Das älteste Ehepaar von Neuwiese

Von Silke Richter
Neuwiese. Erst wenn man genau weiß, wie die Enkel ausgefallen sind, kann man beurteilen, ob man seine Kinder gut erzogen hat.“ Wenn Thea Fabian auf dieses Zitat des deutschen Schriftstellers Erich Maria Remarque schaut, huscht ein zufriedenes und glückliches Lächeln über ihr Gesicht. Die 81-Jährige hat diese Lebensweisheit fein säuberlich mit der Hand auf ein weißes Blatt Papier geschrieben, das immer griffbereit liegt. Fast scheint es so, als sei dieses kleine Stück Papier ein Liebesbeweis, aber gleichsam auch eine Botschaft für die Nachkommen in der Familie.
„Man muss zusammenhalten. Das Miteinander war uns schon immer sehr wichtig und sollte in jede Generation weitergetragen werden“, meint Thea Fabian. Ein Teil der Familie wohnt in Neuwiese. Die Angehörigen leben quasi in der Nachbarschaft zusammen. Da leben sich Gemeinsamkeiten einfacher, wie zusammen essen, Feste feiern, reden, Probleme lösen und natürlich viel Spaß zusammen haben. An Wochenenden und zu besonderen Anlässen bäckt Thea Fabian dann auch schon mal 30 Pfannkuchen und mehr in der Küche. Die Eierkuchen sind auch beim traditionellen Anbaden zu Neujahr im Neuwieser Mühlgraben seit Jahren sehr beliebt.
Alles hat wunderbar gepasst
Seit 60 Jahren wohnt das Ehepaar in Neuwiese. Momentan ist es laut eigener Aussage das älteste Ehepaar im Dorf. Kennengelernt haben sich die Beiden beim Tanz in Lauta-Dorf im ehemaligen Gasthaus „Zur deutschen Eiche“. Es habe von Anfang an alles wunderbar zwischen ihnen gepasst, sowohl menschlich als auch optisch und charakterlich.
Natürlich gibt es in 60 Ehejahren nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen. Das gehöre einfach dazu, meint Manfred Fabian und lächelt dabei seine Ehefrau liebevoll an. Viel Zeit zum Streiten sei angesichts der vielen Arbeit im Garten und auf dem Feld gar nicht geblieben. Die gemeinsame verbliebene Zeit habe man lieber für bessere Dinge genutzt. Thea Fabian greift nach einem Familienbild, auf dem sie und ihr Ehemann Manfred sowie die Kinder, Partner und Enkel zu sehen sind. Das Foto entstand vor zehn Jahren, als das Ehepaar Goldene Hochzeit feierte. Wenn die 81-Jährige über ihre Kinder und Enkel spricht, schwingt sichtlicher Stolz in ihrer Stimme mit.
Zum heutigen Jubiläum hat sich die Familie etwas ganz Besonderes einfallen lassen: In geheimer Mission wurde ein grüner Jubiläumskranz aus Tannenzweigen, Moos und Reisig gebunden, den Enkeltochter Christin, passend zur Diamantenen Hochzeit, mit LED-Sternen geschmückt hat, die an Abenden am Hoftor leuchten und offenbaren: Hier wird eine Diamantene Hochzeit gefeiert! Und weil ein 60-jähriges Ehejubiläum durchaus auch mit einem Polterabend begangen werden kann, durfte der fünfjährige Enkelsohn Bruno Anfang dieser Woche ein paar Teller auf den Boden im Hof werfen, deren Überreste Opa Manfred beräumte. So will es die Tradition. Und Scherben sollen weiteres Glück bringen.
Zum 60. Ehrentag am heutigen Donnerstag geht es zuerst in die Johanneskirche in Hoyerswerda, bevor die Festgesellschaft auf der Burg in Mortka den Nachmittag verbringt. Danach wird zu Hause noch ein bisschen weitergefeiert. TAGEBLATT gratuliert ganz herzlich!