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Das 100-Millionen-Ding

Wirtschaft. Die Planungen für ein Heizkraftwerk der Sachsenmilch-Molkerei, in dem behandelter Abfall verheizt werden soll, nehmen Gestalt an.

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Von Andreas Rentsch

Die Investitionssumme passt zu Europas größter Molkerei. Rund 100 Millionen Euro will die Sachsenmilch AG an ihrem Standort in Leppersdorf investieren, um nahezu unabhängig von Energielieferanten zu werden. Gebaut werden soll ein Kraftwerk, in dem so genannte Ersatzbrennstoffe (EBS) aus behandeltem Abfall verheizt werden.

Diskretion von Anfang an

„Die Entscheidung für die Realisierung der EBS-Anlage ist gefallen“, teilt Sachsenmilch-Werksleiter Roland Cloidt auf SZ-Anfrage mit. „Wir befinden uns im Planungsstadium und führen bereits konkrete Gespräche mit Lieferanten und Anlagenbauern.“ Damit nimmt ein Projekt Gestalt an, das schon seit Monaten in aller Diskretion vorbereitet wird. Selbst jetzt sind noch nicht alle technischen Daten des Kraftwerks bekannt. Klar ist: Die Anlage ist für eine Feuerungswärmeleistung von zweimal 65 Megawatt ausgelegt und könnte damit rund 90 Prozent des gesamten Sachsenmilch-Energiebedarfs an Strom und Wärme decken. Der dafür nötige vorsortierte und gepresste Abfall soll aus mechanisch-biologischen Aufbereitungsanlagen kommen, die von sächsischen Kommunen oder den mit ihnen verbundenen Entsorgungsfirmen betrieben werden, so Cloidt weiter.

Über die Qualität dessen, was in den Öfen schließlich verbrannt wird, sorgen sich allerdings die Anwohner. Wachaus Bürgermeister Michael Eisold (CDU): „Zurzeit kann ich diese Bedenken nicht entkräften.“ Ab dem 14. Juni könnte das versucht werden – dann nämlich, wenn der Wachauer Gemeinderat den Billigungs- und Auslegungsbeschluss für den B-Plan fasst und die „frühzeitige Beteiligung“ der Öffentlichkeit beginnt. Spätestens dann, sagt Eisold, wäre es gut, mehr über die technischen Daten der Anlage zu wissen.

Aus Sicht des Unternehmens ist das weitere Vorgehen klar: „Die Antragsunterlagen sollen Ende des vierten Quartals eingereicht werden“, so Cloidt. Es handele sich um einen Genehmigungsantrag auf Grundlage des Bundesimmissionsschutzgesetzes (BImSchG). Zuständig ist das Regierungspräsidium Dresden. Deren Sprecherin Grit Birner sagt, sie könne keine weiteren Informationen geben, da bisher kein Antrag vorliege. „Wir hoffen, dass alles ordentlich geprüft wird“, sagt Michael Eisold. Der Zeitplan der Sachsenmilch indes ist eng gesteckt: Der Betriebsbeginn sei für Anfang 2009 vorgesehen, heißt es.

Umweltschützer wie die Grüne Liga Sachsen haben bereits vor einem halben Jahr ihre ablehnende Haltung deutlich gegenüber dem Millionenprojekt gemacht. Deren Abfallexperte Holger Metzner sagt, man sei von Anfang an gegen die Verbrennung von Müll gewesen. „Das ist Rohstoffvernichtung.“ Sein Vorschlag: Das Unternehmen solle stattdessen lieber Holz-Pellets verbrennen, um Energie zu erzeugen.

www.sachsenmilch.de