Corona: Verunsicherung in den Kitas

Region Döbeln. Es ist wieder ein Schritt in Richtung Normalität. Aber es wird eine andere Normalität. Frühestens ab 18. Mai können die Mädchen und Jungen wieder in die Kindereinrichtungen zurückkehren. Dort sollen sie allerdings in kleineren Gruppen, streng voneinander getrennt betreut werden. Auch beim Spielen im Garten dürfen sich die Gruppen nicht begegnen. Aber ist das machbar?
Gruppengröße überdenken
Diese Frage stellt sich Dana Richter, Leiterin der Kita Wasserplanscher in Waldheim auch. Und aus heutiger Sicht beantwortet sie sie mit Nein. In der kommenden Woche werden die Kita fast 60 Kinder besuchen. Im Kindergarten dürften maximal zehn ein Zimmer nutzen und in der Krippe fünf. „Unsere Zimmer sind aber so groß, dass wir 20 Kinder darin betreuen könnten“, sagt Dana Richter.
Ist die Kita einmal wieder voll belegt, wollen dort 109 Kinder spielen und toben. 33 sind Krippenkinder, die jeweils zu fünft oder sechst von einer Erzieherin betreut werden. „Wir wissen noch nicht, wie wir das machen sollen“, meint die Leiterin und hofft auf die Politik, dass diese die Gruppengröße noch einmal überdenkt.

Ansonsten hätten die Wasserplanscher plötzlich doppelt so viele Gruppen. Die Zahl der 15 Erzieherinnen bleibt aber gleich. Diese müssen „nebenbei“ in dieser außergewöhnlichen Zeit zusätzlich auch noch Kinder eingewöhnen, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten und in diese zurückkehren wollen.
Im Außenbereich an der Goethestraße sei ein Spielplatz für die älteren Kinder mit einer Hecke von dem der Jüngsten abgeteilt, so dass dort eine natürliche Trennung vorhanden sei. An der Bahnhofstraße gibt es sogar eine Außentoilette und ein Waschbecken. Dort werden die Kinder gestaffelt draußen spielen. Sie wüssten alle, dass es Corona gibt und kennen die Verhaltensregeln. „Aber, sie begreifen noch nicht, was es bedeutet“, so Dana Richter.
Platzkapazität ist begrenzt
Eine schon fast familiäre Kita ist die Kinderburg Gleisberg. „Wir sind eine Zwei-Gruppen-Einrichtung mit 23 Kindern“, erklärt Leiterin Carola Rothe. „Wir haben zwei Zimmer, einen schmalen Gang, eine Garderobe und drei Geschwisterpaare, die in beiden Gruppen betreut werden“, verdeutlicht sie die schwierige Situation.
Pro Gruppe gibt es zwei Erzieherinnen. „Aber ich kann nicht garantieren, dass jede Gruppe immer von derselben Erzieherin betreut wird“, sagt die Leiterin. Dazu komme, dass genau am 18. Mai der Jahresurlaub der Erzieherinnen beginnt, bei dem jede bis zu drei Wochen fehlen wird.
Trotzdem versucht auch die Kinderburg, auf Abstand zu achten. Die Türen der Zimmer bleiben geschlossen. Die Garderobe werde immer nur von einer Gruppe genutzt, ebenso der Garten. Die andere Gruppe gehe derweil spazieren.

Die Eltern dürfen die Einrichtung beim Bringen und Holen der Kinder betreten, aber nur mit Mundschutz. Und die Erzieher vertrauen darauf, dass nur gesunde Kinder die Kita besuchen. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen schränkt Carola Rothe ein: „Sollte eine Corona-Infektion festgestellt werden, könnte die ganze Kita geschlossen werden.“
Kitaleiterinnen entscheiden
Wie die Kindereinrichtungen der Stadt Leisnig mit den neuen Vorschriften umgehen, „obliegt den Leiterinnen, da die Platzkapazität ganz unterschiedlich ist“, sagt Hauptamtsleiterin Silvia Diesmann. Die Vorgaben seien in der Praxis schwer umsetzbar.
Wenn bei der Rückkehr eine Staffelung erfolge, wie in den Schulen, könnten sich die Einrichtungen besser darauf einstellen. Sollten aber alle Mädchen und Jungen die Kitas zum gleichen Zeitpunkt wieder besuchen dürfen, ginge das nur in den alten Gruppenstärken.
In einer Einrichtung gebe es bereits jetzt Zutrittsbeschränkungen, weil die Garderobe sehr klein sei. Den Eltern werde geraten eine Schutzmaske zu tragen. Aber die Mütter und Väter gingen ohnehin sehr sensibel mit dem Thema Corona um. Würden Kinder Krankheitssymptome zeigen, ließen sie diese erst beim Arzt abklären. Denn ohne den Nachweis, dass es sich nicht um Corona handelt, müssten auch Geschwisterkinder zu Hause bleiben.
Erst muss ein Konzept her
Noch sehr zurückhaltend äußert sich die Stadtverwaltung Döbeln. Vor Entscheidungen wartet sie das angekündigte Konzept des sächsischen Kultusministers ab. Ob genug Personal für die getrennte Gruppenbetreuung vorhanden sei, könne die Verwaltung jetzt noch nicht sagen. Das hänge von den vorgegebenen Gruppengrößen ab. Die Platzkapazität in den Einrichtungen sei unterschiedlich.

Wie die Kinder im Außengelände getrennt werden, werde individuell in den Kitas organisiert. Die Erzieher in den Kitas achten sehr auf den Gesundheitszustand der Kinder und messen bei Verdacht auch Fieber. Mädchen und Jungen die Schnupfen oder einen leichten Husten haben, werden derzeit nicht in den Kitas angenommen, teilt der Döbelner Pressesprecher Thomas Mettcher mit.
Für jedes Kind ein Tisch
Weniger Gedanken macht sich Kerstin Thanheiser vom Kinderhaus Hartha. „Wir haben gute Bedingungen“, sagt die Leiterin. Für jede Gruppe gebe es zwei große Zimmer, so dass die Gruppen auch problemlos aufgeteilt werden könnten. Sind alle da, werden 165 Kinder von 20 Erzieherinnen betreut.

Bereits jetzt melden die Eltern die Zeit, zu der sie ihren Nachwuchs bringen und wieder abholen. Die Kinder werden dann an einer der drei Eingangstüren von den Erziehern in Empfang genommen und wieder an die Eltern übergeben. Die betreten die Einrichtung zurzeit nicht. Das funktioniere gut.
„Wir achten sehr darauf, dass die Kinder oft die Hände waschen, für Taschentücher gibt es einen verschlossenen Extrabehälter und beim Essen sitzt jedes Kind an einem Tisch“, zählt Kerstin Thanheiser auf und fügt hinzu: „Es ist alles eine Organisationsfrage.“
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