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Bus-Corso fährt heute durch Dresden

Die Protestaktion soll auf die Nöte der unter den Corona-Maßnahmen leidenden sächsischen Reisebranche aufmerksam machen.

Von Marvin Graewert
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Für die meisten andere Branchen gibt es zumindest einen Corona-Fahrplan. Den Veranstalter der Tourismusdemo fehlt hingegen jede Planungssicherheit.
Für die meisten andere Branchen gibt es zumindest einen Corona-Fahrplan. Den Veranstalter der Tourismusdemo fehlt hingegen jede Planungssicherheit. © Fotostand

Dresden. Nach Wochen des Stillstands fahren die Busse sächsischer Reiseveranstalter wieder durch Dresden. Allerdings rollt mit dem Konvoi am Mittwoch die Tourismus-Branche noch lange nicht an - vielmehr ist es ein Hilferuf.

Mit 50 Bussen wollen über zwanzig kleine und mittelständische Reiseveranstalter, Busunternehmer und Reisebüros aus Sachsen ihrem Ärger Luft machen und zeigen, dass ihre Branche aus mehr als nur Hotels und Großkonzernen besteht. "Wir waren noch gar nicht in der Ausgangssperre, da hatte TUI schon Überbrückungskredit in Höhe von 1,8 Milliarden Euro auf dem Konto", klagt Anmelder und Reisebüro-Inhaber Rainer Maertens.

Durch den Bus-Corso soll der Fokus auf die kleineren Dienstleister gelenkt werden: Um neun Uhr startet die Demonstration an der Blüherstraße und führt über den Postplatz bis zum Sächsischen Landtag, wo um elf Uhr ein Forderungskatalog übergeben werden soll. Vor dem Landtag soll das Hupkonzert für einen kurzen Moment aussetzen. "Aber man weiß ja nie, was sich für eine Eigendynamik entwickelt", schmunzelt Maertens.

Um den Infektionsschutz zu wahren, ist es allerdings nicht möglich, sich dem Demozug anzuschließen. Mit 15 Teilnehmern zu Fuß ist die Demo ausgebucht. Zu viele Zuschauer würden die Durchführung des Corsos behindern. Nachahmer der Aktion haben sich schon in ganz Deutschland gefunden, sogar in Bratislava soll es eine Bus-Demo geben.

Reise-Branche verliert 24 Milliarden Euro

Im Vorfeld hat Maertens mit vielen sächsischen Reiseveranstaltern gesprochen, um möglichst viele Forderung zu berücksichtigten. Dabei sei die gemeinsame Kernforderung simpel. "Wir brauchen finanzielle Unterstützung, sonst überstehen wir die Krise nicht." Vor allem ein Aspekt werde in der aktuellen Diskussion oft vergessen, denn die Tourismusbranche könne nicht nur neue Einnahmen erwirtschaften. Zusätzlich fallen auch die Anzahlungen aus dem Herbst weg und wieder an die Kunden zurückfließen. Schon bevor der Konvoi überhaupt startet, gibt es für Maertens den ersten Lichtblick. Zum ersten Mal werde in der Politik nicht über Hotels, sondern auch über Reisebüros gesprochen.

Wie viel auf dem Spiel steht, zeigen Zahlen, die Reinhard Meyer, Präsident des Deutschen Tourismusverbandes am Dienstag verkündet hat. Die ganze Branche soll in den letzten zwei Monaten 24 Milliarden Euro weniger eingenommen haben. Dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändert, glaub Maertens nicht. Dafür hat er zu viel pessimistische Stimmen gehört, die der Branche einen Stillstand von bis zu einem Jahr prophezeien. Denn während Restaurants und der Einzelhandel langsam und unter starken Einschränkungen wieder öffnen können, fehle es der Tourismus-Branche an jeglicher Planungssicherheit.

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