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Coswig hilft ukrainischen Kindern

Es begann mit dem Sturz von Ceausescu. Der Osteuropaverein dreht pro Jahr eine Hilfstour. Doch die Mittel sind begrenzt.

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Von Wolf Dieter Liebschner

Wer helfen will, muss Grenzen überwinden. Das ist heute genauso wie vor 23 Jahren, als der Coswiger Verein Partnerschaft mit Osteuropa gegründet wurde. Auch wenn heute im Gegensatz zu früher manches durchlässiger ist oder zumindest so scheint.

Hoffnung für Kinder in Rumänien und der Ukraine. Der Osteuropaverein Coswig ist seit Jahren solidarisch mit ihnen. Foto: privat
Hoffnung für Kinder in Rumänien und der Ukraine. Der Osteuropaverein Coswig ist seit Jahren solidarisch mit ihnen. Foto: privat

Das hat Vereinsmitglied Michael Müller zuletzt im vergangenen Mai erfahren, als acht Vereinsmitglieder mit einem Hilfstransport – bestehend aus zwei Kleinbussen – von Coswig aus in Richtung Ukraine und Rumänien unterwegs waren. Diesmal war es trotz der Auseinandersetzungen in der Ukraine einfacher als ursprünglich erwartet. „Die polnischen Grenzbeamten interessierten sich überhaupt nicht für das, was wir an Bord des Transporters hatten. Und die Ukrainer waren zufrieden mit unseren schriftlichen Dokumenten und einigen Geschenken.“

Rund 20 Mitstreiter zählt der Osteuropaverein heute. Sie alle kommen aus dem Umkreis der evangelischen Kirchgemeinde. Initialzündung für seine Gründung war der Umsturz in Rumänien im Dezember 1990. In der Folge der Liquidierung des Diktators Ceausescu kamen die menschenunwürdigen Zustände in den Kinderheimen des Landes ans Licht der Öffentlichkeit. Ein erster Hilfstransport wurde organisiert – ein W50 mit Hänger, beladen mit Kleidung, Waschmaschinen, Krankenhausbetten steuerte ein Kinderheim in Orlat bei Hermannstadt (Sibiu) in Siebenbürgen an.

Daraus entstanden weitere Kontakte. Ein Hospital für lungenkranke Kinder wurde von den Coswigern so über zehn Jahre hinweg begleitet. „Manche Jahre waren wir vier- bis fünfmal in Rumänien“, sagt Michael Müller. „Heute konzentrieren wir uns auf jährlich eine große Runde nach Rumänien und in die Ukraine. Unsere Mittel sind begrenzt.“

Kinderheime in den westukrainischen Ortschaften Krakowez und Czernowitz waren diesmal das erste Ziel. Kinderbekleidung, Schuhe, Kindernahrung und andere Hilfsgüter wurden dort sehnlichst erwartet. „In Czernowitz haben wir außerdem eine Geldspende an die Stiftung ,Neue Familie’ übergeben“, sagt Michael Müller. „Diese Stiftung ist seit vielen Jahren unser Partner in der Ukraine. Diese Leute leisten sehr professionelle Arbeit im Kampf gegen Drogen – besonders Heroin ist dort ein großes Problem –, Aids und Straßenprostitution. ,Neue Familie‘ hat sieben Festangestellte und 51 ehrenamtliche Mitarbeiter.“

Vom Krieg im Osten des Landes haben Michael Müller und seine Begleiter nichts gespürt. Aber seine Auswirkungen. „Czernowitz wird auch die Hauptstadt der Bukowina genannt. In allen Ecken der Stadt spürt man den Charme der untergegangenen österreichischen Monarchie aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Das zieht üblicherweise Touristen aus vielen Ländern an. Doch diesmal waren so gut wie keine Ausländer zu sehen.“

Auch die nächste Grenze – zwischen der Ukraine und Rumänien – stellte bei der jüngsten Fahrt trotz langer Autoschlangen auf den Kotrollspuren kein Hindernis dar. „Wir hatten uns schon auf stundenlanges Warten eingerichtet. Aber ein Zöllner vergewisserte sich bei uns, dass wir wirklich aus Deutschland kommen. Dann lotste er uns auf der Diplomatenspur am Stau vorbei. So waren wir in wenigen Minuten in Rumänien.“ Auch hier wird Hilfe dringend erwartet. Beispielsweise „Winterhilfe“. Von Hermannstadt aus werden über 100 ältere Menschen in den umliegenden Dörfern mit Geld für Heizung, Miete und Medikamente unterstützt. „Dafür hatten wir 1 000 Euro dabei“, sagt Michael Müller.

Auch der Pope Preot Simion – er ist manchem Coswiger vom Gemeindefest im vergangenen Herbst bekannt – erhielt Geld für seine Arbeit. Er hat ein Begegnungszentrum für Kinder aufgebaut – die sogenannten Eurowaisen. „Deren Eltern arbeiten irgendwo in Westeuropa und geben sie derweil in die Obhut von Verwandten oder Bekannten“, so Michael Müller. „Bei Simion bekommen sie warmes Mittagessen, Hilfe bei den Hausaufgaben und Zeit zum Spielen.“ Und nun baut der Pope noch eine Etage mit Wohnungen für alte Menschen aus. Auch dafür sind die Spenden der Coswiger gedacht.

„Wir haben in beiden Ländern viele gute Freunde gefunden“, sagt Michael Müller. „Wir werden sie im Rahmen unserer Möglichkeiten auch weiterhin mit Sach- und Geldspenden unterstützen.“ Spätestens im kommenden Jahr, wenn die Coswiger auf ihrer Hilfstour wieder eine große Schleife durch Osteuropa ziehen.

Partnerschaft mit Osteuropa e. V. Kontakt: Michael Müller, Hohensteinstraße 1, 01640 Coswig,  03523 71403,

Kontodaten - IBAN: DE25 8505 5000 3010 0256 44,

BIC: SOLADES1MEI Verwendungszweck: Neue Familie. Spendenbescheinigungen werden ausgestellt.