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Wird die Klinik Rumburk übernommen?

Die Chancen für einen Weiterbetrieb des insolventen Krankenhauses steigen – wegen Corona. Hilfe vom Ebersbachaer Krankenhaus gibt es dagegen nicht mehr.

Von Steffen Neumann
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Das insolvente Krankenhaus in Rumburk könnte bestehen bleiben.
Das insolvente Krankenhaus in Rumburk könnte bestehen bleiben. © Steffen Neumann

Das Krankenhaus in Rumburk (Rumburg) könnte zum Gewinner der Coronaviruspandemie werden. In einer Zeit, in der jede medizinische Einrichtung für die Behandlung von an Covid-19 schwer Erkrankten dringend gebraucht wird, steigt das Interesse an der insolventen Klinik.

"Der Bezirksrat wird den Abgeordneten des Bezirkstags empfehlen, ein Gebot abzugeben", untermauerte Bezirkshauptmann Oldrich Bubenicek. Das Krankenhaus soll in den bezirkseigenen Klinikverbund Krajska zdravotni integriert werden, der schon die Krankenhäuser in Usti nad Labem (Aussig), Decin (Tetschen), Most (Brüx), Teplice (Teplitz) und Chomutov (Komotau) betreibt.

Allerdings drängt die Zeit. Die Insolvenzverwalterin des Krankenhauses hat als spätesten Termin für die Abgabe von Geboten den 30. April, 16 Uhr, festgelegt. Bis dahin muss der Bezirkstag entscheiden, ob ein Angebot eingereicht wird und in welcher Höhe.

Das wird aber derzeit durch die restriktiven Versammlungsbestimmungen des Innenministeriums verhindert. Bezirkshauptmann Bubenicek wirbt deshalb für eine Ausnahmelösung. "Wir verhandeln mit dem Ministerium. Ich bin optimistisch, dass wir eine Lösung finden und der Bezirkstag zusammenkommen kann. Sollte die Pandemie noch länger dauern, brauchen wir das Lausitz-Krankenhaus mit seinen Intensivbetten", sagte der Hauptmann.

Ob der Klinikverbund bei der Übernahme des Krankenhauses überhaupt zum Zuge kommt, ist jedoch noch nicht ausgemacht. Der Verkauf des Krankenhauses läuft in einem offenen Bieterverfahren und das höchste Gebot gewinnt. Bislang ist aber noch kein zweiter Interessent bekannt. Ein Gutachten schätzte den Wert des Hospitals mit kompletter Technik auf umgerechnet 2,3 Millionen Euro.

Seit Sommer in Insolvenz

Das Krankenhaus ist schon seit Sommer 2019 in Insolvenz, nachdem die Stadt Rumburk als bisheriger Eigner eine weitere Bürgschaft für die Rückzahlung von Schulden verweigerte. Die Verbindlichkeiten waren zuletzt auf mehrere Millionen Euro angewachsen. Nachdem der Betrieb des Krankenhauses in der Insolvenz anfangs noch weiterlief, musste es Anfang Februar die stationäre Versorgung schließen. Seitdem erhalten Patienten nur noch ambulante Betreuung einschließlich einiger Untersuchungen wie Computertomographie und Ultraschall.

Da die Grenze zu Sachsen Mitte März fast komplett geschlossen wurde, ist auch die vereinbarte Versorgung von Patienten durch die nahen sächsischen Kliniken in Sebnitz, Ebersbach beziehungsweise die Hohwald-Klinik erschwert. Zwar dürfen Tschechen ab Dienstag nach Ostern wieder wegen dringender Gründe das Land verlassen, wozu auch der Arztbesuch zählt. Von einem normalen grenzüberschreitenden Verkehr sind beide Länder aber noch weit entfernt. Auch deshalb ist die Wiederaufnahme des Klinikbetriebs in Rumburk wichtig. Derzeit müssen die rund 55.000 Einwohner des Schluckenauer Zipfels auf die Krankenhäuser in Děčín, Česká Lípa (Böhmisch Leipa), Liberec (Reichenberg) und Ústí nad Labem ausweichen.