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Wo der Einkauf mit der Feuerwehr kommt

Wenn der Kühlschrank leer ist, hilft in Beiersdorf die Wehr. Damit Risikopatienten nicht rausmüssen, erledigen die Kameraden aber nicht nur Einkäufe.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Die Beiersdorfer Feuerwehrleute erledigen in der Corona-Krise Einkäufe und andere Gänge für Senioren und die Risikogruppen.
Die Beiersdorfer Feuerwehrleute erledigen in der Corona-Krise Einkäufe und andere Gänge für Senioren und die Risikogruppen. ©  privat

Mit dem knallroten Mannschaftswagen zum Arzt gefahren werden - das kann Senioren in Beiersdorf jetzt durchaus passieren. Denn Gemeinde und Feuerwehr haben sich etwas einfallen lassen, um gerade ältere und Risikopatienten in der Corona-Krise zu unterstützen. Wer über 65 Jahre alt ist oder ein geschwächtes Immunsystem hat und deshalb nicht zum Einkaufen oder für andere Erledigungen rausgehen möchte, kann auf die Hilfe der Feuerwehrkameraden zählen. "Wir gehören nicht zur Risikogruppe und können ihnen unter die Arme greifen, wenn nötig", haben sie auf ihren Flyer geschrieben, zusammen mit der Corona-Hilfe-Telefonnummer: 01520/3903408. 

Als es mit den Corona-Einschränkungen losging und sich das Virus immer weiter verbreitete, zögerte Beiersdorfs Bürgermeister Hagen Kettmann (parteilos) nicht lange. Er trommelte die Wehrleute am Depot zusammen und besprach die Lage. "Natürlich mit gebührendem Abstand untereinander", betont er. Sie beschlossen, ihren Einwohnern Hilfe beim Einkaufen und anderen Erledigungen anzubieten. "Als Bürgermeister habe ich ja die Befugnis, die Feuerwehr auch für andere Aufgaben einzusetzen, als zum Feuerlöschen", sagt Hagen Kettmann.  

Alle Kameraden machen freiwillig mit

24 aktive Kameraden sind derzeit bei der Beiersdorfer Feuerwehr. Alle machen freiwillig mit. 57 Feuerwehrmitglieder gibt es insgesamt, wenn man die Kameraden der Alters- und Ehrenabteilung mitzählt. "Aber die machen natürlich nicht mit bei unserer Hilfsaktion. Sie gehören ja selbst zur Risikogruppe", sagt der Wehrleiter. 

Innerhalb kürzester Zeit wurde ein Flugblatt entworfen und vom Löbauer Druckhaus in Windeseile gedruckt. Verteilt haben es die Feuerwehrleute selbst im Ort. "Jeder hat sich eine Straße vorgenommen", erzählt Bürgermeister Kettmann. Und noch am selben Abend klingelte das Telefon, der erste Hilferuf ging ein. Unter anderem haben die Kameraden eine Seniorin zum Arzt gefahren. Sie musste nach einer Operation die Fäden gezogen bekommen. 

Viel Hilfe auch unter Nachbarn

Insgesamt hält sich die Nachfrage nach der Feuerwehr-Hilfe bis auf ein paar Aufträge bisher in Grenzen. Das wertet Hagen Kettmann jedoch als gutes Zeichen: Auf dem Dorf sei es eben doch so, dass man sich gegenseitig in der Familie und in der Nachbarschaft hilft, meint der ehrenamtliche Bürgermeister, der gleichzeitig Feuerwehrchef ist.  

Was er und seine Kameraden aber schon vielfach erfahren haben, ist viel Anerkennung für die Aktion. "Viele haben angerufen, obwohl sie gar keine Hilfe brauchten." Sie wollten aber einfach mal loswerden, wie toll sie es finden, dass solche Unterstützung angeboten wird und sich dafür bedanken. "Wir kümmern uns erst einmal. Aber, wenn wir was brauchen, wissen wir ja jetzt, wo wir uns hinwenden können", diesen Satz haben Hagen Kettmann und die anderen Feuerwehrleute oft gehört. 

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