Schmissige Rhythmen gegen den Coronablues

Baßlitz. Für anderthalb Stunden ist die Welt wieder in Ordnung. Für anderthalb Stunden sind die Gedanken an heimtückische Viren, bedrohliche Kurzarbeit und nicht enden wollende Schulaufgaben am Küchentisch wie weggeblasen. Wenn Helene atemlos durch das Dorf schmettert, Roland zum tausendsten Mal fragt, weshalb er nicht nein gesagt hat und Mario seine Liebe zu dreilagigem Klopapier besingt, ist es wieder soweit. Dann ist es Samstagabend 17.30 Uhr, und DJ SKOUP legt wie seit sechs Wochen nun schon Musik auf. „Musik ist gut für die Seele! Als das im März mit diesem Coronavirus begonnen hat und auf einmal eine Ausgangssperre verhängt worden ist, dachte ich, es würde den Leuten vielleicht gut tun“, bekennt der 33-jährige Andre Skoupy.
Und der Familienvater sollte recht behalten. Dass gleich am zweiten Abend die Polizei anrückte und überprüfte, ob tatsächlich Abstand eingehalten wird, wo besonders im März strengstens Nähe untersagt worden war, darf inzwischen sogar zu einem der angenehmen Episoden dieser Zeit gezählt werden. „Es wird deshalb letztlich doch in guter Erinnerung bleiben, weil sich einerseits unsere Bürgermeisterin Frau Gajewi sehr für uns eingesetzt und deutlich gemacht hat, dass wir uns an alle Verordnungen halten. Und andererseits, weil auch die Polizei letztlich nur freundlich getan hat, was sie nach dem besorgten Hinweis eines Nachbarn tun musste“, erzählt André Skoupy und lacht.
Keine Frage, gute Stimmung zu verbreiten, ist ganz nach dem Geschmack des selbständig tätigen Disponenten für Mietwagen. Legt er hin und wieder bei privaten Feierlichkeiten auf, dürfte er auch den Besuchern der Venga Venga-Partys der Fun&Bass Events um den Großenhainer Raik Ruscher hinter der Musikanlage aufgefallen sein. Dass ihm zahlreiche Termine für die kommenden Wochen weggebrochen sind und auch die nahenden Hochzeiten aufgrund der begrenzten Personenzahl inmitten der sächsischen Corona-Verfügung noch in den Baßlitzer Sternen stehen, sorgt auch bei André Skoupy nicht wirklich für Begeisterung. Dennoch nimmt es der aktive Feuerwehrmann mit einer großen Portion Optimismus. Die Sache auch mal von der positiven Seite betrachten oder sie mit eigenen Mitteln ein wenig dazu machen, ist wohl charakteristisch für den gebürtigen Kalkreuther.
Seit ein paar Wochen macht er - und zwar in der Einfahrt - die inzwischen bei allen Einwohnern sehr beliebten Hofkonzerte der guten Laune. Anderthalb Stunden Leichtigkeit und Unbeschwertheit, Mitsingen und Tanzen - jeder der Zuhörer im eigenen Grundstück versteht sich. Musikwünsche gingen inzwischen sogar über WhatsApp bei ihm ein und manchmal scheint es, als könne die Woche nicht schnell genug vergehen. Bis Helene atemlos durch das Dorf schmettert, Roland zum tausendsten Mal fragt, weshalb er nicht nein gesagt hat, und Mario seine Liebe zu dreilagigem Klopapier besingt.
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