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Stiller Protest: Neugersdorfer versammelten sich wieder an der Straße gegen die Corona-Regeln. Reporter wurden mit Schimpfwörtern bedacht.

Von Romy Altmann-Kuehr
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Mit Pappschildern wie "Zweifel verboten!" und "Zukunft?" sowie "Öffnet die Pflegeheime" haben Neugersdorfer an der Hauptstraße gestanden - und gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert.
Mit Pappschildern wie "Zweifel verboten!" und "Zukunft?" sowie "Öffnet die Pflegeheime" haben Neugersdorfer an der Hauptstraße gestanden - und gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. © Matthias Weber/photoweber.de

"Nazis, alles Nazis", ruft der Vermummte. "Schreiben Sie das ruhig. Machen Sie doch sowieso." Der Mann steht an der Hauptstraße in Neugersdorf, zusammen mit etwa 40 anderen. Er hat ein Tuch über Mund und Nase bis unter die Augen gezogen und eine Kapuze aufgesetzt. Es schüttet an diesem zeitigen Montagabend. 

Wie schon in der vorigen Woche haben sich Neugersdorfer zum stillen Montags-Protest entlang der Hauptstraße versammelt. Und wie ebenfalls schon vor einer Woche, markieren Kerzen auf dem Bordstein den Abstand von 1,50 Meter, der eingehalten werden soll. Einige Protestler sind auch aus Nachbarorten nach Neugersdorf gekommen, aus Walddorf und Ebersbach zum Beispiel. 

Warum sie hier stehen, ist den Plakaten zu entnehmen, die einige mitgebracht haben. Öffnung der Pflegeheime ist da zum Beispiel zu lesen. Es geht um die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie. Das geht den Protestlern hier gegen den Strich. Als "stille Menschenkette gegen die Einschränkung der Grundrechte“ jedenfalls ist die Neugersdorfer Aktion in der vorigen Woche für den 4. Mai beim Landratsamt angemeldet gewesen. Für diese Woche gab es keine Anmeldung für eine Protestveranstaltung in Neugersdorf, teilt das Landratsamt auf Nachfrage der SZ mit. Bei Facebook wird aber dazu aufgerufen, nun jeden Montag von 17 bis 17.30 Uhr an der Hauptstraße am stillen Protest teilzunehmen. 

"Es muss sich endlich was tun"

Diesmal sind weniger gekommen, als noch vor einer Woche. Der Vermummte ist zum wiederholten Mal dabei, war auch schon bei anderen Protest-Veranstaltungen. "Es muss sich ja endlich was tun", sagt er. "Man kann sich nicht alles gefallen lassen, das spricht sich rum, es werden immer mehr Leute." Aber eigentlich will er der "Mainstream-Presse" ja gar nichts sagen und beklagt, was Bild-Zeitung und Spiegel über die Demos in der Oberlausitz geschrieben haben. Nämlich, dass dort nur Rechtspopulisten und AfDler und Nazis seien. 

Wie er schlagen auch ein paar andere vor, dass die Reporterin doch schreiben solle, dass in Neugersdorf "alles Rechte" waren. Auch das Wort "Schmierfinken" ist zu hören. Warum sie hier stehen und wofür sie sich mit dem stillen Protest einsetzen wollen, was er bewirken soll - darauf gibt es keine Antwort. Jedenfalls nicht öffentlich. "Nein, ein Statement für die Zeitung gibt es nicht", diesen Satz bekommt die Reporterin mehrfach zu hören. 

Auch die Neugersdorferin, die den stillen Protest initiiert und in der Vorwoche auch beim Ordnungsamt des Landkreises als Veranstaltung angemeldet hatte, reagiert auf Kontaktversuche seitens der SZ nicht.  

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