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Das Brautkleid kommt zu neuen Ehren

Steter Tropfen höhlt den Stein. Dreimal schon hat Jens Dehmel, der Präsident des Carneval Clubs Löthain (LCC), das Ehepaar Thiel aus Ziegenhain angesprochen, ob sie nicht zum Fasching das Prinzenpaar geben könnten.

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Von Jürgen Müller

Steter Tropfen höhlt den Stein. Dreimal schon hat Jens Dehmel, der Präsident des Carneval Clubs Löthain (LCC), das Ehepaar Thiel aus Ziegenhain angesprochen, ob sie nicht zum Fasching das Prinzenpaar geben könnten. Jetzt endlich hat es geklappt. „Herr Dehmel hat uns bei einer Tanzveranstaltung beobachtet und meinte, wir würden ein gutes Prinzenpaar abgeben“, sagt Manja Thiel. Die 37-Jährige fühlte sich geschmeichelt, hatte sich das insgeheim schon immer mal gewünscht. Spontan sagte sie zu. Und hatte die Rechnung ohne ihren Mann gemacht. Der jedoch wollte nicht. „Ich stehe woanders genug im Mittelpunkt“, sagt Marcus Thiel.

Auf´s Kleid getreten

Damit war das Thema eigentlich gegessen. Im Vorjahr klappte es auch nicht, da waren die beiden Thiels mit ihren Kindern Celina (10) und Philipp (16) im Skiurlaub. Aber die Löthainer ließen nicht locker. Es wäre doch schön, wenn es mal ein Prinzenpaar aus Ziegenhain gäbe. Schließlich findet dort jedes Jahr eine Faschingsveranstaltung des CCL statt, die immer sehr gut besucht ist. Marcus Thiel ließ sich schließlich breitschlagen. „Ich hab´s gemacht, um meiner Frau einen Gefallen zu tun. Frauen quengeln doch immer so lange, bis sie ihren Willen durchgesetzt haben“, sagt der 38-Jährige und lacht. „Wir sind nicht die großen Faschingsgänger, gehen aber jedes Jahr einmal zum Fasching nach Ziegenhain. Das Programm ist immer sehr schön, außerdem tanzen wir sehr gerne“, sagt die frisch gebackene Prinzessin. Und ihr Mann pflichtet bei: „Auch Sportverein, Heimatverein und Feuerwehr engagieren sich im Ort. Dann sollte man diese Angebote auch nutzen“, sagt er, der selbst stellvertretender Wehrleiter der Ziegenhainer Ortsfeuerwehr ist. Mehr Fasching muss für ihn aber ansonsten nicht sein. Einige seiner Kollegen wollten schon mal mit ihm zum Karneval nach Köln fahren. Marcus Thiel lehnte das ab. „Dieser Trubel ist nicht mein Ding.“

Zum Auftakt in Groitzsch ging es nicht so turbulent wie in Köln oder Mainz zu. Das Prinzenpaar meisterte seinen ersten Auftritt souverän. Und auch Tochter Celina hatte eine Hauptrolle. Sie ist in diesem Jahr die Kinderprinzessin. „Sie und ihr Kinderprinz haben das richtig gut hingekriegt. Ich glaube, die Kinder waren nicht halb so aufgeregt wie wir“, sagt Marcus Thiel. Das große Prinzenpaar hingegen hatte ein paar kleine Probleme, ausgerechnet beim Tanzen. „Irgendwie war das Kleid zu lang, ich bin jedenfalls immer draufgetreten. Ich glaube aber, das hat keiner gemerkt“, sagt Marcus Thiel. Dabei kennt er das Kleid ja bestens, schließlich ist es das Hochzeitskleid seiner Frau. Zuletzt trug sie es vor fünfeinhalb Jahren, wollte es nach der Hochzeit eigentlich verkaufen. „Zum Glück habe ich das nicht gemacht. So kam es jetzt zu neuen Ehren“, sagt sie. Die Kleider, die im Fundus waren, sagten ihr jedenfalls nicht so richtig zu.

Macht es den beiden was aus, dass sie ein Prinzenpaar aus einer anderen Gemeinde sind? „Nö“, sagt Manja Thiel, „die meisten anderen Faschingsgänger kennen wir ja von früheren Veranstaltungen.“ Besonders freuen sie sich auf die Veranstaltung in Ziegenhain. „Die ist immer ausverkauft, und wir haben sozusagen Heimvorteil‘“, sagt Marcus Thiel. Dass es in Ketzerbachtal keinen eigenen Faschingsverein gibt, findet er nicht schlimm. „Fasching muss gelebt werden, da kann man nichts aus dem Boden stampfen. Und die Beteiligung an den Veranstaltungen zeigt ja eigentlich, dass die Region einen weiteren Verein kaum verkraften könnte“, so der Ziegenhainer.

Nun regieren also „Ausländer“ bis zum Aschermittwoch die Gemeinde Käbschütztal. Und was würden sie anders machen, hätten sie tatsächlich die Macht? Marcus Thiel überlegt lange. „Das ist sicher schwierig, über eine andere Gemeinde zu urteilen. Aber dass der Faschingsverein keinen Saal hat, in dem er seine Veranstaltungen durchführen kann, das geht gar nicht, das würde ich versuchen zu ändern.“

Ein Geheimnis bleibt

Zur Auftaktveranstaltung in Groitzsch brach das Paar schon um 23 Uhr auf. Marcus Thiel musste am nächsten Morgen zu einer Messer nach Hannover fahren, da war um 4 Uhr Aufstehen angesagt. Sollte es mal partout nicht klappen mit dem Auftritt zu einer Veranstaltung, dann ist schon für Ersatz gesorgt. Der Prinz des vorjährigen Prinzenpaares hat angeboten, ihn zu vertreten.

Eine Frage bleibt am Ende offen. Wie hat Manja Thiel ihren Mann eigentlich überredet? „Sie hat mir etwas versprochen“, sagt der und lächelt hintersinnig. Was, das verrät er nicht. Lassen wir den beiden ihr Geheimnis.