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Dampfer lassen Heidenau links und rechts liegen

Die Anlegestelle wurde geschlossen und doch wieder eröffnet. Inzwischen steigen immer weniger Fahrgäste ein und aus. Eine Idee könnte das ändern.

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© Marko Förster

Von Heike Sabel

Heidenau hat, was man kaum vermutet: eine Dampferanlegestelle. Um die hat der frühere Landrat und Heidenauer Hans-Jürgen Evers mal vehement gekämpft. Und so wurde sie nach zehnjährigem Stillstand 2002 wiedereröffnet. Damals nur für kurze Zeit, weil das Hochwasser kam. 2003 ging es wieder richtig los.

Nun, zwölf Jahre später, hält der Dampfer oft umsonst oder gar nicht mehr. Die teilweise Sperrung des Elberadwegs wegen des Baus der Hochwasserschutzmauer ist ein weiterer Minuspunkt für Heidenau als Dampfschifffahrts-Haltestelle. Denn wer zum Beispiel in Heidenau aussteigen und zum Barockgarten laufen will, hat derzeit ganz schlechte Karten. Entweder verbotenerweise durch die Baustelle oder einen Umweg, der einem den Spaß verdirbt.

Angeregt dadurch gibt es nun eine neue Idee. Die soll nicht nur dem Dampfer wieder mehr Passagiere bringen, sondern auch dem Barockgarten: das Verlegen der Dampferanlegestelle in Höhe des S-Bahn-Haltes Großsedlitz. Von hier ist der Barockgarten auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen. Das würde allen etwas bringen, sagt Bernhard Borchers. Der Grüne-Stadtrat in der Linken-Fraktion sprach diese Idee bei der Vorstellung der Projekte für ein neues europäisches Förderprogramm an.

Angesichts der sinkenden Passagierzahlen müsste auch die Dampfschifffahrtsgesellschaft daran ein Interesse haben. „Das klingt verlockend“, sagt Marketing-Mitarbeiter Robert Rausch. Aber: Das sei mit einer hohen sechsstelligen Investition verbunden. Hinzu kämen noch die Kosten für das Prüferfahren, das Bodengutachten und ähnliches.

Bleibt also bei den sinkenden Zahlen der Passagiere doch nur noch irgendwie die Stilllegung? Wirtschaftliche Gründe waren es auch 1992, die zum Aus führten. Derzeit sei dies jedoch keine Option, sagt Rausch. Ein Grund: die gemeinsame Nutzung mit der Fähre. Man geht offensichtlich davon aus, bei einer Verlegung der Heidenauer Anlegestelle in Richtung Pirna gebe es wohl bald noch weniger Fahrgäste.

Rapider Rückgang

Dem will die Dampfschifffahrt entgegen wirken. „Wir werden verstärkt werben, bestehende Angebote umstellen und neue Angebote schaffen“, sagt Robert Rausch. Details werden derzeit mit den Beteiligten diskutiert. Heidenau sollte dazugehören. Schließlich will die Stadt die Anlegestelle erhalten. Es gibt ja auch eine Zeit nach der Sperrung. Bis dahin ist die Anlegestelle dann vielleicht auch auf der Internetseite der Stadt angekommen. Dort taucht beim Stichwort Tourismus zwar ein Foto eines Dampfers auf, die Anlegestelle aber gibt es nicht. Dabei hätte sie mehr Werbung nötig.

Die Statistik ist ein Auf und Ab, zuletzt nur noch ein Ab. 2006 stiegen 729 Passagiere ein, ein Jahr später schon 3 224. Ab 2010 gibt es eine spezielle Heidenau-Ansage auf den Dampfern mit Hinweis unter anderem auf den Märchenlebenspfad. Doch weder der Hinweis noch der ein Jahr später erneuerte Anleger konnten das Ruder rumreißen. Für 2012 wies die Statistik gerade mal noch 1 775 ein- und aussteigende Personen aus. Seither geht es rapide bergab. 2013 steigen 850 Leute in Heidenau ein, 190 aus. Trotz Hochwasser waren es am Ende immer noch mehr als 2014. Denn im vorigen Jahr waren es zwar beim Aussteigen plötzlich 310, beim Einsteigen aber nur noch 460, was zusammen nur 770 Passagiere macht. Eine Tendenz, die anhält.