"Endlich sind wir wieder da"

Gespannt hat André Matthausch am Freitag in Zittau seine Gaststätte "Zur Seeger Schänke" pünktlich um 11 Uhr aufgemacht. Keine 20 Minuten später kommen die ersten Gäste. "Ich habe auch schon Vorbestellungen. Die Leute warten regelrecht darauf, dass wir wieder aufmachen und sind heiß darauf", sagt er.
Am Donnerstag sind noch mal konkretere Anweisungen zu den Hygiene-Regeln für die Gaststätten gekommen. Schon am Eingang werden die Gäste darauf hingewiesen. Sie werden platziert. Desinfektionsmittel steht bereit. Und an der Tür hängt ein großes Schild, auf dem sich der Gastwirt bei seinen Gästen bedankt.
"Wir haben die Corona-Zeit gut mit Lieferservice überbrückt", sagt er. Und er ist dankbar, dass die Leute es angenommen haben. Auch Kunden, die noch nie bei ihm waren, gehörten dazu. Und während er das sagt, kommen die nächsten Gäste. Auch die haben sich in den vergangenen Wochen von ihm Essen liefern lassen.
Bis Donnerstag hat André Matthausch mit seinem Team die Zwangsschließung noch zum Renovieren der Küche genutzt. Auch der Tresen ist jetzt kürzer. Dadurch ist mehr Platz für die einzuhaltenden Abstandsflächen der Tische geworden. Trotzdem kann er zwei Tische der Gaststätte nicht für die Kunden anbieten, weil sie zu nah aneinander stehen. Deshalb hat er sie mit Sammeltassen und historischem Geschirr von Silberhochzeiten und dergleichen dekoriert.
"Wir sind endlich wieder da", sagen zwei Männer, die gerade die Gaststätte betreten, so dass es alle hören können. "Ein besseres Kompliment von Gästen geht gar nicht", freut sich der Wirt.
Falko und Stefanie Hülle aus Oybin sind gerade mit ihren zwei kleinen Kindern gekommen. Sie haben vorbestellt. "Wir sind zum ersten Mal hier", erzählen die beiden, die in Oybin das Ferienhaus Gebirgshäusl betreiben. "Am Dienstag haben wir auch wieder Gäste", sagt Falko Hülle. Gemeinsam mit ihrer zweijährigen Tochter Mathilda wollen sie einen Gutschein einlösen. Ihnen gefällt die Gaststätte. Die kleinste Tochter Lena schläft derweil im Kinderwagen im Garten der Seeger-Schänke.
Auch dort sitzen bereits zwei Familien. Die Zittauer Sigrid und Manfred Gey sind Stammgäste. Sie fühlen sich wohl hier und finden den Wirt und das Essen toll. Sie haben auch sofort bemerkt, dass im Biergarten neue Stühle stehen. "André hat ein gutes Händchen für Dekoration. Als Frau sieht man das", erzählt Frau Gey.
Gäste bringen Blumen mit
Mitarbeiter von umliegenden Geschäften holen sich, wie früher vor Corona, das Tagesgericht ab. Es gibt Nudeln. Stammgast Jochen Leßmüller hat einen Blumenstrauß mitgebraucht. "Für die Wiedereröffnung", sagt er, als er sie André Matthausch überreicht. Er ist schon der zweite Gast, der Blumen mitgebracht hat.
Der Koch und auch die anderen Mitarbeiter haben voll zu tun. Um die Mittagszeit sind fast alle verfügbaren Plätze in der Seeger Schänke belegt. Die Gaststätte ist nun wieder zu den gewohnten Öffnungszeiten für ihre Gäste da. Auch der Ruhetag am Sonntag soll beibehalten werden.
André Matthausch hat sich schon einen Plan gemacht, wie er zu "Himmelfahrt" den Hof für sein Programm "Schlager trifft Comedy"mit Angelika Martin und Molly Wood durchführen und trotzdem die Abstandsregeln einhalten kann. Um 14 Uhr soll das Nachmittagskonzert losgehen.
Die Köche vom Hutbergkeller legen los
Die Chefin vom Hutbergkeller in Herrnhut, Sylvia Kauerauf, hat um 13 Uhr zwar noch ihre Gaststätte geschlossen, weil sie an diesem Freitag erst um 17 Uhr aufmacht, aber trotzdem schon alle Hände voll zu tun. Auch hier stehen gleich am Eingang Hinweisschilder und Desinfektionsmittel für die Gäste. Die Barhocker am Tresen sind weggeräumt und damit ist der Gang zu den Toiletten breiter.
Am Tresen liegt ein Gliedermaßstab. Mit dem haben sie und ihr Mann noch am Vortag die Abstände der Tische gemessen. Damit ja alles seine Richtigkeit hat, falls eine Kontrolle käme. Ein Tisch ist mit Absperrband versehen. Er steht zu nah zum Nebentisch. Mit Klebeband hat Sylvia Kauerauf auf die Sitzfläche von einigen Stühle ein großes Kreuz geklebt. "Die müssen ebenfalls frei bleiben", berichtet sie.
Aus der Küche klingen Laute, die eindeutig darauf hinweisen, dass hier Profis Zwiebeln und Gemüse schneiden. Monika Havenstein und Franz Kittan sind froh, dass sie endlich wieder arbeiten können und die Zeit der Kurzarbeit vorbei ist. "Die Arbeit hier hat einem schon gefehlt", sind sie sich einig.
Ab 17 Uhr ist die Gaststätte fast vollständig belegt. 18 Gäste haben sich angemeldet. Nur drei Plätze wären am Abend also noch frei. "Es läuft gut an", sagt Wirtin Sylvia Kauerauf. Und auch für die nächsten Tage gibt es Vorbestellungen. Am Donnerstag ist sie noch in Herrnhut angesprochen worden, ob es jetzt wieder losgeht. Als sie ja sagte, entgegnete die Frau sofort, dass sie das gleich ihren Leuten weitererzählen wird. "Über so etwas freut man sich", berichtet die Geschäftsführerin vom Hutbergkeller.
Bisher hat noch keiner aufgegeben
Bisher liegen dem Hauptgeschäftsführer des sächsischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Axel Klein, noch keine Meldungen vor, das im Landkreis Görlitz Gaststätten wegen der Corona-Zwangspause aufgeben mussten. Auch der Geschäftsführer vom Hotel Am Berg Oybin, Conrad Siebert, hat davon zumindest für die Region Zittau nichts gehört. Conrad Siebert ist im Vorstand des Regionalverbandes der Dehoga.
Für sein Hotel bedeuten die Hygiene-Auflagen jetzt mehr Personaleinsatz. Denn beim Hotel Am Berg Oybin buchen die Gäste Übernachtung mit Frühstück. Letzteres wird üblicherweise als Buffet angeboten. Doch das ist momentan verboten. Also muss er seinen Gästen Frühstück à la carte anbieten. Trotzdem ist Conrad Siebert froh, dass sie nun endlich wieder öffnen dürfen.
Umsatzeinbrüche von 62 Prozent für 2020 prognostiziert
"Wir waren wirklich auf einem sehr guten Weg, was die Entwicklung des Tourismus in der Region Naturpark Zittauer Gebirge betrifft. Nun werden die Karten neu gemischt. Wir müssen nach vorn schauen", berichtet Zittaus IHK-Geschäftsstellenleiter Matthias Schwarzbach. Für das Jahr 2020 rechnen mehr als 70 Prozent der Unternehmer mit Umsatzeinbrüchen - im Gast- und Tourismus-Gewerbe sogar 93 Prozent. Das ergab jetzt eine IHK-Frühjahrs-Konjunkturumfrage von Unternehmen.
Im Gast- und Tourismus-Gewerbe wird von Umsatzeinbrüchen von 62 Prozent ausgegangen. Auch Matthias Schwarzbach sind keine Hotels, Pensionen oder Gaststätten zwischen Ostritz, Zittau, dem Gebirge, Löbau und dem Oberland bekannt, die jetzt aufgeben mussten. Sie sind froh, dass es endlich wieder losgeht. Aber vielen fällt es auch schwer, jetzt die besonderen Auflagen zu erfüllen, schildert er.