Corona: Untergangs-Stimmung im Handel

Modehändlerin Ines Hanke fasst den Frust in Worte, den sie und viele ihrer Kollegen von der Löbauer Werbegemeinschaft empfinden. "Es sind alle am Tiefpunkt. Keiner weiß wie es weitergeht", sagt sie. Ab Donnerstag nämlich müssen wegen der Corona-Krise auf behördliche Anordnung viele Geschäfte bis zum 20. April geschlossen bleiben. Ines Hanke glaubt, dass der Virus auf diese Art für manchen Löbauer Händler den Todesstoß bedeutet.
Die Allgemeinverfügung der Staatsregierung zum Infektionsschutz ordnet an: Grundsätzlich sind alle Geschäfte geschlossen. Ausnahmen gelten für den Einzelhandel für Lebensmittel, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Tankstellen, Banken und Sparkassen, Poststellen, Frisöre, Reinigungen, Waschsalons, der Zeitungsverkauf, Bau-, Gartenbau- und Tierbedarfsmärkte und der Großhandel. Das gilt zunächst für vier Wochen.
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Die Angst vor dem Online-Handel
Ines Hanke hat Verständnis für die Maßnahme. "Wir müssen uns, unsere Mitarbeiter und unsere Kunden schützen", sagt sie. Doch wirtschaftlich erwartet sie für viele Händler ein Desaster. "Die Hauptsaison, das Ostergeschäft bricht weg", sagt sie und schätzt: "Eine weitere Verlängerung der Schließung würden viele von uns nicht überstehen." Selbst wenn die Händler in vier Wochen wieder öffnen können, sieht Hanke den niedergelassenen Handel gerade am Standort Löbau mit einer brutalen Konkurrenz konfrontiert: dem Online-Handel.
Der nämlich, schätzt Ines Hanke, werde jetzt in der Corona-Krise noch mal einen Riesenschub bekommen. "Wenn die Kunden uns als Händlern hier nicht die Stange halten, sondern online kaufen, schaffen wir das nicht", sagt sie. Hanke hat für ihre Mitarbeiter jetzt Kurzarbeit beantragt. "Ich habe in der Werbegemeinschaft auch anderen bei den Anträgen geholfen", sagt sie. Wie es in vier Wochen weitergeht, sie weiß es nicht. Zwar hat die Bundesregierung bedingungslose Kredite versprochen, um Umsatzeinbußen abzufangen. Aber auch die würden manchen nicht helfen, schätzt Ines Hanke: "Natürlich kann man einen Kredit aufnehmen. Aber wenn man schon einen hat, wird's ein hartes Brot."
Unverständnis für manche Ausnahme
Elektronik-Händlerin Susanne Münnich setzt in der Krise wenigstens auf eine Notversorgung für ihre Kunden. "Was ist, wenn jetzt bei jemandem der Fernseher kaputtgeht?", fragt sie. Immerhin müssten die Menschen sich ja irgendwie informieren können. "Der Laden ist natürlich geschlossen, aber unser Technikservice arbeitet weiter und ist erreichbar", sagt sie. Weiter geöffnet halten darf Sven Junger seinen "Jungers Laden" in der Inneren Zittauer Straße. "Weil wir einen Paketdienst haben und auch mit Drogerieartikeln handeln", erklärt Junger, und: "Wir haben aktuell auch noch Toilettenpapier."
Ausnahmen von der Allgemeinverfügung der Staatsregierung wie die für "Jungersladen" versteht Modehändlerin Ines Hanke - andere nicht. "Dienstleister wie Nagel- oder Kosmetik-Studios dürfen offen halten. Dabei kommen die dem Kunden doch viel näher als wir", sagt sie. Bei anderen Händlern sei regelmäßig wenigstens noch der Ladentisch dazwischen. Auch Friseure sind nicht von der Verfügung betroffen. "Ich war erst am Mittwoch morgen beim Friseur", erzählt Hanke, "Da war es rappelvoll und dauernd klingelte das Telefon, weil Leute einen Termin wollten."
Einen außergewöhnlich vollen Salon bestätigt Manuela Kießling von den Löbauer Friseuren am Neumarkt auf SZ-Anfrage zwar nicht, starke Terminanfrage aber schon. "Manche haben ein bisschen Panik. Aber so lange wir offen halten können, machen wir das", sagt sie. Besonderen Beschränkungen seien die Salons nicht unterworfen. "Aber wir haben für Kunden am Eingang jetzt die Möglichkeit, sich die Hände zu desinfizieren."
