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Corona-Hilfe: "Retten Sie Ihre Brauerei"

In Varnsdorfs privater Brauerei "Kocour" waren die Biertanks voll, nur die Gäste blieben weg. Nun geht's wieder aufwärts - auch dank deutscher Kunden.

Von Petra Laurin
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Blick auf das Brauerei-Gelände in Varnsdorf, das bis zur deutschen Grenze geht.
Blick auf das Brauerei-Gelände in Varnsdorf, das bis zur deutschen Grenze geht. © Petr Stolba

Als die Corona-Krise kam, waren die Biertanks der Varnsdorfer Brauerei Kocour (zu Deutsch: der Kater) voll. Nur über die Grenze durfte niemand mehr und die Stammgäste blieben Zuhause. So kam der Ruf an die Bierfreunde: "Retten Sie Ihre Brauerei". Zuerst sprach das Unternehmen Einheimische an, später sprang die Bitte über die Grenze.

"Kleinere Lieferungen, ein paar Flaschen für unsere Kunden, erledigen wir persönlich", sagt Brauereibesitzer Josef Šusta. Die Interessenten melden sich dafür per Telefon. Größere Bestellungen über die Grenze werden mit einer Spedition und über ein Zolllager erledigt. "Viel hat uns dabei die Zusammenarbeit mit der Fleischerei Engemann aus Hirschfelde geholfen", berichtet er.

So wirbt die Brauerei an einer Leitplanke bei Seifhennersdorf.
So wirbt die Brauerei an einer Leitplanke bei Seifhennersdorf. © privat

Die nimmt das tschechische Bier schon seit über drei Jahren ab. Das goldige Getränk wird dort in dem Veranstaltungshaus "Alte Wäscherei" gezapft. "Nun wollten wir an der Lösung der Absatzschwierigkeiten helfen", sagt Rosemarie Engemann. Kocour wird nun auch in Flaschen verkauft. Nicht nur in Hirschfelde, auch in zwei Geschäften in Zittau und in einem Laden in Herrnhut. Am meisten ist bei  Deutschen das Lagerbier gefragt. Im Angebot ist auch Studentenbier. "Jetzt haben wir auch Dunkel bestellt, schon diese Woche soll die erste Lieferung kommen", berichtet Rosemarie Engemann.

Der Vorrat der Brauerei ist schon aufgebraucht. Die neue Produktion hat begonnen. Im Garten, der seit diesem Montag wieder geöffnet ist, und beim Verkaufsfenster werden bei schönem Wetter bis drei Fässer pro Tag ausgeleert. "Rund die Hälfte unserer Gäste sind Deutsche", sagt Josef Šusta. Immerhin geht das Gelände bis zur Grenze.

Neuer Saal für 220 Personen

Die Varnsdorfer Minibrauerei war vor zwölf Jahren die erste in Nordböhmen. Das 60 Meter lange industrielle Gebäude der ehemaligen Keramikfabrik nutzte der Chef zuerst als ein Lager für seine Speditionsfirma. Heute produziert er dort rund 5.000 Hektoliter Bier pro Jahr. Die Nachfrage ist größer als die Kapazität. Weiterwachsen möchte die Brauerei aber nicht. Sie bietet auch Unterkünfte und Essen an. Die Kinder finden in der Anlage auch einen kleinen Tierpark. In dem Gelände finden oft Hochzeiten, Firmenabende und Kulturveranstaltungen statt. Bei Festivals liegt die Besucherzahl bei bis 7.000.

Die Brauerei hat vor Kurzem einen Saal für 220 Personen fertiggestellt. In dem neu renovierten Räumen konnte vor der Corona-Krise nur ein Ball stattfinden. Jetzt steht er leer. "Dort wollen wir Konzerte, Feiern oder den Mandau-Jazz veranstalten", sagt Šusta. Auf die Frage, wie hoch die Investition des Bauvorhabens war, antwortet er: "Der Saal kostete mich fünf Jahre meines Lebens."

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