Kostenlose Mundschutzmasken - damit hatte die Stadt Dresden jetzt geworben. Der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt ließ sie zentral verteilen. Damit reagierte er auf die neu eingeführte Schutzmaskenpflicht wegen der Corona-Pandemie. Auch in der Süd-Oberlausitz herrscht wie überall in Sachsen seit Montag die Pflicht, in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln einen Mund- und Nasenschutz zu tragen.
Doch woher kurzfristig einen bekommen? Gibt es bei uns auch welche kostenlos? Diese Frage treibt einen Löbauer um. "Und da bin ich bestimmt nicht der einzige", vermutet er.
"Die Maskenpflicht ist richtig und meiner Meinung nach schon lange überfällig", sagt der Löbauer. Allerdings: In der Apotheke waren zu Wochenbeginn keine verfügbar. Eine Lieferung war zwar bestellt, wann sie eintrifft aber ungewiss. Und mangels technischer Ausstattung habe er nicht die Möglichkeit, selbst eine Schutzmaske zu nähen, so der Löbauer. Er hat schlicht keine Nähmaschine.
Also machte sich der Mann auf ins Löbauer Rathaus, um dort zu erfragen, ob es - wie in der Landeshauptstadt - kostenlose Schutzmasken für Bürger gebe. Dort sei ihm lapidar mitgeteilt worden: Das ist nicht vorgesehen. Ihn ärgert, dass die Löbauer sich kümmern müssen - und den Schutz auch selbst bezahlen müssen.
Kostenlose Masken nicht vorgesehen
Dass dem so ist, bestätigt das Löbauer Rathaus auf Nachfrage der SZ. "Zum derzeitigen Zeitpunkt ist es nicht vorgesehen, dass Masken für Mund- und Nasenschutz kostenlos zur Verfügung gestellt werden", teilt Pressesprecher Marcus Scholz mit. Die Bürger würden ein breites Angebot an Masken bei zahlreichen Händlern und Unternehmen finden.
Mit dieser Einstellung ist Löbau nicht allein. Die Stadt Zittau argumentiert, dass ja keine "Maskenpflicht" herrsche, sondern lediglich "die Pflicht Mund und Nase in Einzelhandelsgeschäften und im ÖPNV zu bedecken." Dafür könne auch ein Tuch oder Schal verwendet werden, so Zittaus Pressesprecher Kai Grebasch. Zudem ist man im Zittauer Rathaus der Meinung, jetzt größere Menschenmengen an Ausgabestellen zusammenzubringen, ist nicht sinnvoll.
Kritik an Verteil-Aktion
Genau diese Kritik hatte sich Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) zugezogen mit seiner Masken-Aktion. 200.000 Masken aus Stoff hat die Stadt Dresden angeschafft. Gleich am Montag wurde mit der Verteilung begonnen. Die Ausgabestelle war am Rathaus in der Innenstadt. Der Gratis-Mundschutz sei gedacht für alle, "die meinen, sich selbst keinen beschaffen zu können", so Hilbert. Doch er hatte nicht mit so einem Ansturm gerechnet: schon am Morgen stellten sich Tausende Dresdner an, um eine Gratis-Maske zu erhalten. Eine mehrere hundert Meter lange Schlange bildete sich.
Es hagelte Kritik, auch von Stadträten. Es sei gegen alle Regeln mit Veranstaltungs- und Versammlungsverbot jetzt so viele Menschen an einer Stelle zusammenzubringen. Kritiker sprachen von einer PR-Nummer, die sich Hilbert da ausgedacht habe. Ein ehemaliger Stadtrat erstattete Anzeige gegen den Dresdner Oberbürgermeister.
Inzwischen hat Hilbert Fehler bei der Verteilung eingeräumt. An dem Vorhaben, kostenlos Masken zu verteilen, damit jeder Dresdner sich schützen kann, hält er aber fest. Jetzt wird geprüft, ob die Verteilung anders organisiert werden kann, zum Beispiel über die Stadtbezirksämter. Dann würden nicht so viele Menschen an einer Stelle zusammenkommen.
Kein Masken-Desaster
Ein Masken-Desaster wie in Dresden wird es also hier in der südlichen Oberlausitz nicht geben. Denn die hiesigen Rathauschefs sehen es nicht als notwendig an, kostenlosen Mund- und Nasenschutz zu verteilen. Auch in Ebersbach-Neugersdorf ist das seitens der Stadtverwaltung nicht vorgesehen, teilt Hauptamtsleiterin Rica Wittig auf Nachfrage mit.
Allerdings: Im Kampf gegen die Corona-Krise hat die Stadt Ebersbach-Neugersdorf die Empfehlung ausgesprochen, während der Öffnungszeiten in der Stadtverwaltung einen Mund-Nasenschutz zu tragen. "Wir appellieren an die Bürger, für sich und andere das Risiko von Infektionen zu reduzieren", so Frau Wittig. Sollte sich zeigen, dass die Empfehlung nicht ausreicht, könnte eine Mundschutzpflicht im Rathaus verhängt werden.