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Damm soll die anderen Dörfer schützen

Der Artikel „Dammkrone bleibt trocken“ auf der Lokalseite der SC vom 22. März veranlasst mich, auf eine Textstelle zu reagieren, in der es um den Hochwasserschutz in Gohlis geht und die wie folgt lautet:...

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Der Artikel „Dammkrone bleibt trocken“ auf der Lokalseite der SC vom 22. März veranlasst mich, auf eine Textstelle zu reagieren, in der es um den Hochwasserschutz in Gohlis geht und die wie folgt lautet: „Bislang habe man die Lage im Griff, selbst das berühmt-berüchtigte Gohliser Loch macht diesmal keine großen Probleme. Dort wurde am Wochenende durchgearbeitet, um den Deich nochmals zu verstärken.“

Tatsache ist, dass das Gohliser Loch und der Damm bisher niemals Probleme bereiteten, diese treten erst jetzt auf. Der Flutdamm wurde 1935 aus großen bearbeiteten Steinen errichtet, zur Verstärkung des Fußes auf der Elbseite sogar zweistufig. Er ist nur 100 Meter lang und niedriger als die übrigen Deiche des Flusses. Bei einem Pegelstand von 6,75 Metern in Riesa fließt das Wasser langsam über die Krone in das geplante Auffangbecken, das so genannte Gohliser Loch. Von dort aus kann es sich im alten Flussbett der Elbe hinter den Dörfern bis Nünchritz und Kreinitz ausbreiten. Auf diese Weise werden die Dörfer von Gohlis bis Kreinitz sowie Oppitzsch auf der gegenüberliegenden Elbseite entlastet. Auf Grundlage genauer Berechnungen darf deshalb der Damm in Gohlis auch niemals erhöht werden. Bei Sinken des Pegels öffnen sich durch den Wasserdruck die Tore der Durchlaufrohre im Damm, dadurch ist der Rückfluss gewährleistet. Die Anlage hat sich 70 Jahre bewährt, auch unter extremen Bedingungen, wenn zum Beispiel das Wasser Eisschollen der aufbrechenden Elbe über die Krone wuchtete und im Gohliser Loch ablagerte. In der vergangenen Woche wurde der Deich auf der Landseite verstärkt. Wir Gohliser sind Laien, besitzen aber Erfahrungen und gesunden Menschenverstand. Deshalb beobachteten wir mit Besorgnis, dass nicht nur die Grasnarbe, sondern auch die aufgesetzten Steine von der Sohle bis einen Meter unter die Dammkrone ausgebaggert und gegen Folie, angeschüttete Steine und Erde ausgetauscht wurden. Und das unmittelbar vor der Schneeschmelze. Das Ergebnis war, dass schon einen Tag nach Beendigung der Maßnahme durch starkes Sickerwasser ein Teil der Erdschicht abbrach und vor die Durchlassrohre gespült wurde. Das war auch der Grund für den zusätzlichen Katastropheneinsatz am Wochenende. Wir Gohliser Einwohner haben den Eindruck, dass zuständige Behörden und Amtspersonen über Zweck und Aufbau des Dammes nicht Bescheid wissen. Unserer Meinung nach hätten sich die Verantwortlichen über dessen Zustand im konkreten Fall (bei Hochwasser) vor Ort informieren sollen. Wir Bürger erhielten im Vorfeld keinerlei konkrete Informationen. Besorgte Hinweise zu Beginn der Arbeiten wurden ignoriert. Ein Flutdamm ist in Funktion und Bauweise nicht gleichzusetzen mit einem Hochwasserdeich und muss deshalb anders gewartet werden. Sollte das Wasser demnächst den Damm überfluten, was wir nicht hoffen, wird sich zeigen, ob durch die Baumaßnahmen ein zusätzlicher Schutz geschaffen oder ein bewährtes Bollwerk zerstört wurde.

E. Lenart, Gohlis