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Das blaue Wunder

In ganz Deutschland gibt es nur noch sehr wenige Blaudruckereien. Cordula Reppe in Pulsnitz will dem alten Handwerk neuen Schwung verleihen.

Von Miriam Schönbach
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Kräftig schlagen: Cordula Reppe ist die Chefin der Blaudruckwerkstatt in Pulsnitz. Hier zeigt sie, wie mit einer Model das Muster auf den Stoff kommt.
Kräftig schlagen: Cordula Reppe ist die Chefin der Blaudruckwerkstatt in Pulsnitz. Hier zeigt sie, wie mit einer Model das Muster auf den Stoff kommt. © Matthias Schumann

Pulsnitz. Tief hängen graue Schwaden in Pulsnitzer Blaudruckwerkstatt. Cordula Reppe öffnet den gusseisernen Bollerofen und legt ein Holzscheit nach. „Sie werden gleich ihr blaues Wunder erleben“, sagt sie fröhlich und geht zu einem gigantischen, im Boden versenkten Topf. Die Färberküpe, wie die Expertin dazu sagt, zeigt zuerst nur ein blaues Wasserbad mit einem Metallreifen an einem Seil. Diesen Strick zieht die Pulsnitzerin mit einer Kurbel nach oben. Langsam kommt die in Falten gelegte Stoffbahn aus dem farbigen Nass. Sie ist frühlingsgrün. – Cordula Reppe lässt dem Staunen genügend Raum. „Was gut grünt, wird gut blau, drauf ist Gott Vertrauen. Das wussten schon Generationen unserer Vorfahren“, sagt die 57-Jährige. Erstmals in Deutschland erwähnt eine Augsburger Chronik 1689 das Handwerk. Seine Blütezeit erlebt es im 18. und 19. Jahrhundert. Die Industrialisierung bringt das aufwendige Verfahren in Vergessenheit. Nun erhoffen sich die wenigen Blaudrucker Deutschlands, dass mit der Aufnahme auf die Unesco-Liste des Immateriellen Kulturerbes das fast vergessene Handwerk neuen Schwung bekommt.

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