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Cunewalder Kleingärtner geben nicht auf

Zäune sind weggerissen. Hecken liegen platt gedrückt am Boden. Wo Beete waren, klaffen Löcher. – Die Kleingartenanlage „Talaue“ in Weigsdorf-Köblitz bietet drei Wochen nach der Flut-Katastrophe noch ein Bild der Verwüstung.

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Von Katja Schäfer

Zäune sind weggerissen. Hecken liegen platt gedrückt am Boden. Wo Beete waren, klaffen Löcher. – Die Kleingartenanlage „Talaue“ in Weigsdorf-Köblitz bietet drei Wochen nach der Flut-Katastrophe noch ein Bild der Verwüstung. „Dabei sieht’s jetzt schon ganz gut aus“, sagt Sylva Böttcher-Eckl, seit dem Frühjahr Vorsitzende des Gartenvereins. „Letztes Wochenende wurde der Hauptweg notdürftig aufgefüllt. Der war ja komplett weggespült“, erzählt sie. Am 7.August hatte das sonst friedlich dahin plätschernde Cunewalder Wasser, das im großen Bogen um die Anlage mit den 55 Gärten herumfließt, alles überflutet. „Das ganze Gelände stand bis zu 1,30 Meter hoch unter Wasser“, sagt Sylva Böttcher-Eckl.

Böschung und Weg zerstört

Ein großer Teil der Uferböschung wurde weggerissen. Damit verschwand auch ein Weg. Wer über ihn seinen Garten erreichte, ist jetzt darauf angewiesen, dass andere Leute ihn über ihre Parzellen gehen lassen. „Das klappt gut“, freut sich die Vorsitzende. Froh ist Sylva Böttcher-Eckl auch darüber, dass fast alle Mitglieder ihre Gärten wieder herrichten. Nur fünf Kündigungen liegen ihr vor. „Das sind alles Leute um die 80 Jahre, denen die Kraft fehlt alles neu aufzubauen.“

Eberhard Weinhold ist auch schon 77Jahre alt, will sich aber nicht von seiner Parzelle trennen. „Das ist die einzige Stelle, wo ich hingehen kann, um aus meinen vier Wänden rauszukommen“, sagt der Mann, der wie die meisten Mitglieder in den Wohnblöcken der Schweitzer-Siedlung lebt. Seit Anfang der 70er Jahre pflegt er seinen Garten, der jetzt traurig aussieht. Bunte Gladiolen liegen am Boden. In den Rosen hängt trockenes Gras. Die leeren Beete sind von Splitt bedeckt, der eigentlich auf den Weg gehört. „Die Bohnen und alles andere hab’ ich rausgerissen“, erzählt der Rentner. „Obst und Gemüse, das bei der Flut mit Wasser oder Schlamm in Berührung gekommen ist, soll vernichtet werden“, weiß Sylva Böttcher-Eckl. Wer einen Brunnen hat, muss ihn auspumpen und desinfizieren. Viele Gartenbesitzer wissen gar nicht, wo sie anfangen sollen, zumal auch die Lauben beschädigt sind. Ebenso das Vereinshaus. „Das muss komplett renoviert werden. Alle Stühle und die meisten Möbel sind hinüber“, berichtet die Vereinsvorsitzende und fügt an: „Es wird Monate dauern, bis unsere Gartenanlage wieder einigermaßen hergerichtet ist“. Tatkräftige Unterstützung bekamen die „Talauen“-Leute jetzt von Mitgliedern der Gartenanlage „Bergland“. „Sie sind mit Schaufeln und Schubkarren angerückt, haben auf den Wegen und der Wiese am Vereinshaus Ordnung geschaffen“, ist Sylva Böttcher-Eckl dankbar. Jetzt hoffen sie und die anderen Gärtner auf weitere Hilfe, denn allein können sie nicht alles bewältigen. Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt bei 65Jahren. Genau so alt wird die Gartenanlage nächstes Jahr. Das soll gefeiert werden, auch wenn derzeit noch niemandem danach zumute ist.