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Coronahilfe für Dresdner Clubs und Theater

"Mit den Lockerungen können wir wenig anfangen", sagt der Chef des Jazzclubs Tonne, Steffen Wilde. Seinem und anderen Häusern wollen Politiker nun helfen.

Von Andreas Weller
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Steffen Wilde vom Jazzclub Tonne und Linke-Stadtrat Magnus Hecht im Club.
Steffen Wilde vom Jazzclub Tonne und Linke-Stadtrat Magnus Hecht im Club. © Sven Ellger

Dresden. Die Kulturszene in Dresden geht am finanziell Stock. Insbesondere die Freie Szene, kleine Theater, Clubs, kleine Konzerthäuser und die Soziokultur spüren durch die  Lockerungen der Corona-Regeln keinen Aufwind.

"Mit den Lockerungen können wir wenig anfangen", sagt Steffen Wilde deutlich. Der Chef des Jazzclubs Tonne beschreibt die Situation so: Zunächst war sein Club komplett geschlossen. "Wir hatten also keine Einnahmen, aber die Miete muss natürlich trotzdem gezahlt werden." Der Club am Tzschirnerplatz kämpft ums Überleben.

"Nun dürfen wir wieder öffnen, können aber maximal Duos oder Trios auftreten lassen, Bigbands gehen laut Vorschriften nicht und wir dürfen auch nur viel zu wenig Publikum reinlassen, um finanzierbar zu sein." Das bedeutet, die Einnahmen stehen in keinem Verhältnis zu den Ausgaben.

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Ähnliches berichtet Felix Buchta vom Klubnetz Dresden, ein Zusammenschluss von 13 Dresdner Clubs. "Die Clubs zahlen zusammen 50.000 Euro Miete pro Monat", so Buchta. "Wir werden aber die letzten sein, die wieder öffnen dürfen. Denn bei uns kommt alles zusammen: Viele Besucher auf engem Raum und lange Veranstaltungen."

Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) hatte im SZ-Interview bereits befürchtet, dass nicht alle Dresdner Kulturhäuser Corona überleben werden. Ähnliches befürchtet auch Buchta. "Die Clubs arbeiten generell im Grenzkostenbereich, ein Drittel muss nach drei Monaten Schließung Insolvenz anmelden, wenn es keine Hilfe für sie gibt." 

Der freien Kulturszene wollen nun Linke, Grüne und SPD unter die Arme greifen. Sie wollen, dass die Stadt einen Mietenfonds einrichtet. 500.000 Euro sollen dafür bereitgestellt werden. "Wir fürchten, dass einige Einrichtungen die Krise nicht überleben werden", so Linke-Stadtrat Magnus Hecht. So solle für drei Monate die Miete von der Stadt übernommen werden, um den Start nach Corona abzusichern.

Musikveranstalter, kleine Theater, Kleinstbühnen, soziokulturelle Einrichtungen und Clubs, die unter eine Million Euro Jahresumsatz haben, mindestens 24 Veranstaltungen im Jahr 2019 durchgeführt haben, wegen Corona Veranstaltungen nicht durchführen durften und die Miete nicht durch andere Hilfsprogramme ersetzt bekommen, sollen bis zu drei Monate Miete oder Pacht von der Stadt gefördert bekommen.

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"Wir wollen die Vielfalt der Dresdner Kultur nicht zerstören, indem wir nicht eingreifen", erklärt SPD-Stadtrat Richard Kaniewski. "Die frei finanzierte Szene ist wichtig für die Kulturstadt Dresden.

Den drei Parteien sogar so wichtig, dass notfalls für die Übernahme der Miete die Stadt einen Kredit aufnehmen sollte, meint Grünen-Stadtrat Michael Schmelich. "Die Krise ist sehr groß und die Kultur sehr stark betroffen. Wir müssen zielgerichtet helfen, wenn wir nicht sehr bald nur noch die Scherben zusammenkehren wollen." Auch wenn es eine Haushaltssperre gibt, müsse diese dafür ausgesetzt werden. "Die kulturelle Infrastruktur zu vernichten, wäre verantwortungslos", so Schmelich. 

"Dieser Fonds wäre sehr hilfreich, um eine längere Zeit überbrücken zu können", sagt Tonne-Chef Wilde. Buchta stellt aber auch klar: "Dieser Antrag kann nur ein Baustein sein." Nun soll der Stadtrat schnell über die Hilfe entscheiden.

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