Schulen haben freie Hand beim Unterricht

Dresden. Ab Mittwoch wird es in den Schulen voller. Nach den Abiturienten und den Abschlussklassen an den Oberschulen dürfen dann auch die Schüler wieder in die Schule gehen, die erst im kommenden Jahr ihren Abschluss machen. Das betrifft die 11. Klassen am Gymnasium, die 12. Klassen an berufsbildenden Gymnasien, die 9. beziehungsweise 8. Klassen an Ober- und Förderschulen sowie 4. Klassen an Grund- und Förderschulen. Bis zu den Sommerferien sollen möglichst auch alle anderen Schüler an die Schulen zurückkehren können. Wann genau das sein wird, müsse mit den anderen Bundesländern abgesprochen werden, so Kultusminister Christian Piwarz (CDU). Die nächste Beratung der Ministerpräsidenten und der Bundeskanzlerin wird am Mittwoch stattfinden. Er nennt als vorsichtigen Ausblick den Montag nach Himmelfahrt, 25.Mai.
Der Landesschülerrat hat die geplante Öffnung der Schulen begrüßt, warnte aber davor, diese Entscheidung zu übereilen. Es sollten erst mehr Jahrgänge an die Schule gelassen werden, wenn es mit Blick auf den Infektionsschutz und die Sicherheit aller Beteiligten sinnvoll ist. Eine verfrühte Öffnung sei weder für die Schülerinnen und Schüler noch für andere Personenkreise vorteilhaft. „Es darf nicht vorkommen, dass Schulen wieder öffnen, an welchen die Hygienemaßnahmen nicht umgesetzt werden können“, sagte Landesschülersprecherin Joanna Kesicka. „Diese Maßnahmen dienen zum Schutz aller Beteiligten im normalen Schulablauf und sind enorm wichtig. Eine Schule, welche die Hygienemaßnahmen nicht einhalten kann, soll nicht öffnen dürfen, egal für welchen Jahrgang, solange bis das Problem behoben ist.“ Auch der Landeselternrat und die Gewerkschaft GEW fordern ein Konzept für die schrittweise Schulöffnung in den kommenden Wochen.
Hintergrund: Jetzt gelten diese Corona-Regeln in Sachsen
Das Kultusministerium hat die Schulleiter in den vergangenen Wochen in mehreren Schreiben über die gestufte Wiederaufnahme des Unterrichts vor Ort informiert. Dabei habe jede einzelne Schule größtmögliche Freiräume, schrieb Ministeriumssprecher Dirk Reelfs am Montag im Blog des Kultusressorts. Das gelte sowohl für die pädagogische Gestaltung des weiteren Lernprozesses als auch bei der zeitlichen und räumlichen Organisation des Unterrichts als Präsenzzeit. Sächsische.de fasst die wichtigsten Fakten zusammen.
Anzahl der Schüler im Unterricht muss reduziert werden
Der Unterricht soll sich zwar an der geltenden Stundentafel orientieren. Es wird aber nicht möglich sein, dass alle Schüler in allen Fächer Unterricht in der Schulen haben können. Dafür reichen weder Personal noch die Zeit und der Platz in den Schulgebäuden aus. Wegen der Hygienevorschriften, insbesondere des Abstandsgebotes, müssen die Klassen geteilt werden.
Lernen zu Hause wird weiter nötig sein
Ziel ist es, dass alle Schülerinnen und Schüler wieder zeitweise die Schule besuchen können und Unterrichtsangebote erhalten. Damit das gewährleistet werden kann, muss ein Teil der Schüler zu Hause lernen, während die anderen in der Schule sein. Diese Lernzeiten außerhalb der Schule sollen vor allem für Übung, Festigung und Vertiefung genutzt werden. „Lern- und Präsenzzeiten gut aufeinander abzustimmen, ist die Aufgabe, vor der jede einzelne Schule jetzt steht“, heißt es vom Kultusministerium.
Festgelegte Tage für Schulbesuch
Für die konkrete Planung von Unterrichtszeit für die einzelnen Klassen in Räumen der Schule vor Ort sind unterschiedliche Modelle denkbar. Wie das funktionieren kann, muss jede Schule selbst organisieren. Die räumlichen und personellen Voraussetzungen an den sächsischen Schulen seien zu unterschiedlich, um einheitliche Vorgaben zu machen, so das Ministerium. In der Regel werden die Schülerinnen und Schüler an für die jeweilige Klasse festgelegten Tagen die Schule besuchen. Das kann etwa im täglichen Wechsel sein, oder die Schüler wechseln zwischen einer Woche Präsenzzeit, eine Woche Lernzeit. Möglich ist auch ein Modell, in dem sich drei Tage Unterricht in der Schule mit zwei Tagen Lernzeit zu Hause abwechseln – in wechselnden Blöcken pro Woche. Auch andere Modelle seien denkbar, so das Kultusministerium. Beachtet werden müsse aber neben der räumlichen und personellen Situation vor Ort auch die Pausengestaltung, und dass der Rhythmus bis zum Ende des Schuljahres grundsätzlich durchgehalten werden kann. Außerdem sollte die Schülerbeförderung berücksichtigt werden. Dazu seien enge Absprachen mit dem Schulträger nötig, teilt das Kultusministerium mit.
Unterrichtsangebot abhängig von Schulen
Jeder Schüler soll mindestens einmal pro Woche in die Schule kommen, sagte Kultusminister Christian Piwarz – unter Beachtung der Maßnahmen zum Infektionsschutz. Jede Schule soll sich bemühen, ein möglichst breites Unterrichtsangebot bereitzuhalten. Wie viele Stunden in welchen Fächern unterrichtet werden kann, hängt aber von der Anzahl und der Größe der zur Verfügung stehenden Räume ab.
Lehrplan nur als Orientierung
Der Präsenzunterricht soll an die Lernzeit in den vergangenen Wochen anknüpfen. Das heißt, die Lehrer müssen überprüfen, was im Selbststudium erarbeitet wurde, diese Lerninhalte festigen und vertiefen sowie Wissensdefizite abbauen. Der Lehrplan kann aufgrund der Situation nicht mehr erfüllt werden. Deswegen können die Lehrer selbst entscheiden, welche Schwerpunkte sie für die verbleibende Unterrichtszeit setzen. Die Mindestanzahl von Klassenarbeiten an den Oberschulen und Klausuren in diesem Kurshalbjahr an Gymnasien muss nicht erfüllt werden.
Abschlussklassen haben Priorität
Oberste Priorität hat auch nach Wiedereröffnung der Schulen die Absicherung der Abitur- und Abschlussprüfungen, teilt das Kultusministerium mit. Auch die Vorabschlussklassen sollten einen hohen Anteil an Präsenzzeit haben. Die höheren Klassenstufen an den Oberschulen sollten sich in der Unterrichtszeit auf die schriftlichen Prüfungsfächer konzentrieren. In den anderen Fächern kann die Anzahl der Unterrichtsstunden verringert werden. Das gilt auch für die Förderschulen.
In der Gymnasialen Oberstufe an den Gymnasien sollte der Schwerpunkt der Präsenzangebote auf die Leistungskursfächer sowie die Grundkurse Deutsch und Mathematik konzentrieren. Die anderen Grundkursfächer, die schriftliches Abiturprüfungsfach sein können, richten sich nach den Schwerpunkten der Schulen. Dafür könnten auch gesonderte Lerngruppen organisiert werden.