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Warum in Altenberg wieder gebohrt wird

Freiberger Wissenschaftler lassen die Tiefenbachhalde weiter erkunden. Dabei wird ein neues Verfahren angewendet.

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Von Franz Herz

Auf der Tiefenbachhalde in Altenberg lassen das Helmholtz-Institut für Ressourcenforschung und die TU Bergakademie Freiberg weiter bohren. Das ergab sich nach einer ersten Probe im vergangenen Jahr und der Untersuchung des damals gewonnenen Materials. Philipp Büttner vom Helmholtz-Institut koordiniert das Forschungsvorhaben. Er informiert, was dort geschieht.

Was ist das Besondere an den neuen Bohrungen in Altenberg?

Die Firma Pruy aus Schönheide im Erzgebirgskreis wendet hier ein sogenanntes Sonic-Verfahren an. Dabei arbeitet sie mit Ultraschall, um die Bohrer in den Boden zu treiben. Das hat aber keinen Einfluss auf die Bohrkerne. Das sind Gesteinsproben in Hülsen, die jeweils einen Meter lang sind. Sie werden aus dem Untergrund geholt und im Labor weiter untersucht.

Was genau ist auf der Tiefenbachhalde geplant?

Die Forscher setzen zehn Bohrungen an. Nach deren Auswertung soll ein dreidimensionales Computermodell entstehen, das zeigt, wo welches Material in der Halde lagert. Die Bohrungen sind bis Ende April geplant. Sie gehen bis zum Grund der Halde. An manchen Stellen werden Tiefen von 15 Metern erreicht, an den tiefsten Punkten auf der Talseite sogar bis zu 40 Meter.

Warum wird gerade auf der Tiefenbachhalde weiter geforscht?

Die Wissenschaftler haben vergangenes Jahr auf vier Halden im Erzgebirge Proben genommen. Jetzt lassen sie in Freiberg die David-Schacht-Spülhalde weiter untersuchen und die Tiefenbachhalde. In erster Linie gab dafür der restliche Zinngehalt in Altenberg den Ausschlag. Aber auch andere Rohstoffe wollen die Forscher analysieren, beispielsweise prüfen, ob Glimmer aufbereitet werden kann zur Lithiumgewinnung. Sie suchen auch nach Möglichkeiten, Wolfram und Molybdän zu gewinnen. Es geht darum, einheimische Rohstoffquellen zu erkunden.

Das ist Teil eines deutschlandweiten Forschungsvorhabens, bei dem die 20 größten Halden in Sachsen untersucht werden. Parallel arbeiten Wissenschaftler im Saarland, in Thüringen und im Harz an ähnlichen Erkundungen.

Wie gehen die Forscher mit problematischen Inhalten um?

Die Halde in Altenberg enthält das giftige Arsen und radioaktives Thorium. Die Wissenschaftler erforschen daher auch, ob es bei einer Nutzung der Halde möglich wäre, die problematischen Inhaltsstoffe abzusondern. Der Boden hätte danach eine geringere Belastung als jetzt. Die Frage lautet, ob ein Abbau auch zur Sanierung der Halde dienen kann. Dabei hat die Altenberger Halde den niedrigsten Arsengehalt von den vier bisher untersuchten Halden im Erzgebirge. Auch Thorium ist nach bisherigen Erkenntnissen nicht in kritischen Mengen enthalten, informiert Büttner.

Was passiert mit den Bohrkernen aus Altenberg?

Sie werden nach Freiberg gebracht. Das Institut für mechanische Verfahrenstechnik und Aufbereitungstechnik wird sie untersuchen, ebenso das Institut für technische Chemie. Sie suchen nach Verfahren, um die enthaltenen Rohstoffe aus dem Haldensand zu lösen. Das können chemische Verfahren sein, aber auch der Einsatz von Bakterien.