Von Dietmar Rößler
Genau genommen ist das 1825 errichtete und 1876 erweiterte Gebäude das Dorfzentrum. Das Grundstück wird begrenzt von der Hauptstraße und einer kleinen Staustufe des Eckartsbaches. Das Ufer des Schulgrundstücks ist vielleicht 50 Meter lang und besteht aus einer mit Grün bewucherten alten Mauer. „Nicht alles meine“, sagt Thomas Volke. Der Dachdeckermeister hat 2008 das alte Schulhaus erworben, vom Garten aber nur den kleineren Teil.
Im Pflaster der Einfahrt steht eine „2010“. Die Sanierung des Gebäudes ist augenscheinlich noch immer in vollem Gange. Die Fassade zur Hofseite hat bereits einen neuen Anstrich. Über der Tür steht „Alte Schule“. Das war Thomas Volke wichtig. „Im Dorf ist immer weniger bekannt, dass hier einmal eine Schule war. Oft wird jetzt die ehemalige „Neue Schule“, das heutige Vereinshaus, als „Alte Schule“ bezeichnet.“ Volke erinnert sich: „Am Tag des Oberseifersdorfer Weihnachtsmarktes 2009 habe ich deswegen die Schrift angebracht. Das Wetter war dafür günstig. Und ich habe mich gefreut, es noch geschafft zu haben. An diesem Tag waren viele Leute einmal zu Fuß unterwegs. Sonst fährt man ja meist vorbei und sieht solche Details nicht.“
Neue Wohnqualität
Dass es mit der alten Schule bergauf geht, ist den Oberseifersdorfern sicher nicht entgangen. Ist doch, nicht zuletzt mit tatkräftiger Unterstützung durch die Mieter, das Grundstück in einem ordentlichen Zustand. Und Schritt für Schritt verändert sich auch das Haus. Zurzeit gibt es einen Wanddurchbruch auf der Rückseite. „Hier war die Mädchentoilette“, sagt Thomas Volke und berichtet von seinem aktuellen Bauvorhaben: Einbau eines Blockheizkraftwerkes (BHKW). „Hier ist Betonboden, gefliest, der ideale Standort...“ In der nächsten Heizperiode wird es für die Mieter vorbei sein mit ‚Ofen heizen‘. Wärme und Strom werden dann vor Ort produziert. Am Dienstag wurde das BHKW geliefert. Zusätzliche Arbeit für den 43-Jährigen. Im Sommer gibt es für einen Dachdecker ohnehin nicht viel freie Zeit. Aber er geht die Aufgabe an. Im Herbst soll die dritte Wohnung bezugsfertig sein, nach neuestem Baustandard. Holz-Weichfaserplatten für ein gutes Wohnklima in dem Steingebäude. „Meine Firma hat jetzt Technik, dieses Material effizient zu verarbeiten“, freut sich der Bauherr. Mit der neuen Heizung wird für alle Mieter zweifellos eine neue Wohnqualität erreicht.
Für gewerbliche Nutzung der Räume im Erdgeschoss gibt es noch keine Interessenten. Möglich wäre sie problemlos, eine Trennung zum Wohnbereich und ein separater Eingang sind vorgesehen. Und die Lage ist sehr günstig: Hier in der Ortsmitte stand früher, gegenüber der Schule, der historische Kretscham. 1990 fiel er einem Feuer zum Opfer. Heute ist dort eine schöne Grünfläche. Immerhin kreuzen sich hier auch zwei Wanderwege, das modernisierte Feuerwehrdepot komplettiert den Platz. Und es gibt gleich hier die Bushaltestelle „Kretscham“. Eine moderne Wartehalle steht neben der alten Schule. Zu modern, findet Thomas Volke. Früher stand genau an dieser Stelle das „Spritzenhaus“ des Dorfes. Ein barockes Gebäude mit großem Holztor. Besser wäre gewesen, die Wartehalle architektonisch der Vergangenheit anzulehnen.
Nicht nur für das Dorfbild interessiert sich Thomas Volke. Er engagiert sich auch in verschiedenen Vereinen. Im Moment freut er sich auf den Jahreshöhepunkt des Dorflebens. Unweit der alten Schule findet bald wieder das Oberseifersdorfer Adlerschießen statt, in diesem Jahr zum 25. Mal. Volke war einer von denen, die 1985 als erste in der Oberlausitz ein traditionelles Volksfest dieser Art wieder ins Leben riefen. Am letzten August-Wochenende wird die Arbeit an der alten Schule deshalb wohl ruhen und er wird auf dem Festplatz Entspannung finden und Kraft tanken für die weiteren Arbeiten.