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Dampferstrecke in Gefahr

Schiffsanleger sind marode. Aber können die Kommunen die nötigen Investitionen stemmen?

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Von Antje Steglich

So deutlich will es keiner sagen – aber der Nünchritzer Gemeinderat wird im April eine Grundsatzentscheidung mit weitreichenden Auswirkungen auf Gastronomie und Herbergen im Elbland treffen müssen. Es geht um eine Investition in Höhe von mindestens 140 000 Euro, mit der die beiden maroden Schiffsanleger in Diesbar und Seußlitz dringend auf Vordermann gebracht werden müssen. Es geht um die Frage, ob in Zukunft überhaupt noch Schiffe der Sächsischen Dampfschifffahrt elbabwärts bis nach Nünchritz fahren.

Sebastian Meyer-Stork, Geschäftsführer des Unternehmens mit Sitz in Dresden, trug die Probleme bereits vor wenigen Wochen unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor den Gemeinderäten und Vertretern des Fremdenverkehrsvereins vor. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden wird und außerdem ein großer Fan der Weinstraße“, sagte Meyer-Stork gegenüber der SZ.

In der touristischen Wahrnehmung spiele die Route elbabwärts von Dresden bisher allerdings keine große Rolle. „Wirtschaftlich ist das für uns schwierig. Das ist kein Geheminis“, sagte Sebastian Meyer-Stork: Von den 650 000 Fahrgästen im vergangenen Jahr wollten gerade einmal 30 000 die Weinstraße per Schiff erkunden. „Trotzdem wollen wir das weiter beleben“, verspricht der Dampfschifffahrtschef. Das äußere sich nicht nur in neuen Produkten wie einer Meißen-Rundtour, sondern auch darin, dass die traditionellen Linienfahrten zwischen Dresden und Diesbar-Seußlitz freitags bis sonntags auch 2013 Bestandteil des Fahrplans sein werden.

Doch schon das funktioniert nur mit einer Ausnahmegenehmigung, denn die beiden Schiffsanleger schaffen es nicht mehr durch den TÜV. Und die Dampfschifffahrt als Besitzer sieht sich außerstande, die Investition allein zu tragen. Deshalb soll die Gemeinde nicht nur die Verantwortung für die Anleger übernehmen – und damit auch die Kosten tragen. „Wir müssen auch überlegen, ob wir überhaupt noch zwei Anleger brauchen“, so Bürgermeister Gerd Barthold. Er schätzt den Finanzbedarf allein für die Sanierung eines Anlegers auf 70 000 Euro. Allerdings seien dafür auch Zuschüsse aus der Tourismusförderung möglich.

Noch bevor die neue Saison Anfang Mai beginnt, soll eine Entscheidung gefallen sein, kündigt Gerd Barthold an. „Es wäre allein touristisch gesehen ein großer Verlust, wenn die Dampfer nicht mehr bis Diesbar-Seußlitz fahren würden“, so der Bürgermeister, ohne dem Beschluss des Gemeinderates vorweg greifen zu wollen.