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Überlaufene Ostsee, Chance für den Berzi?

Die Europastadtgesellschaft Görlitz hat konkrete Pläne, um den Tourismus wieder anzukurbeln. Sie will sich dazu in der Sachsen-Kampagne einbringen.

Von Matthias Klaus
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Andrea Behr ist die Chefin der Europastadtgesellschaft Görlitz. Sie kümmert sich unter anderem um die touristischen Belange.
Andrea Behr ist die Chefin der Europastadtgesellschaft Görlitz. Sie kümmert sich unter anderem um die touristischen Belange. © Pawel Sosnowski

Wie steht es nach den Corona-Lockerungen um den Tourismus in und um Görlitz? Wie wirbt die Region um Touristen? Wird der Berzdorfer See zu einem Ausweichziel für gestresste Ostsee-Urlauber, die möglicherweise kein Hotelzimmer mehr finden? Die SZ hat darüber mit Andrea Behr, der Chefin der Europastadtgesellschaft Görlitz/Zgorzelec,  gesprochen.

Der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu sprach jetzt von einer Werbekampagne um Städtetouristen für Görlitz. Was muss man sich darunter vorstellen? Gibt es dafür schon konkrete Pläne?

Wir sind inhaltlich sehr gut in die wirksamen und reichweitenstarken Kampagnen der Landesmarketinggesellschaft eingebunden. Zum Beispiel in den letzten Wochen in die Kampagne der TMGS Tourismusmarketing Gesellschaft Sachsen „Träum Dich nach Sachsen“ oder von So geht Sächsisch #bleibt daheeme oder auch der Oberlausitz. Zusätzlich setzen wir mit eigenen Maßnahmen weitere Akzente. Mit dieser Mischung haben wir in der Vergangenheit sehr gute Aufmerksamkeit für Görlitz erzielt, daher halten wir daran fest. Auf der Webseite https://www.goerlitz.de/Ausflugstipps.html gibt es erste Informationen zu den aktuellen Ausflugszielen, die Kommunikation über Facebook und Instagram läuft beständig, heute wird ein weiterer Görlitz-Newsletter an die Kunden mit Informationen versandt und auch PR-Texte sind schon verteilt. Zudem planen wir eine Postkartenaktion " Görlitz wartet auf Dich". Wir wissen, dass die TMGS eine Sachsenurlaub-Kampagne plant – da werden wir uns inhaltlich integrieren. Auch mit den Partnern in der Oberlausitz sind wir dazu im Gespräch. Besonders in diesen Zeiten müssen die vorhandenen Mittel sinnvoll und effizient investiert werden, um mittelfristige Effekte für den Tourismus zu erzielen.

Wie wird denn generell um Görlitz-Touristen geworben? Messen gibt es nicht, kommen wieder die Großplakate zum Einsatz?

Grundsätzlich – auch ohne Corona – ist der Schwerpunkt der Kommunikation zunehmend digital. Das heißt im Zentrum steht die Bereitstellung von Reiseinformationen und Reiseinspirationen im Netz und die entsprechende Bewerbung dieser Seiten unter anderem über die sozialen Netzwerke. Ergänzend dazu gibt es PR- und Werbepräsentationen, Ansprache und Betreuung von Bloggern, Kundenbindungsmaßnahmen und so weiter. Inhaltlich sind wir mit dem Angebot in der Stadt Görlitz plus dem Berzdorfer See sehr gut aufgestellt. Das ist eine gefragte Kombination gerade in diesem Sommer mit voraussichtlich fehlenden Badereisezielen im Ausland und überlaufener Ostsee. Das heißt, es ist sehr wichtig, dass Baden - wie auch an den umliegenden Seen gelebt - bei uns möglich ist.

Gab es während der Beschränkungen seit Mitte März überhaupt touristische Reiseanfragen?

Weniger konkrete Buchungsanfragen, sondern eher informative Anfragen. Dass heißt, die Gäste haben sich inspirieren lassen und planen.

Wie sieht die Situation heute aus, kommen die Anfragen wieder stärker?

Ja, seit Verkündung der Wiedereröffnung der Hotels klingeln die Telefone wieder öfter.

Wie schnell wird sich nach den Lockerungen die Branche aus Ihrer Sicht erholen?

Wir hoffen natürlich schnell, aber es wird ein langer, nicht einfacher Weg werden. Hier spielen auch sehr viele Faktoren eine Rolle, die durch die Betriebe nur teilweise beeinflussbar sind wie zum Beispiel Reisebeschränkungen in Europa, Änderungen des generellen Reiseverhaltens, geändertes Ausgabeverhalten und so weiter.

Fürchten Sie in Görlitz Insolvenzen wegen der Einschränkungen im Tourismus-Bereich?

Da derzeit keiner wirklich in die Zukunft schauen kann, wie sich der Tourismus entwickeln wird, ist es schwer, solche Aussagen zu treffen. Wir hoffen natürlich nicht. 

Welche Einrichtungen haben die Einschränkungen besonders betroffen, die kleineren oder die großen Hotels?

Die kompletten Auswirkungen werden sich erst in den nächsten Monaten in vollem Ausmaß zeigen. Dies betrifft jede Art von Einrichtung - ob Hotel oder Gastronomie, ob Stadtrundfahrten oder Museen.

Sind Sie damit zufrieden, wie der Freistaat die Tourismusbranche durch die Krise navigiert?

Die Breite der angebotenen Hilfsprogramme insgesamt ist beachtlich. Wir stehen hier sowohl mit den Akteuren im Freistaat als auch mit unseren Unternehmen vor Ort laufend im Austausch und versuchen zu unterstützen und zu informieren wo wir können.

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