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"Die Meißner helfen sich gegenseitig"

Oberbürgermeister Olaf Raschke stellt den Bürgern der Stadt in der Corona-Krise ein gutes Zeugnis aus. Und kündigt eine Kampagne an.

Von Peter Anderson
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Arbeitet dafür, dass die Stadt wieder durchstarten kann nach der Corona-Krise: Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) im SZ-Interview.
Arbeitet dafür, dass die Stadt wieder durchstarten kann nach der Corona-Krise: Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) im SZ-Interview. © Claudia Hübschmann

Herr Raschke, wie schätzen Sie die Stimmung in Meißen ein?

Nach meinem Eindruck zeigen die Meißner viel Verständnis für die Regeln der Ausgangssperre und halten sie diszipliniert ein. Es herrschen große Solidarität und Hilfsbereitschaft in der Stadt. Freiwillige bieten den Senioren an, für sie Wege zu erledigen. Wir haben im Rathaus das Seniorentelefon auf das Familienamt umgeschaltet und können so zentral koordinieren und unterstützen. Engagierte Mitarbeiterinnen im Familienamt haben außerdem umgehend ein Helfertelefon geschalten – hier laufen Hilfsgesuche und Hilfsangebote zusammen. 

Es zeigt sich allerdings, dass sich die Meißnerinnen und Meißner auch ohne große Amtshilfe von selbst gegenseitig unter die Arme greifen und unterstützen. Dieses insgesamt positive Bild hat sich über die Osterfeiertage bestätigt. Ich habe mich selbst davon überzeugt. Die Menschen nutzen den gegebenen Rahmen, um sich zu bewegen. Nur selten bedarf es eines Hinweises durch die Mitarbeiter des Ordnungsamtes oder der Polizei.

Der für die Stadt sehr wichtige Tourismus ist zum Erliegen gekommen. Welche Pläne gibt es, um ihn nach der Corona-Krise wieder anzukurbeln?

Gastronomie und Hotellerie sind sicherlich die beiden Branchen, die in der Stadt besonders von der Corona-Krise betroffen sind. Wir bereiten deshalb schon jetzt mit allen Partnern eine groß angelegte Kampagne vor, um dann, wenn Reisen und Besuche wieder möglich werden, durchzustarten. Das Paket umfasst sehr viele Bestandteile. Angefangen von in der Region zu sehenden Großplakaten, über die Belegung der Citylights bis hin zur Präsenz in der Straßenbahn und auf den Bildschirmen der S-Bahn. Auch die Nachbarländer Polen und Tschechien werden nicht vergessen. Hinzu kommt Hilfe für die Branche u.a. beim Eintragen in Buchungs-Portale im Internet. Das Gastgeberverzeichnis wird neu aufgelegt. Wir nutzen die Zeit effektiv, um beim Neustart keine Zeit zu verschenken.

Was kann die Stadt selbst konkret tun, um dem Einzelhandel zu helfen?

Hier sehe ich nicht zuletzt die Meißner selbst gefragt. Der Grünmarkt am Samstag zu Ostern war ein guter Anfang. Vielleicht dürfen wir ab dem nächsten Wochenende auf weitere Lockerungen hoffen. Wir leben hier das ganze Jahr und sind aufeinander angewiesen. Es wäre schön, wenn sich die Solidarität aus der Corona-Krise weiter fortsetzt und erhält. Mit den oben angesprochenen Werbe-Aktionen wollen wir dafür sorgen, dass nach und nach auch die Touristenströme wieder einsetzen. Mit dem Gewerbeverein und allen anderen Akteuren werden wir prüfen, welche der Veranstaltungen wir durchführen können, um so für Aufmerksamkeit zu sorgen und Anziehungspunkte zu schaffen.

Wie wollen Sie sicherstellen, dass der Stadtrat weiter wichtige Beschlüsse zeitnah fassen kann?

Das stimmen wir sehr eng mit den Fraktionen des Stadtrates ab. Es soll am 22. April einen Stadtrat geben, den wir natürlich ganz nach den derzeitigen Vorgaben organisieren. Wichtige Themen sind dann unter anderem der Haushalt und die Vergabe der verschiedenen Schulhausbau-Leistungen. Wir hoffen, dass ab Mai auch wieder einige Fachausschusssitzungen möglich sein werden. 

Was erwarten Sie vom Freistaat Sachsen?

Das Land hat schon viel getan. Jetzt geht es darum, genau hinzuschauen, welche Unternehmen, welche Vereine und Verbände doch noch nicht von den Unterstützungsangeboten für Hilfsbedürftige erfasst werden und Hilfe brauchen.

Mit welchen Anliegen wenden sich die Bürger aktuell verstärkt an das Rathaus?

Das sind vor allem die ganz konkreten Fragen zur Kurzarbeit, zum Wohngeld oder wie es mit aus heutiger Sicht zu viel gezahlten Elternbeiträgen für die Kitas funktioniert. Prinzipiell bieten wir in diesem Fall eine Verrechnung mit künftigen Zahlungen an. Wo aber eine besondere Bedürftigkeit zu erkennen ist, werden die Beiträge auch zurückerstattet. Nicht immer kann das Rathaus direkt helfen, aber zumindest vermitteln und weitere Ansprechpartner benennen. Wichtig war auch, die Meißener Tafel wieder zum Laufen zu bringen. Hierfür und bei all den anderen Unterstützern, die oft im Verborgenen die durch die Corona-Krise entstandene Not lindern, bedanke ich mich ganz herzlich.

Zum Thema Coronavirus im Landkreis Meißen berichten wir laufend aktuell in unserem Newsblog!