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Corona: Tschechien öffnet die Grenzen

Die Regierung lockert die Beschränkungen weiter. Grenzstädte wie Hradek können langsam aufatmen.

Von Petra Laurin
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Die Stadt Hradek hat 200.000 Euro am Krystina-See investiert. Den sollen bald auch wieder Gäste aus dem Dreiländereck besuchen.
Die Stadt Hradek hat 200.000 Euro am Krystina-See investiert. Den sollen bald auch wieder Gäste aus dem Dreiländereck besuchen. © Petra Laurin

Die Bar Panorama am Kristyna-See hat schon geöffnet. Am Barfenster hängen bunte Textil-Schutzmasken, die sich die Gäste gratis mitnehmen dürfen. Die Grenzstadt Hrádek nad Nisou (Grottau) mit ihrem Erholungsgebiet stand fast drei Wochen auf der Liste der Touristen-Orte in der Region Liberec (Reichenberg), in dem alle Parkplätze gesperrt waren - aus Furcht vor größeren Menschenansammlungen. Seit dieser Woche dürfen sie wieder öffnen. 

Und Tschechien lockert weiter. Ab diesem Freitag sind auch das Ausgeh- und Reiseverbot aufgehoben. Die Streichung der Verbote erfolgt auf der Grundlage der guten epidemiologischen Lage, begründet die Regierung die Entscheidung. Laut der Nachrichtenagentur CTK dürfen die Tschechen wieder ins Ausland fahren. Das betrifft auch Urlaubsreisen. Bei der Rückkehr müssen sie allerdings einen negativen Covid-19-Test vorweisen, andernfalls in eine zweiwöchige Quarantäne gehen. Das gab Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) am späten Donnerstagabend auf einer Pressekonferenz nach der jüngsten Kabinettssitzung bekannt. 

Auch die Pendler können wieder täglich zur Arbeit in das Nachbarland fahren, wenn sie aller 14 Tage einen Test auf den Covid-19-Erreger absolvieren. Dieser sollte am besten über die Arbeitgeber sichergestellt werden. Bislang mussten sie jeweils mindestens zwei Wochen in Deutschland oder Österreich bleiben und nach der Rückkehr für zwei Wochen in Quarantäne gehen. Eine Ausnahme galt nur für Berufspendler im Gesundheitswesen und im Sozialdienst.

Weil sich die Befürchtungen eines möglichen Anstiegs der Infektionen nicht bestätigten, zieht die Regierung den Ausstieg aus den Einschränkungen um zwei Wochen vor. Ende Mai soll praktisch alles wieder geöffnet sein.

200.000 Euro am Kristýna-See investiert

Stanislav Dlouhý von der Bar Panorama hofft nun bald wieder auf seine Stammgäste. "Ab der Wende, von Frühling bis Herbst waren die Deutschen und Polen täglich da", sagt der Besitzer. "Mit Fahrrad oder per Fuß". Ohne Stammgäste sinken seine Einnahmen mindestens um ein Drittel. Noch dürfen Polen und Deutsche nur in absoluten Ausnahmefällen nach Tschechien einreisen.

Genauso so unruhig wie er sind auch viele andere Hradeker Unternehmer. Gaststätten, Geschäfte, Dienstleistungen, Tankstellen und Selbstbedienungen - alle in der Grenzregion sind auf die Kunden aus dem Dreiländereck eingestellt. "Tschechen können diesen Ausfall nie ersetzen, obwohl die jetzt wahrscheinlich lieber nur im Lande reisen werden", sagt Dlouhy. "Außerdem werden sie viel weniger Geld haben."

Das Erholungsgebiet ist aber auf die Saison gut vorbereitet. Die Stadt investierte in die Anlage weitere fünf Millionen Kronen (rund 200.000 Euro). Die Verbesserungen - Vorbild war der O-See - begannen schon im Vorjahr. Grüne Sonnenwiesen, bequemere Unterkünfte, neue Wege und neues Mobiliar. Zudem sind die Spielplätze ausgebessert, gibt's einen besseren Zugang zum Wasser. Die breiten Holzstufen und -platten sind auch für Behinderte gut zugänglich, eine Holzrampe soll noch über die Wasserfläche kommen. "Hier hat uns Corona etwas gebremst", berichtet Bürgermeister Josef Horinka. "Das Verzinken der Konstruktion sollte in Zittau passieren, der Lieferant musste auf die Schnelle eine andere Alternative suchen."

Wegen der Corona-Krise rechnet er für 2021 mit 20 Prozent weniger Einnahmen. "Straßen- und Gebäudereparaturen müssen jetzt warten - alles, wofür keine Fördermittel sicher sind", sagt Hornika. Beschränkungen betreffen auch das Kulturleben. Der Hradeker Rocksommer musste gestrichen werden. Er war für Ende Juni geplant, der Veranstalter rechnete mit Tausend Gästen. Hoffnung für weitere Hrádeker Feste und die Wallfahrt Ende August bestehen noch.

Zahl der Infizierten soll auf 7.800 steigen

Laut Schätzungen soll die Gesamtzahl der Infizierten in Tschechien bis Ende April auf rund 7.800 steigen. Noch vor einer Woche sprach man von 10.000 Fällen. Inzwischen ist aber die Reproduktionszahl unter 1,0 gesunken - also ein Infizierter steckt weniger als eine Person an. Aufgrund dieser positiven Daten halten es Experten für möglich, kontrolliert zur Normalität zurückzukehren.

Die Reisen ins Ausland waren bis auf kleine Ausnahmen ab Mitte März verboten. Diese Maßnahme stieß auf harte Kritik in der Öffentlichkeit und bei Politikern, einige Senatoren wollten sogar vor das Verfassungsgericht ziehen. In der Region Liberec sind 192 positive Fälle registriert, mehr als die Hälfte davon ist inzwischen genesen. Vier Infizierte sind verstorben. 

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