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Dynamo nimmt Kampf um den Klassenerhalt wieder auf

Schluss mit Abstand. Am 17. Mai geht es für die Dresdner mit dem Auswärtsspiel in Hannover weiter. Was bis dahin wichtig ist - fünf Fragen und Antworten.

Von Sven Geisler
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Schluss mit Abstand: Im ersten Mannschaftstraining nach der Corona-Zwangspause kommen sich Dynamos Simon Makienok (l.) und Brian Hamalainen im Zweikampf nahe.
Schluss mit Abstand: Im ersten Mannschaftstraining nach der Corona-Zwangspause kommen sich Dynamos Simon Makienok (l.) und Brian Hamalainen im Zweikampf nahe. © SGD/ Steffen Kuttner

Dresden. Markus Kauczinski lässt es am Donnerstag vorsichtig angehen. „Wir haben erst mal ein Programm gewählt, das es den Jungs möglich macht, wieder das Gefühl füreinander zu entwickeln“, sagt der Trainer von Dynamo Dresden nach dem ersten Mannschaftstraining seit neun Wochen. Allerdings bleibt keine Zeit für eine Einlaufkurve, bereits in zehn Tagen geht die wegen der Corona-Pandemie unterbrochene Saison für den Fußball-Zweitligisten weiter.

Was der Neustart für Dynamo bedeutet und wie ihn der Verein vorbereitet – die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie geht es jetzt für Dynamo in der zweiten Liga weiter?

Die Saison wird mit dem 26. Spieltag fortgesetzt, Dynamo muss am Sonntag, dem 17. Mai, bei Hannover 96 auflaufen. Die Partie sollte ursprünglich am 15. März bereits als Geisterspiel ausgetragen werden, bevor sie wegen des sich ausbreitenden Coronavirus kurzfristig abgesagt worden ist. Möglicherweise ein Nachteil für die Dresdner: In den beiden angesetzten englischen Wochen müssen sie reisen: Ende Mai zu Spitzenreiter Arminia Bielefeld, Mitte Juni zu Holstein Kiel an die Ostsee, eine der längsten Fahrten.

Trainer Markus Kauczinski hatte den Punkt im Interview mit der SZ im Hinblick auf einen fairen Wettbewerb angesprochen. Man müsse sehen, ob die Pause zwischen den Spielen für den einen kürzer ist. Die genauen Termine waren außer für den Neustart zunächst nur für die letzten beiden Spieltage bekannt: am 21. Juni in Sandhausen und eine Woche später zu Hause gegen den VfL Osnabrück.

Wie bereitet sich das Team von Trainer Kauczinski vor?

Trainer Markus Kauczinski und Sportchef Ralf Minge stellen Dynamo jetzt auf den Neustart in der 2. Fußball-Bundesliga ein.
Trainer Markus Kauczinski und Sportchef Ralf Minge stellen Dynamo jetzt auf den Neustart in der 2. Fußball-Bundesliga ein. ©  dpa/Sebastian Kahnert

Ab dem 12. März mussten die Profis zunächst individuell trainieren, seit dem 8. April waren Übungen in Dreiergruppen und mit Abstand erlaubt. Nun müssen sie sich „mit der kürzesten Vorbereitungszeit in der Geschichte des deutschen Profi-Fußballs“ auf das Spiel in Hannover vorbereiten, meint Sportchef Ralf Minge. Auch Kauczinski räumt ein: „Ich hätte mir ein paar Tage mehr Vorbereitungszeit für meine Spieler gewünscht.“

In den per Pressemitteilung verbreiteten Reaktionen klingt an, dass der Neustart und erst recht das dabei angeschlagene Tempo bei Dynamo kritisch gesehen werden. Es sei nun mal die Faktenlage, „mit der wir uns als Teilnehmer des Wettbewerbes professionell auseinandersetzen müssen“, erklärt Minge. Kauczinski kündigt an, die Intensität rasch zu steigern, „damit wir direkt im ersten Spiel nach der Pause auch die nötige Robustheit und Mentalität auf den Platz bringen“. Es gehe schließlich um das sportliche Überleben in der 2. Bundesliga, die entsprechende Einstellung wolle er von seiner Mannschaft sehen.

Derzeit plant Dynamo das vorgeschriebene Quarantäne-Trainingslager für eine Woche, das in dem von einer Taskforce erarbeitete Konzept vorgeschrieben wird.

Wie stehen Dynamos Chancen im Abstiegkampf?

Die Dresdner hatten vor der Zwangspause eine Aufholjagd gestartet, als Tabellenletzter den Anschluss geschafft: ein Punkt zu Wiesbaden auf dem Relegationsrang, vier zu Bochum auf dem ersten Nichtabstiegsplatz. „Dort müssen wir auch unter diesen außergewöhnlichen Voraussetzungen mit Teamgeist, Leidenschaft und Kämpferherz anknüpfen, damit wir unser Saisonziel mit dem Klassenerhalt erreichen“, sagt Minge.

Doch es geht de facto von null los. Zudem wird die Atmosphäre in den Stadien ohne Zuschauer eine andere sein, gespenstisch fast. Geisterspiele sind für alle eine Strafe. „Das ist ein emotionaler Punkt“, hatte Kauczinski gesagt. Bei Spielern könnte – trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und Tests – die Ansteckungsgefahr im Hinterkopf sein. „Ich glaube deshalb, dass die Mannschaft, die es am besten wegsteckt, erfolgreich sein kann“, meinte der Trainer.

Eine Anfrage der SZ, ob die Profis sowie Trainer und Betreuer nach ihrer Meinung gefragt wurden und ob sie es ablehnen können zu spielen, ohne arbeitsrechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen, ließ die Deutsche Fußball-Liga am Donnerstag unbeantwortet.

Die Torhüter Kevin Broll (l.) und Patrick Wiegers trainieren zwar auch weiter miteinander, müssen sich ab sofort aber wieder auf Eins-gegen-Eins-Situationen mit Gegenspielern einstellen.
Die Torhüter Kevin Broll (l.) und Patrick Wiegers trainieren zwar auch weiter miteinander, müssen sich ab sofort aber wieder auf Eins-gegen-Eins-Situationen mit Gegenspielern einstellen. © SGD/ Steffen Kuttner

Was passiert, wenn Dynamo in die Relegation kommt?

Grundsätzlich ist die Relegation vorgesehen, aber abhängig von den Entscheidungen für die 3. Liga. Eine knappe Mehrheit der Vereine hat sich zwar dafür ausgesprochen, die Saison fortzusetzen, aber andere laufen dagegen Sturm wegen der hohen Kosten für Geisterspiele. Erst am 25. Mai soll es beim Außerordentlichen Bundestag des DFB ein Votum geben. Wie Auf- und Abstieg geregelt werden, wenn nicht weitergespielt wird, ist offen. Zudem dürfte es terminlich problematisch werden, wenn die 3. Liga deutlich später wieder einsteigt.

Was wird aus bereits gekauften Karten für Spiele?

Der Verein will Ticket- und Dauerkarteninhabern eine Möglichkeit einräumen, ihr Geld zurückzubekommen. Es gebe aber bereits viele Absichtserklärungen dafür, den kompletten Wert der Tickets oder einen Teil davon dem Verein als Spende zur Verfügung zu stellen, sagt der kaufmännische Geschäftsführer Michael Born. Man habe jedoch Verständnis für alle, die auf das Geld angewiesen sind und die volle Summe ausgezahlt haben möchten. Born hatte die Einnahme-Verluste pro Heimspiel ohne Zuschauer auf bis zu 700.000 Euro beziffert.

Das ist Dynamos neuer Spielplan:

Hannover 96 – Dynamo So., 17.05., 13.30
Dynamo – Greuther Fürth 22.05. bis 24.05./offen
Arminia Bielefeld – Dynamo 26.05. bis 28.05./offen
Dynamo – VfB Stuttgart 29.05. bis 01.06./offen
Wehen Wiesbaden – Dynamo 05.06. bis 08.06./offen
Dynamo - Hamburger SV 12.06. bis 14.06./offen
Holstein Kiel – Dynamo 16.06. bis 18.06./offen
SV Sandhausen– Dynamo So., 21.06., 15.30
Dynamo – VfL Osnabrück So., 28.06., 15.30