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Leeres Querxenland kämpft ums Überleben

Ähnlich geht es der Windmühle. Alle drei Seifhennersdorfer Schulen versuchen zu helfen.

Von Holger Gutte
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Der Schein trügt: Nur die Natur blüht im Kindererholungszentrum Querxenland in Seifhennersdorf.
Der Schein trügt: Nur die Natur blüht im Kindererholungszentrum Querxenland in Seifhennersdorf. © privat

Sein 40. Jahr im Querxenland hatte sich Geschäftsführer Rüdiger Schaper anders vorgestellt. Zwar blüht es überall im Seifhennersdorfer Kindererholungszentrum (Kiez). Aber da, wo sonst Kinder rumtollen und Schulklassen die Angebote der Einrichtung nutzen, ist gähnende Leere. Allein vom 13. März bis 30. Juni hat das Kiez wegen Corona über eine Million Euro durch Belegungsausfall verloren. 

Dabei waren die letzten Jahre immer gut gebucht. Rüdiger Schaper hätte sich auch für Einrichtungen, wie die seine, staatliche Unterstützung erhofft. Mal abgesehen vom Kurzarbeitergeld bekam das Kiez bisher lediglich 9.000 Euro an Förderung.  "Das Kurzarbeitergeld ist unser Rettungsanker", sagt er. 

Umso mehr freut er sich über die Aktion der drei Seifhennersdorfer Schulen. Die möchten ein Zeichen setzen und solidarisch sein. Gemeinsam haben die Schulleiter vom Oberland-Gymnasium sowie der Ober- und Grundschule eine Spendenaktion gestartet. Sie bitten ihre Kollegen um Spenden für das Kindererholungszentrum und den Verein der Sächsischen Bildungs- und Begegnungsstätte Windmühle Seifhennersdorf.

Das Lehrer-Kollegium vom Oberland-Gymnasium Seifhennersdorf hat zusammen mit ihren Kollegen der Grund- und der Oberschule der Stadt eine Spendenaktion zugunsten des Kindererholungszentrums Querxenland (Kiez) und der Sächsischen Bildungs- und Begegnungsstätte Windmühle Seifhennersdorf gestartet.
Das Lehrer-Kollegium vom Oberland-Gymnasium Seifhennersdorf hat zusammen mit ihren Kollegen der Grund- und der Oberschule der Stadt eine Spendenaktion zugunsten des Kindererholungszentrums Querxenland (Kiez) und der Sächsischen Bildungs- und Begegnungsstätte Windmühle Seifhennersdorf gestartet. ©  Rafael Sampedro (Archiv)
Markus Kranich ist der Vereinsvorsitzende der Sächsischen Bildungs- und Begegnungsstätte Windmühle Seifhennersdorf, die ebenfalls von den Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie stark betroffen ist.
Markus Kranich ist der Vereinsvorsitzende der Sächsischen Bildungs- und Begegnungsstätte Windmühle Seifhennersdorf, die ebenfalls von den Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie stark betroffen ist. ©  Rafael Sampedro (Archiv)
Die Zimmer im Querxenland bleiben ungenutzt.
Die Zimmer im Querxenland bleiben ungenutzt. © privat
Gähnende Leere auch im Speisesaal des Kiez.
Gähnende Leere auch im Speisesaal des Kiez. © privat
Auch Sporttreiben ist im Querxenland nicht möglich.
Auch Sporttreiben ist im Querxenland nicht möglich. © privat

"Beide gemeinnützigen Unternehmen der Stadt sind schwer von der Corona-Krise betroffen und kämpfen um ihr wirtschaftliches Überleben", schildert der Geschichts- und Religionslehrer vom Gymnasium, Philipp Sobotta. Querxenland und Windmühle haben vorwiegend Gruppenunterkünfte. Klassenfahrten bleiben untersagt. "Wir wollen helfen und ihre wichtige Arbeit unterstützen", sagt er.

Die Kasse im Querxenland ist leer

"Als wir von der Spendenaktion hörten, hat uns das sehr berührt. Denn mit so etwas rechnet man nicht. Die Lehrer haben jetzt selber viel Ungewohntes zu tun", sagt Rüdiger Schaper. Es ist ein Gefühl von Menschlichkeit in der Not, dass damit vermittelt wird. "Es zeigt uns, dass andere Leute ein Gespür dafür haben, dass unsere Arbeit gebraucht wird", meint er. Denn bei Null Einnahmen und Post, die nur Rechnungen und Stornierungen bedeuten, sind 41 Querxenland-Mitarbeiter auf Kurzarbeit.

Von November bis März sind im Kiez die Monate mit den defizitären Einnahmen, wie es der Geschäftsführer beschreibt. In dieser Zeit haben sie von den Einnahmen von 2019 gelebt. Jetzt sind die Kassen leer und wegen den corona-bedingten Stornierungen auch die Übernachtungsbücher.

Alle für 2020 geplanten Investitionen sind auf Eis gelegt. Nach den Vorgaben könnten 39 Zimmer im Kiez belegt werden. Im Speisesaal stehen 39 Tische für die Gäste bereit.  

Rüdiger Schaper fühlt sich mit dem Querxenland von der Politik im Stich gelassen. Anfang April hieß es, dass es einen Rettungsschirm von 55 Millionen Euro für Soziales gibt. Fünf Millionen Euro sollte für die Jugendarbeit sein. Dem Sozialministerium ist es bis jetzt nicht gelungen, Geld davon für Freizeiteinrichtung zu geben. Dabei heißt das Hilfspaket Sofortprogramm, erzählt er. 

"Der Landesverband der Kindererholungszentren hat gleich reagiert und deutlich gemacht, dass wir kein Geld haben wollen, dass uns nicht zusteht, sondern nur um zu Überleben", sagt er. Man könnte monatsweise abrechnen und Zahlungen gewähren. Aber bisher kam vom Sozialministerium keine Antwort darauf. 

Beim Innenministerium geht das schneller. Zehn Millionen Euro gibt es für den Sport. Seit 14 Tagen sind dafür die Förderrichtlinien bekannt. "Wir fühlen uns im Regen stehen gelassen", sagt Schaper. Seine Erfahrung zeigt ihm, dass es eine riesen Kluft zwischen den Beschlüssen im Landtag und den Ministerien gibt. 

Die Einbußen bei der Windmühle sind erheblich

Verwaist ist auch das Gruppenhaus der Windmühle. Die Angebote hier nutzen vor allem Reise- und andere Gruppen und viele Einrichtungen, die sich um Menschen mit Behinderungen kümmern. "Die können alle nicht kommen. Auch Familien- und andere Feiern wurden reihenweise abgesagt", sagt Vereinsvorsitzender Markus Kranich. Alle Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. "Die Einbußen sind erheblich", fügt er hinzu.

Spendenkonto: An Freundeskreis Oberland-Gymnasium Seifhennersdorf; Volksbank Löbau-Zittau BIC: GENODEF1NGS IBAN: DE21 8559 0100 4523 0958 09; Verwendungszweck: Corona-Hilfe

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