Von Maik Brückner
Als die Stallarbeiter der Hermsdorfer Landwirtschaftsgesellschaft am Montag, kurz nach sieben Uhr, den Jungrinderstall betraten, blieb ihnen für kurze Zeit der Atem weg: Auf einer Länge von etwa 30 Metern war das Dach auf schätzungsweise 50 weibliche Jungrinder gestürzt. „Dabei wurde ein Tier getötet“, musste Hagen Dorroch, einer der beiden Geschäftsführer, wenig später feststellen. Etwa zehn Tiere seien verletzt worden. Unklar sei, ob sie überleben oder doch noch notgeschlachtet werden müssen. Die Jungrinder wurden vorsorglich in andere Ställe getrieben. Wie hoch der Schaden ist, vermochte Dorroch am Mittag noch nicht zu sagen. Auch der herbeigerufene Architekt, Frank Kempe, tat sich schwer damit, weil er die benachbarten Dachfelder noch nicht genau unter die Lupe genommen hatte. Auch sie könnten beim Einsturz in Mitleidenschaft gezogen worden sein, erläutert der Architekt. Er schätzt, dass der jetzt sichtbare Schaden sich zwischen 70 000 und 80 000 Euro beläuft.
Bereits am Vormittag begannen Dorrochs Mitarbeiter, den Stall vom Schnee, den Plattenresten und Hölzern der zusammengebrochenen Dachkonstruktion mit Schaufeln und Technik zu befreien. Anschließend sollen die Dachflächen rings um die Einsturzfläche von innen abgestützt werden, erläuterte der Geschäftsführer. Später werden seine Mitarbeiter die Unglücksstelle mit Wänden aus Strohballen vom übrigen Stall trennen, damit dort wieder die Jungrinder untergebracht werden können.
Zeitgleich zu den Arbeiten im Stall haben die Geschäftsführer Horst Walter und Hagen Dorroch mit ihren Mitarbeitern am Vormittag damit begonnen, den Schnee vom restlichen Dach zu schieben. Er war Auslöser des Dacheinsturzes. Darin waren sich sowohl Dorroch als auch Kreisbrandmeister Dietmar Torau einig. Begünstigt wurde die enorme Schneedecke zum einen durch das geringe Dachgefälle und zum anderen durch einen Dachaufsatz. Er verhinderte, dass der Wind den Schnee vom Dach blasen konnte. So türmte sich im Laufe des Winters die Schneeschicht auf. Rainer Thon von der Bauaufsicht des Landratsamtes, der selbst vor Ort war, sieht im Schneeabräumen eine Chance, ähnliche Vorfälle zu verhindern. Er rät deshalb auch anderen Hauseigentümern, ein wachsames Auge auf den Schnee zu richten. Sollte es in den nächsten Tagen regnen, werde sich der Schnee vollsaugen, noch schwerer werden und ähnliche Schäden anrichten können wie in Hermsdorf.