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Dampf wie zu Königs Zeiten

Beim Schmalspurbahn-Festival gab es Eisenbahnromantik und Technik, die begeistert. Von Freital bis Kipsdorf lockte das Volksfest viele Gäste an.

Von Franz Herz
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So sahen die Schaffner zu königlich-sächsischen Zeiten aus, als sie noch Kondukteur genannt wurden. In historischen Uniformen stehen Michael Engst (v.r.), Peer Forberg und Wolfgang Aehlig am Bahnhof Kipsdorf.
So sahen die Schaffner zu königlich-sächsischen Zeiten aus, als sie noch Kondukteur genannt wurden. In historischen Uniformen stehen Michael Engst (v.r.), Peer Forberg und Wolfgang Aehlig am Bahnhof Kipsdorf. © Egbert Kamprath

Deutlich mehr Züge als sonst schnauften zum Schmalspurbahn-Festival bis hinauf nach Kipsdorf. Besonderer Blickfang war dabei der Traditionszug der königlich-sächsischen Staatseisenbahnen aus Radebeul. 

Nicht nur die beiden vorgespannten Loks der Baureihe 4K und die historischen Waggons vom Anfang des letzten Jahrhunderts waren ein Augenschmaus für Schaulustige und Fotografen. Für das besondere Ambiente sorgten in ihren originalgetreuen Kondukteursuniformen auch die Schaffner Michael Engst, Peer Forberg und Wolfgang Aehlig. Für die Zuschauer interessant ist auch das Wasserfassen am Kopfbahnhof. Das ist für den Dampfantrieb ein ebenso wichtiges Betriebsmittel wie die Kohle. Danach ging es zurück in Richtung Freital. Ein zweiter Sonderzug war ebenfalls unterwegs, der sogenannte Altbauzug der Weißeritztalbahn. Doch das Fest am Kipsdorfer Bahnhof beschränkte sich nicht nur auf Ankunft und Abfahrt von Zügen. Die Gäste konnten sich hier stärken und sich in einer Ausstellung über die Geschichte der Strecke informieren. In der Bahnhofshalle herrschte Handelstreiben. Heimatverein und Seniorenklub luden ins Bahnhofscafé ein. Und es gab nicht nur historische Eisenbahntechnik zu erleben, auch die alte Wäschemangel aus Holz wurde in Betrieb gezeigt.

An den Unterwegsbahnhöfen hatten verschiedene Vereine und Initiativen unterschiedliche Angebote für die Eisenbahnfahrer vorbereitet, damit es sich für sie auch lohnte, einmal auszusteigen. Ein Volksfest mit breitem Angebot, das über das Eisenbahnthema hinausging, fand am Startbahnhof in Freital-Hainsberg statt. Dort gab es auch einen Blick hinter die Kulissen des Bahnbetriebs bei Führungen durch die neue Werkstatthalle der Weißeritztalbahn. Diese ist aus Arbeitsschutzgründen normalerweise für Besucher nicht zugänglich.

Besucher aus Liebstadt schauen sich in dem normalerweise verschlossenen ehemaligen Güterschuppen Bilder von Peter König an.
Besucher aus Liebstadt schauen sich in dem normalerweise verschlossenen ehemaligen Güterschuppen Bilder von Peter König an. © Egbert Kamprath

Die Bahnhofsanlage in Seifersdorf sieht noch original so aus, wie sie 1912 bestanden hat. Darauf ist Rainer Malcherek besonders stolz. Der Dresdner leitet eine spezielle Arbeitsgruppe in der IG Weißeritztalbahn, die sich um den Bahnhof in Seifersdorf kümmert. Sie haben das Empfangsgebäude mit Wartesaal und Diensträumen sowie den Güterboden restauriert und kümmern sich jetzt um deren Erhalt im originalgetreuen Zustand. Rund zehn Eisenbahnfreunde gehören zum Kern der Arbeitsgruppe. Zum Festival auf der Weißeritztalbahn hat Malcherek eine Ausstellung im ehemaligen Güterboden des Bahnhofs organisiert. Gemälde von Peter König, der Eisenbahnszenen aus ganz Sachsen, dargestellt hat, waren dort ausgestellt. Der Hobbymaler ist Lokführer in Aue. Auch Heimatfreunde aus dem Osterzgebirge konnten dort fündig werden. Die Bilder zeigen unter anderem das Viadukt in Colmnitz, einen Zug, der von Freital-Potschappel Richtung Nossen fuhr oder die Weißeritztalbahn in Schmiedeberg um das Jahr 1900.

Der Feuerwehrmann Andreas Schneider an einem historischen Einsatzfahrzeug.
Der Feuerwehrmann Andreas Schneider an einem historischen Einsatzfahrzeug. © Egbert Kamprath

Oldtimer auf Schienen und Oldtimer auf Gummireifen haben sich am Bahnhof in Malter getroffen. Traditionell organisiert Andreas Klier mithilfe der Oldtimerfreunde Seifersdorf zu Malter in Flammen das Oldtimertreffen. Dazu hatten sich am Sonnabend insgesamt 128 Wagen angemeldet vom Armeelastwagen bis zur Citroen DS, vom 1950er-Jahre-Traktor bis zur gleich alten Feuerwehr. Schon mehrfach hier zu Gast sind die Feuerwehrleute aus Lichtenau, die sich auch dem Erhalt historischer Fahrzeuge verschrieben haben. Im Foto steht Andreas Schneider an einem historischen Einsatzfahrzeug, einem S4000-1 von 1961. „Es ist noch original so ausgestattet wie es sich für eine Feuerwehr gehört. Wir könnten damit jederzeit ausrücken“, erzählt der Feuerwehrmann. Auch andere historische Feuerwehren waren zu sehen, so ein Fahrzeug aus dem Jahr 1955, das damals für das Edelstahlwerk Freital angeschafft wurde und 1974 zur Feuerwehr nach Karsdorf gewechselt ist. Dort war es bis 1991 in Betrieb. Die Fahrgäste in den vorbeifahrenden Zügen hatten den direkten Blick auf dieses Automobilmuseum für einen Tag. Wer in Malter ausgestiegen ist, konnte es besuchen und sich von den Besitzern die einzelnen Stücke erklären lassen.

Simone Wagner in ihrem Bimmelbahnshop.
Simone Wagner in ihrem Bimmelbahnshop. © Egbert Kamprath

Wer in Dippoldiswalde aus dem Zug ausstieg und gerne noch einige Informationen und Souvenirs zur Weißeritztalbahn oder auch eine Kleinigkeit zu essen wollte, hatte die Möglichkeit dazu. Er konnte sich einfach wieder in einen originalen Bahnwaggon setzen zu Simone Wagner in ihren Bimmelbahnshop. Sie hat im vergangenen Frühjahr einen Bahnhofskiosk eröffnet, erst auf ihrem Grundstück auf der Rückseite des Bahnhofs. Inzwischen hat sie diesen direkt auf den Bahnhof verlegt und dafür einen Waggon umgebaut. Mit drei Helfern aus der Familie hatte sie dort beim Schmalspurbahn-Festival alle Hände voll zu tun, um die Gäste zu versorgen. „Sobald ein Zug kommt, ist der Andrang natürlich besonders groß“, sagte sie. „Aber es ist den ganzen Tag gut Betrieb.“

Am Bahnhof in Dippoldiswalde war noch eine Bühne aufgestellt. Die Jugendfeuerwehr hatte einen Flohmarkt aufgebaut. In ihrem Garten am Bahnhof ließen Thoralf und Richard Geertz ihre Gartenbahn fahren zur Freude der Passanten.

Andreas Jaeckel auf dem Oberdittmannsdorfer Wagen.
Andreas Jaeckel auf dem Oberdittmannsdorfer Wagen. © Karl-Ludwig Oberthür

Andreas Jaeckel ist hier auf dem Oberdittmannsdorfer Wagen zu sehen, der in Freital am Bahnhof Hainsberg zu besichtigen war. 1966 haben ihn Eisenbahner in Oberdittmannsdorf aus einem alten Fahrgestell und dem Motor einer Baumaschine zusammengebaut, um Mitarbeiter und Material zu transportieren. 1995 sollte er verschrottet werden. Bahnmitarbeiter haben ihn gerettet. Heute gehört er der Traditionsbahn Radebeul. (mit Egbert Kamprath)