Von Birgit Ulbricht
Gestutzte Buchen und Eichen, gefällte Robinien und knorckige Hohlstümpfe, die stehen bleiben und nun sind auch noch die beiden Trauerweiden geköpft. „Wie hat Fürst Pückler gesagt: Das wichtigste Werkzeug des Landschaftsgärtners im Winter sind Axt und Säge, sonst wachsen ihm die Bäume über dem Kopf zusammen“, zitiert Jürgen Schreiber den Mentor der Gartenbaukunst. Diesen Grundsatz habe man in Zabeltitz bestimmt gut 60 Jahre vernachlässigt. Nun sind nicht nur Bäume zusammengewachsen, sondern es haben sich auch unzählige „Spitzbuben“ eingeschlichen, wie Schreiber den Spitzahorn nennt. Auch die Robinie, ein Einwanderer aus Amerika, gehört nicht in das barocke Ensemble von 1771.
Seit Jürgen Schreiber beim Fremdenverkehrsamt ist, hat er Landesdenkmalschützer, Naturschützer und Gartenbauer zusammengebracht. Denn von einem ist Schreiber überzeugt: Zabeltitz ist einer der verborgenen Schätze Sachsens. Unterschätzt, verkannt und doch geliebt. Von der strengen geometrischen Gartenarchitektur Versailles geprägt mit einem Hauch englischer Natürlichkeit. Prinz Xaver war es, der nach englischem Vorbild, den Park bewusst die „Kleine Wildnis“ hinter dem Flaschenteich beließ. Die steht heute als Fauna-Flora-Habitat (FFH-Gebiet) unter besonderem Schutz. Damit gehen die heute noch sichtbaren Symmetrien und Sichtachsen natürlich in den Auwald über. Das ist ein Grund, warum der Park immer weniger als Garten-Kunstwerk wahrgenommen wurde.
Die zauberhafte Verwilderung hat freilich eine reizvolle Landschaft hervorgebracht. Nach Leipzig ist Zabeltitz vom größten zusammenhängenden Ulmenwald umgeben. Den Eisvogel gibt es hier, genauso wie Biber, Schwarzstorch, Fischotter oder den höchst seltenen Eremit. Ein seltener Großkäfer (Juchtenkäfer) war es, der dem Park im letzten Jahr teilweise den Schutzstatus FFH-Gebiet einbrachte und viele hitzige Diskussionen. So bleiben die alten Hohlbäume als Brutstätten stehen, während andere Park-untypische, aber manchmal gesunde Bäume verschwinden. Zehn, fünfzehn Jahre wird es dauern, den Park umzugestalten. Am Ende soll die alte Geometrie wieder erkennbar sein.