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Ein Zettel macht in Pirna die Runde

Die Mehrheit wendet sich gegen Gewalt bei Corona-Protesten. Jetzt gibt es eine private Initiative für Anstand, die erstaunliche Eigendynamik entwickelt.

Von Mareike Huisinga
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Mit diesem Statement wenden sich Pirnaer Bürger gegen Gewalt bei den Corona-Protesten.
Mit diesem Statement wenden sich Pirnaer Bürger gegen Gewalt bei den Corona-Protesten. © privat

Die Bilder, die von Pirna bei den Corona-Protesten vor gut einer Woche in die Welt gingen, waren erschreckend. Einige Teilnehmer wandten Gewalt gegen die Polizisten an. "Wobei es auch die Frage ist, wo Gewalt beginnt. Für mich ist schon eine Grenze überschritten, wenn es zu verbalen Angriffen kommt", sagt Cornelius Epperlein, Pfarramtsleiter der evangelischen Kirchgemeinde Pirna.

Die meisten Bürger der Stadt sind entsetzt über die Ausschreitungen in ihrer Stadt. So auch das Ehepaar Anke und Thomas Albrecht, die diese Bilder nicht so stehen lassen wollen. "Wir spüren, dass der Ton untereinander zurzeit recht angespannt und oft nicht mehr sachlich ist. Das macht uns Sorge. Meinungsverschiedenheiten sind das Normalste auf der Welt, nur es muss sachlich und freundlich bleiben", sagt Thomas Albrecht, der als Kirchner in der Marienkirche arbeitet.

Deshalb  hat das Ehepaar überlegt, wie man ein Zeichen setzen könnte und vor Kurzem einen Aushang an ihrer Hoftür befestigt. Auf dem Papier steht folgende klare Botschaft, die sich gleichfalls als Aufforderung an alle liest: "Unterschiedliche Standpunkte und Meinungen sind normal. Bitten sorgen wir alle dafür, dass Anstand, Freundlichkeit und Mitmenschlichkeit in unserer Stadt auch Normalität bleiben."

Mit dieser Initiative wollen Albrechts aufmerksam machen. Ohne eine große Aktion oder Demonstrationen. Es geht ihnen um leise, aber deutliche Worte. Das Engagement trifft ganz offensichtlich den Nerv vieler Pirnaer. Denn inzwischen sind die Albrechts bereits  von mehreren Bürgern angesprochen worden, ob sie das Statement weiterverbreiten und verwenden dürfen. "Natürlich gern, auch die Wortwahl darf variieren", betont Thomas Albrecht, der sich über diesen "Ansteckungseffekt" freut. 

Zettel im Büro der Aktion Zivilcourage erhältlich

Zu den Nachahmern beziehungsweise Multiplikatoren gehört auch die Kirchgemeinde Pirna. Auf der Internetseite der Gemeinde unter dem Punkt Willkommen steht bereits das Statement. "Ich persönlich und als Pfarrer der Kirchgemeinde lade dazu ein, erkennbar in diese öffentlich gemachte Haltung einzustimmen und sie an Fenster- und Schaufensterscheiben, an Haustüren und Briefkästen oder im Auto öffentlich zu machen", schreibt Pfarrer Epperlein dazu.

Auch die Stadtentwicklungsgesellschaft Pirna (SEP) begrüßt diese private Initiative. "Wir distanzieren uns von der Gewalt, die von einigen Chaoten bei den Protesten ausging ausging. So denkt nicht die Mehrheit der Pirnaer. Deshalb unterstützen wir auch die Initiative der Albrechts", erklärt SEP-Geschäftsführer Christian Flörke. Ebenso klinkt sich die Aktion Zivilcourage ein. Ab sofort kann man im Pirnaer Büro, Lange Straße 43, diese Zettel in Druckvariante  kostenlos erhalten, sagt Geschäftsführer Sebastian Reißig.

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