"Ich erwarte von der Politik einen schnellen Exit-Plan"

Michael Brosius ist Schwimmmeister im Reichenbacher Freibad. Eigentlich startet die Saison im Mai. Doch das wird nun zur Zitterpartie. Warum, das erzählt der 62-Jährige hier:
Im Augenblick ist die Ungewissheit bei uns Badmitarbeitern groß. Wir bereiten uns ganz normal auf die reguläre Eröffnung vor. Das Wasser wird gerade in die gereinigten Schwimmbecken eingelassen. Eine Million Liter sind das. Nächste Woche geht es mit der Gestaltung im Bad weiter. Bänke werden in Ordnung gebracht, der Rasen gepflegt und andere Dinge, damit sich unsere Gäste wohlfühlen.
Doch dürfen die überhaupt kommen? Die Schwimmkurse für Kinder werden jedenfalls eingeplant, die Termine dafür stehen. Das alles passiert jedoch unter Vorbehalt, weil aktuell niemand genau sagen kann, in welche Richtung sich alles weiterentwickelt. Geplantes Datum für die Eröffnung ist der 15. Mai, so wie in den Jahren davor. Ob der Eröffnungstag zu halten ist, steht in den Sternen. Das weiß im Moment niemand.
Natürlich stellt sich jetzt jeden Tag die Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen wir öffnen können. Darüber haben wir uns im Bad selbstverständlich Gedanken gemacht. Eine Überlegung ist, eine begrenzte Zahl an Besuchern einzulassen oder vielleicht Zeittarife anzubieten. Das kann ich mir vorstellen. Ideen liegen jedenfalls einige in unseren Schubladen. Ob sie umgesetzt werden, weiß ich nicht.
Ein Exit-Plan hätte längst stehen müssen
Mir ist völlig klar, dass die Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie nicht alle auf einmal aufgehoben werden können. Nur hätte ein Exit-Plan schon längst stehen müssen! Ich erwarte da von der Politik, dass sie sich mehr Gedanken macht, wie es die nächste Zeit weitergeht. Das Thema Freibad und Badesaison 2020 kam meines Wissens nach bisher noch gar nicht zur Sprache. Deshalb herrscht da viel Verunsicherung. Die betrifft auch mich und die anderen Mitarbeiter.
Der Badesaison sehe ich trotzdem optimistisch entgegen. Schließlich soll man sich bei uns erholen, auch Leute, die arbeiten. Insofern ist das Freibad als systemrelevant einzustufen. In den vergangenen beiden Jahren kamen jeweils rund 63.000 Besucher. Das waren Rekordjahre auf Grund der heißen Sommer."
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