihren Anrufbeantwortern darüber.
- Es sollte mit höheren Preisen gerechnet werden. Vorgaben oder Empfehlungen gibt es nicht. Jeder Salon entscheidet, wie er mit den höheren Kosten umgeht.
- Wie anderenorts auch wird, wo möglich, Kartenzahlung bevorzugt.
- Kunden müssen unterschreiben, dass sie da waren, um im Falle von Infektionen die Kontaktkette nachvollziehen zu können.