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Corona: Sie koordiniert Herrnhuts Hilfe

Ilka Geisler kennt Hinz und Kunz und betreut eigentlich Touristen. Jetzt ist sie die Frau, die am Telefon auf alle Fragen und Sorgen eine Antwort weiß oder sucht.

Von Anja Beutler
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Ilka Geisler aus Herrnhut ist am Sorgentelefon. Von ihrem Platz im Kirchensaal koordiniert sie die nötige Hilfe.
Ilka Geisler aus Herrnhut ist am Sorgentelefon. Von ihrem Platz im Kirchensaal koordiniert sie die nötige Hilfe. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Normalerweise lotst Ilka Geisler Touristen durch Herrnhuts Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Wenn in diesen Tagen ihr Telefon schrillt, geht es aber meist um eine andere Art von Orientierung: um Hilfe in Corona-Zeiten. "Im Moment ist die Liste derjenigen, die ihre Hilfe anbieten noch größer als die der Hilfesuchenden", sagt die Mitarbeiterin der Evangelischen Brüder-Unität nach den ersten Tagen am neu eingerichteten Hilfs- und Sorgentelefon. Aber sie ist sicher, dass sich das bald ändern wird, denn diese Nummer soll in vielerlei Hinsicht eine gegen Kummer sein.

Einkaufen und den Hund Gassi führen, einen Transport zum Arzt organisieren - das gehört alles selbstverständlich mit zum Angebot der Corona-Hilfe, die von der Evangelischen Brüdergemeine ins Leben gerufen wurde. Aber es geht genauso um ein bisschen Balsam für die Seele - um Gespräche am Telefon - oder um Hilfe bei kleinen technischen Problemchen.

"Wir sind dabei selbstverständlich nicht nur für die Gemeindemitglieder da", betont Frau Geisler mit Nachdruck: Jeder, der in Herrnhut und den Ortsteilen Unterstützung brauche, könne sich melden. Inzwischen haben die Organisatoren ein ganzes Netzwerk aufgebaut - vom Fahrdienst des Altenpflegeheimes Anna-Nitschmann-Haus bis zum städtischen Bauhof.

Frau mit vielen Kontakten

Ilka Geisler ist bei alledem ganz in ihrem Element. Zum einen, weil organisieren ohnehin ihr Steckenpferd ist. Zum anderen, weil die gebürtige Neugersdorferin, die seit 20 Jahren mit ihrer Familie in Herrnhut lebt, buchstäblich Hinz und Kunz kennt. "Oder ich kenne jemanden, der die nötigen Kontakte hat", sagt die Frau, die sich unter anderem auch bei der Feuerwehr, im Ehrenamt für das Altenheim oder bei den Zinzendorfschulen engagiert. "Ja, ich bin ein bisschen Mädchen für alles", sagt sie lachend.

Was die Leute derzeit bewegt, ist der fehlende Kontakt. "Vor Kurzem hat eine ältere Dame angerufen, die Hilfe mit dem Handy brauchte", sagt Frau Geisler. Sie hatte ein Smartphone und wollte nun wissen, wie sie damit den Link zur Singestunde auf Youtube öffnen kann und auf diese Weise in den eigenen vier Wänden auf ein Stück Gewohnheit nicht verzichten muss.

"Das kann man auch am Telefon Stück für Stück klären", sagt Ilka Geisler. Ohnehin sei das Interesse für neue technische Kommunikationsmöglichkeiten sprunghaft gestiegen - vor allem bei denen, die sie sonst nicht nutzen: "Unsere Jugend kann da eventuell helfen, wir prüfen, ob man Computer, die nicht mehr genutzt werden, so ausstatten kann, dass sie auch von Computer-Anfängern leicht genutzt werden können, um wichtige Informationen beispielsweise per E-Mail zu erhalten", erklärt Frau Geisler.

Ersatz für das Zwischenmenschliche suchen

Manchmal muss es aber eben auch ein Gespräch sein - am Telefon, betont die Hilfskoordinatorin. Während sie einfache Fragen und Auskünfte rasch selbst erledigt, hat sie auf ihrer Liste auch Herrnhuter, die für einen Plausch am Telefon zur Verfügung stehen oder besorgten Menschen ein offenes Ohr leihen. "Ich bin auch sehr froh, dass nicht nur Menschen aus der Brüdergemeine selbst sich für Aufgaben zur Verfügung stellen", sagt sie.

So habe spontan auch eine Lehrerin der Zinzendorfschulen ihre Unterstützung angeboten. Natürlich wäre es auch Ilka Geisler lieber, wenn rasch wieder Normalität einkehren würde. Doch bis dahin will sie als "Mädchen für alles" tun, was sie kann, um Fragen zu beantworten und Hilfe zu organisieren.

  • Das Hilfs- und Sorgentelefon für Herrnhut und Ortsteile ist Montag bis Freitag von 10 bis 14 Uhr unter 035873 30677 zu erreichen.

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