Steine sind gefühllos. Aber bei Denis Riese sorgen sie für große Emotionen. Er ist Wortführer der Bürgerinitiative, die sich in Gebelzig gegen den angedachten Gesteinsabbau wehrt. Vergangenes Jahr sind hunderte Menschen aus der ganzen Region zum Protestmarsch aufgebrochen – bis es im Winter zu kalt geworden ist. Politiker, Geistliche, Landwirte, alle sind gemeinsam auf die Straße gegangen. Jetzt gehen die Demos in Gebelzig weiter. Am Montagabend sind die Bürger erneut protestierend über die Landstraßen gezogen.

Der 500 Seelen zählende Ort in der Gemeinde Hohendubrau gibt nicht auf, kämpft weiter gegen die Pläne der Hartsteinwerke Ostsachsen. Und das sorgt weit über die Kreisgrenzen hinaus für Aufsehen. Gebelzig wird zum Sinnbild, was Bürgerprotest erreichen kann. Und weil das die Bürger dort wissen, sollen die Demos in diesem Jahr einen ganz besonderen Dreh bekommen. Demonstrieren soll nämlich auch Spaß machen. Wie das geht, erklärt der Initiator in der Sächsischen Zeitung.
Herr Riese, die Proteste gegen den
Grauwackeabbau gehen weiter.
Welche Ziele hat sich die Bürgerinitiative Pro Gebelzig für 2013 gesetzt?
Man sollte die Geschichte endlich zu einem positiven Abschluss für die Region bringen. Das war zwar bereits für vergangenes Jahr erhofft, hat sich aber nicht erfüllt.
Welche Möglichkeiten hat Gebelzig noch, sich gegen den Grauwackeabbau zu wehren?
In diesem Jahr sind Bundestagswahlen. Diese Gelegenheit wollen wir nutzen, um die Abgeordneten der Region für unser Anliegen erneut zu sensibilisieren. Denn Bergrecht ist immerhin Bundesrecht. Das Bergrecht benötigt seit vielen Jahren eine Überarbeitung, weil es die Interessen der betroffenen Menschen zu wenig berücksichtigt. Beim aktuellen Bergrecht steht im Vordergrund, dass der Abbau gewährleistet wird.
Gibt es denn Gespräche mit
den Hartsteinwerken Ostsachsen?
Die Firma war in den vergangenen fünf Jahren zweimal zu Gesprächen, zu denen die Gemeinde eingeladen hatte, anwesend. Die dort gemachten Aussagen haben uns nicht zufriedengestellt und unsere schlimmsten Befürchtungen zum geplanten Abbau übertroffen.
Was ist nach der heutigen Demo für die Folgemonate geplant?
Wir wollen erst mal sehen, wie die Montagsdemos laufen, und schauen, ob wir erneut mit reger Teilnahme wie im vergangenen Jahr rechnen können oder ob die Menschen mittlerweile abgestumpft sind wegen diesem Thema. Am 25. Mai wird es ein Protestkonzert „Gebelzig rockt den Tagebau“ auf dem Schlossplatz geben. Da wird die Band Monokel Kraftblues aus Berlin spielen.
Wie sind Sie an die rangekommen?
Das hat der Herr Morche, ein Landwirt aus Ober Prauske, initiiert, der die Gruppe kennt.
Soll das Konzert neuen Schwung
in den Protest bringen?
Es soll eine andere Form sein, für die Problematik Festgesteintagebau Gebelzig zu sensibilisieren. Vielleicht können wir auf diesem Wege mehr Menschen erreichen.
Vielleicht auch Jüngere?
Nicht nur, die sind sich schon bewusst darüber, was das zu bedeuten hat. Das zeigt die zurückgehende Geburtenrate und die zurückhaltende Bautätigkeit im Umland um den geplanten Tagebau.
Sind Sie zufrieden mit dem
bisher Erreichten?
Ja und nein. Ja, weil wir es bis heute erreicht haben, dass der Tagebau noch nicht aufgeschlossen ist. Nein, weil noch nicht absehbar ist, wie lange sich die Ungewissheit für die Region noch hinziehen wird. Derzeit sind trotz mehrfacher Aufforderung durch das Sächsische Oberbergamt in Freiberg noch nicht alle Antragsunterlagen des Unternehmens HWO Hartsteinwerke Ostsachsen GmbH aus dem baden-württembergischen Osterburken vorgelegt. Hier ist die noch immer nicht vorliegende Staubemissionsprognose zu nennen.
Was hat es damit auf sich?
Die im Jahre 2011 vorgelegte Prognose als Bestandteil der Ergänzungsunterlagen wurde durch die Untere Umweltschutzbehörde des Landkreises Görlitz wegen Überschreitung der zulässigen Grenzwerte abgelehnt. Der Argumentation des Landkreises folgte das Sächsische Oberbergamt.
Was würden Sie sich denn wünschen?
Dass man dieses Jahr der Region um Gebelzig die Gewissheit für eine unbeschwerte Zukunft ohne Tagebau gibt.
Sind Sie ein Grauwackebetroffener?
Ja, ich lebe selbst im angrenzenden Wohngebiet. Die Lkw würden bei uns am Haus vorbeirollen auf dem Weg zum Tagebau.
Wird Gebelzig auch 2013 von
Politikern und anderen unterstützt?
Wir hoffen auf dieselbe positive Zusammenarbeit wie in den vergangenen Jahren. Kathrin Kagelmann von der Linken, der Grünen-Abgeordnete Stephan Kühn aus dem Bundestag und der CDU-Abgeordnete Peter Schowtka. Wir wünschen uns auch eine rege Teilnahme der umliegenden Gemeinden, die uns bisher unterstützt haben.
Das Gespräch führte Katja Schlenker