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Corona-Proteste: Mit Abstand und Anstand

Wer Fragen hat, soll sie stellen dürfen. Doch wer gegen die Einschränkungen demonstriert, muss sich auch Fragen gefallen lassen - ein Kommentar.

Von Thilo Alexe
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Teilnehmer einer Demonstration in Stralsund (l.). SZ-Politikredakteur Thilo Alexe kommentiert die zunehmenden Proteste gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.
Teilnehmer einer Demonstration in Stralsund (l.). SZ-Politikredakteur Thilo Alexe kommentiert die zunehmenden Proteste gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. © Stefan Sauer/dpa

Das Hinterfragen von Corona-Beschränkungen kann auf sehr nachvollziehbaren Gründen basieren: wirtschaftlicher Betroffenheit durch Kurzarbeit, Einsamkeit durch Kontaktsperren, Belastung durch Homeschooling oder Homeoffice. Selbst öffentlicher Protest für Lockerungen ist nur eingeschränkt möglich. Aber möglich ist er.

Deutschlandweit mehren sich Kundgebungen, „Spaziergänge“ und Demonstrationen, die den Lockdown infrage stellen. Sie zeigen: Nach dem Ende der Pandemie brauchen wir auch eine Aufarbeitung staatlicher Eingriffe in Grundrechte. Wer Fragen hat, soll sie stellen, ohne diskreditiert zu werden. Alle Parteien wissen übrigens, dass sie in ihrer Anhängerschaft Lockerungsbefürworter haben. Bei den Grünen ist das nicht anders als bei der CDU.

Doch wer demonstriert, muss sich auch Fragen stellen lassen. Warum haben Einschränkungsgegner in Gera, einer überdurchschnittlich stark von der Pandemie betroffenen Region, am Wochenende auf Abstand verzichtet? Warum sind, wie in Stuttgart, unter den Teilnehmern Rechtsextremisten, von denen sich kaum jemand distanziert? Letztere wissen, wie man Themen, die sich gegen die Regierung richten, für sich reklamiert – und mit eigener Elitenfeindlichkeit verbindet. Die Forderung, Alltagsinteressen und Gesundheitsschutz neu abzuwägen, ist demokratisch. Dafür lohnt es sich zu streiten – wenn auch mit Abstand. Und bitte auch mit Abstand zu Rechtsextremisten.

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