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Da waren’s nur noch vier

Am besten drei Jobs gleichzeitig anpacken – so galoppierte Lydia bisher durch ihr Leben. Doch nun ändert die Medlz-Sängerin das Programm. Ihr Steckbrief auf der Homepage der DresdnerA-cappella-Band scheint schon länger nicht mehr aktualisiert worden zu sein.

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Von Nadja Laske

Am besten drei Jobs gleichzeitig anpacken – so galoppierte Lydia bisher durch ihr Leben. Doch nun ändert die Medlz-Sängerin das Programm. Ihr Steckbrief auf der Homepage der Dresdner
A-cappella-Band scheint schon länger nicht mehr aktualisiert worden zu sein. Denn inzwischen geht die 32-Jährige vor allem einem Tagwerk nach: Sie ist Mutter. Die zweieinhalbjährige Momo hat eine kleine Schwester bekommen – Hella kam vor zehn Wochen zur Welt, und Lydia gönnt sich eine Familienpause.

„Ganz anders als bei unserem ersten Kind bin ich total entspannt und gebe den Kindern und mir die Zeit, die wir gerade brauchen“, sagt sie. Dazu gehöre auch, nicht mehr beim ersten Quietschen ans Kinderbett zu springen. Dabei fühlt sich Lydia von der Autorin Christiane Burkhardt bestärkt, deren Erziehungsberater „Warum französische Kinder keine Nervensägen sind“ gerade viel besprochen wird. „Das Buch ist klasse“, schwärmt sie.

Bislang braucht keine ihrer Bandkolleginnen einen solchen Tipp. Bine, Silli, Mary und Nelly haben noch keine Kinder. Sie starten nun zu viert in die neue Saison. So ganz sagt Lydia ihnen jedoch nicht ade. Schon früher hat sie die gesamte Tourplanung übernommen. Auch künftig will sie dem Quartett mit Reiserouten, Hotelübernachtungen und Speiseplänen den Rücken freihalten, damit sich die Sängerinnen auf ihre Konzerte konzentrieren können.

Babys sind keine Schreckgespenster

Der Tourplan der Medlz wird nämlich immer voller. Während sie früher von ihrer Musik kaum leben konnten und sich mit Nebenjobs über Wasser hielten, verteilt heute keine von ihnen mehr Flyer für Promo-Agenturen. Zwischen 80 und 100 Auftritte haben sie im Jahr, viele davon im Rahmen von Festivals, für die sie durch Deutschland und bis in die Schweiz, nach Holland, Belgien und Österreich fahren. Genau das aber will Lydia sich und ihrer Familie nicht mehr zumuten.

„Klar ist es schade, dass sie nicht mehr mit uns auf der Bühne stehen wird“, sagt Bandleaderin Bine. Die Familienplanung reißt Lücken in die Formation, das sei halt der Lauf der Dinge. „Babys sind für uns kein Schreckgespenst mehr. Wir lassen sie einfach auf uns zukommen und finden dann schon eine Lösung.“ Die für Lydias Abschied heißt Verzicht. Ihre Lieder werden aus dem Programm genommen. Die Titel einfach unter sich aufzuteilen und zu meinen, die anderen Medlz könnten die Songs genauso gut singen, so dreist will keine von ihnen sein.

Das neue Repertoire wird genug Lieder für jede bereithalten. In aller Ruhe arbeiten Bine, Silli, Mary und Nelly an einem neuen Album. Filmmusiken und eigene Songs wollen sie darauf vereinen. Noch stehen sie am Anfang, doch Kompositionen wie die aus James Bond, Forrest Gump und Die unendliche Geschichte haben sie sich fest vorgenommen.

Vorerst proben die Medlz für ihr A-cappella-Festival am 23. August auf dem Konzertplatz Weißer Hirsch. Als Gäste eingeladen haben sie sich die Kollegen der Bands „Füenf“ und „Maybebob“, alle ihre Fans mit guter Laune – und heftigen Platzregen. Das ist die Flucht nach vorn. Schließlich kennen die Medlz gar keine andere Wetterlage. Seit jeher bleibt bei ihren Festivals kein Schopf trocken, was die Stimmung nie verwässert hat. In den Tiefen ihrer Herzen sehnen sie sich natürlich nach einer lauen Sommernacht rund um die Bühlauer Konzertmuschel. Doch aussprechen werden sie das nicht.

In Sachen Wasser gibt es Schlimmeres, zum Beispiel für Silli, die während der jüngsten Flut ihre Altkötzschenbrodaer Wohnung eingebüßt hat. „Ich war bei meinem Freund in der Schweiz“, erzählt sie, „zum Glück habe ich so gute Freunde, die geistesgegenwärtig meine Möbel aus dem Erdgeschoss in die erste Etage geräumt haben.“ Wohnen aber kann sie in ihrem Häuschen nun nicht mehr. Die Sanierung wird monatelang dauern. In der Zwischenzeit lebt Silli bei ihren Eltern oder bei Freunden. Immer aus dem Koffer, wie tourende Künstler das eben tun.

A-cappella-Festival am 23. August, 20 Uhr, Konzertplatz Weißer Hirsch, Eintritt 24,50 Euro www.medlz.de