Coronavirus und Brief sorgen für Aufregung

Moritzburg. Es ist schwer, in diesen Tagen noch auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Fast im Minutentakt werden weitere Veranstaltungen abgesagt. Seien es nun Konzerte, wie das für Sonnabend geplante im Radeburger Kulturbahnhof, die Aufführung der Landesbühnen Sachsen in Adams Gasthof und der Tag der Druckkunst im Käthe-Kollwitz-Haus – beides am Sonntag – oder die Diskussionsrunde mit Thomas de Maizière am Montag in der Kurfürst-Moritz-Oberschule Boxdorf.
Die Bürgermeisterwahl in Moritzburg soll dennoch wie geplant am Sonntag stattfinden. Zumindest war das der Stand am Freitagnachmittag. Allerdings werden auch hier einige Vorkehrungen getroffen. Wie der Wahlverantwortliche Jochen Bauer sagt, wird in den acht Wahllokalen Desinfektionsmittel bereitgestellt. „Das ist aber vor allem für die Wahlhelfer gedacht.“
Auch Gummihandschuhe liegen bereit. Zudem sollen die Tische in den Wahlkabinen öfter gereinigt werden. „Wer nicht die bereitliegenden Stifte nutzen möchte, kann natürlich zum Ankreuzen des Wahlzettels auch einen eigenen Kugelschreiber mitbringen.“ In Steinbach befindet sich das Wahllokal wie gewohnt im Dorfgemeinschaftshaus, allerdings wurde auf Anregung des Ortschaftsrats kurzfristig entschieden, dafür einen deutlich größeren Raum als sonst zu nutzen.
Wer sich den Gang ins Wahllokal sparen wollte, konnte natürlich auch von der Briefwahl Gebrauch machen. „Diese Möglichkeit der Stimmabgabe haben diesmal aber deutlich weniger als bei den Wahlen im vergangenen Jahr genutzt“, sagt Jochen Bauer. Bis Donnerstag wählten auf diese Art rund 630 Moritzburger. „Im Vorjahr waren es mit 1.300 etwa doppelt so viele.“
Möglicherweise könnte das darauf hinweisen, dass zur Bürgermeisterwahl deutlich weniger der rund 6.700 Wahlberechtigten ihre Stimme abgeben. Oder aber, es gibt noch viele Unentschlossene, die sich erst kurz vor der Wahl entscheiden, wem von den beiden Bewerbern sie ihre Stimme geben. Neben Amtsinhaber Jörg Hänisch (parteilos) tritt wie vor sieben Jahren auch CDU-Mann Volker John an (die SZ hat am Mittwoch und Donnerstag die beiden Kandidaten vorgestellt).
Für Aufregung im Vorfeld der Bürgermeisterwahl sorgt allerdings nicht nur der Coronavirus. Am Mittwoch wurde mit dem Wochenkurier auch ein Zettel der Moritzburger AfD verteilt. Diese hatte auf die Aufstellung eines eigenen Kandidaten verzichtet. Mit dem Schreiben ruft die AfD-Fraktion des Gemeinderats nun auf, den konservativen Wechsel zu wählen. „Stimmen Sie für einen anderen Bürgermeister“ heißt es weiter. Ein Namen wird in dem von Ingo Friedemann und Patrick Schütte gezeichneten Brief nicht erwähnt. Gemeint sein kann als Wahlempfehlung allerdings nur Volker John.
Der sagte auf SZ-Nachfrage, dass ihn der Zettel überrascht habe. Da kein Name darauf steht, habe er angenommen, dass jetzt doch noch ein AfD-Kandidat ins Rennen geschickt werde. Doch das, so Jochen Bauer, ist nicht mehr möglich. „Nur, wenn es für die Wahl nur einen Bewerber gibt, können die Wähler einen weiteren Namen auf den Stimmzettel schreiben.“ Dann sei dafür auch eine Zeile vorgesehen. Bei der Wahl am Sonntag in Moritzburg müsste die Stimme in solch einem Fall dagegen als ungültig gewertet werden.